Am Ende der Saison 2012 hatte das fahrende Denkmal Valentino Rossi einige üble Kratzer abbekommen. In den vorangegangenen beiden Jahren war er vom Titelanwärter auf Yamaha zum Mittelfeldpiloten bei Ducati abgestürzt. Kein einziger Sieg in zwei Saisons, nur drei Podiumsplatzierungen, die Ränge sechs und sieben in der Weltmeisterschaft - das hatte es in der Karriere des Superstars noch nie gegeben. Rossi war zu diesem Zeitpunkt 33 Jahre, also in einem Alter, in dem viele Piloten nach einer derartigen Durststrecke wohl entnervt den Helm an den Nagel hängen würden.

Vor allem ein Fahrer wie Valentino Rossi, der in seiner Karriere bereits neun Weltmeistertitel, davon sieben in der Königsklasse gewinnen konnte, hatte eigentlich nur wenig Grund, noch einmal die Mühen auf sich zu nehmen und eine Rückkehr an die Spitze zu versuchen. Doch der Mann mit der gelben Startnummer 46 tat genau das. Denn er war nach wie vor überzeugt von seinem eigenen Können, konnte es auf der Ducati nur nicht umsetzen und wagte so den Wechsel zurück zu Yamaha.

Trotz akribischer Arbeit fühlte sich Rossi auf der Ducati nie wohl, Foto: Ducati
Trotz akribischer Arbeit fühlte sich Rossi auf der Ducati nie wohl, Foto: Ducati

"Ich hatte zwei schwierige Jahre bei Ducati. Viele Leute haben geglaubt, dass ich schon zu alt bin, um noch erfolgreich zu sein", erinnert sich Rossi im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP zurück an die härteste Zeit seiner so erfolgreichen Laufbahn. "Ich habe aber gefühlt, dass das nicht stimmt. Also musste ich beweisen, dass ich noch gewinnen und an der Spitze mitkämpfen kann. Das hat mir viel Motivation gegeben. Denn ich fahre natürlich für meine Fans, meine Freunde, meine Familie und all die Leute, die mit mir arbeiten. In erster Linie aber für mich selbst."

Ein neuer Rossi

Um den Anschluss an die deutlich jüngeren Kontrahenten an der Weltspitze wieder zu finden musste aber auch Rossi mächtig Zeit und Mühe investieren. "Es steckt viel Arbeit zuhause dahinter, eine Menge Training", bestätigt der Altmeister. "Ich versuche ständig meinen Fahrstil und meine körperliche Verfassung zu verbessern."

Ein Arbeitseifer, den man von Rossi früher zwar auf der Strecke kannte, der abseits davon aber nur schwer vorstellbar war. Der 36-Jährige stammt noch aus einer Rennfahrergeneration, die Fitnesstraining und richtiger Ernährung wenig bis keine Bedeutung zumaß. "Ich bin immer noch ein bisschen einer dieser Oldschool-Racer. Zum Glück! Wenn man Teil der MotoGP sein will, muss man sich aber an die veränderten Gegebenheiten hier anpassen, sonst kann man gleich zuhause bleiben", erklärt er die Umstellung.

Die jüngere Generation um Marc Marquez, Jorge Lorenzo oder Dani Pedrosa sei schließlich in allen Bereichen auf dem maximalen Level: "Das Niveau der Fahrer ist jetzt viel höher. Alle Piloten arbeiten in jedem möglichen Bereich wirklich hart an sich. Früher ging es nur um das Motorradfahren, jetzt ist auch wichtig was man isst und wie man trainiert. Da hat sich in den letzten Jahren viel geändert, aber mich stört das nicht."