Philipp, in der Moto2 gibt es 2019 eine gravierende Änderung mit der Einführung der neuen Triumph-Einheitsmotoren. War es dir wichtig, in diesem Jahr aufzusteigen, weil die Karten auch für die etablierten Piloten dieser Klasse neu gemischt werden? Oder war es für dich nach sechs Jahren in der Moto3 ohnehin Zeit für den Aufstieg?

Philipp Öttl: Es war ohnehin schon so weit, dass ich aufsteigen wollte. 2017 war das noch nicht der Fall, weil ich unbedingt ein Rennen in der Moto3 gewinnen wollte. Als mir das im vergangenen Jahr in Jerez gelungen ist, war mir klar, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für den Aufstieg gekommen ist. Mit den neuen Motorrädern hatte das nichts zu tun, denn ich denke, dass das keinen allzu großen Unterschied für die etablierten Piloten machen wird. Moto2 ist Moto2 und die Reifen bleiben ja auch gleich. Für mich persönlich war der Sieg ausschlaggebend für den Aufstieg.

Wie hast du dich im Winter auf die neuen Herausforderungen vorbereitet?

Philipp Öttl: Natürlich musste ich mein Training ein bisschen anpassen. Ich habe alles ein wenig kürzer, aber dafür intensiver gehalten. Du musst die Muskeln schärfer machen, denn die Moto2 ist schon deutlich schwerer als die Moto3. Ich habe also ein paar Kilo zugenommen, bin aber noch immer am unteren Gewichtslimit. Im Hinblick auf die Umstellung des Fahrstils, bin ich diesen Winter öfter Motorrad gefahren - vor allem Supermoto und 600er. In der Moto3 hatte ich den notwendigen Fahrstil nach den vielen Jahren verinnerlicht, aber in der Moto2 musst du schon einiges anders zu machen. Das habe ich versucht, mir durch viel Motorrad fahren beizubringen.

Wie sieht denn diese Fahrstilumstellung bei dir konkret aus?

Philipp Öttl: Du musst mit deutlich mehr Hang-off fahren, damit du den Körperschwerpunkt weiter nach innen bekommst. Wenn man das beherrscht, dann fährt sich die Moto2 schon ganz gut. Ich habe versucht, genau das mit Supermoto und auf den Standard-600ern zu üben. Das Grundprinzip sollte ich nun draufhaben, aber wie sehr sich das dann auf den Einsatzmotorrädern umsetzen lässt, werde ich erst beim Test merken.

Wie viele Testtage hast du vor Saisonstart noch?

Philipp Öttl: Wir sind jetzt fünf Tage hintereinander in Jerez, weil wir vor dem offiziellen IRTA-Test noch zwei private Testtage dort einlegen. Danach geht es nach Katar zum zweiten offiziellen Test. Alles in allem haben wir also noch acht Testtage, bevor es zum ersten Rennen geht.

Du konntest im Vorjahr schon einen Test bestreiten. Wie fahren sich die neuen Triumph-Motoren?

Philipp Öttl: Ich bin ja auch die alten Honda-Motoren noch gefahren und kann daher sagen, dass die Triumph deutlich mehr Leistung hat. Die neuen Bikes schieben ordentlicher an und es fährt sich eigentlich ganz cool.

Wie viele Runden hast du auf dem neuen Moto2-Bike schon auf dem Kasten?

Philipp Öttl: Insgesamt vielleicht knapp 120 Runden. Leider waren nicht so viele aussagekräftige Testtage dabei, weil es geregnet hat oder wir auf auftrocknender Piste gefahren sind. Wir brauchen daher jetzt ein paar vollkommen trockene Tage, damit wir anständig testen können.

Du musst dich ja nicht nur auf eine neue Klasse einstellen, sondern auch auf ein neues Team. Nach sechs Jahren im kleinen Ein-Mann-Team deines Vaters fährst du jetzt bei Tech3, einem der größeren Rennställe der WM. Wie gut kommst du in diesem neuen Umfeld zurecht?

Philipp Öttl: Es laufen auf jeden Fall viele Dinge anders, aber ich habe mich schon beim ersten Test wohl gefühlt. Die Stimmung ist gut, auch wenn ich die Leute noch besser kennenlernen muss. Mit meinem Cheftechniker komme ich bereits sehr gut aus und wir sind auf einer Wellenlänge. Ich muss aber noch viel lernen hier, zum Beispiel auch im Bereich Elektronik, der ja jetzt auch auf mich zukommt.

Was erwartest du von deinem ersten halben Jahr in der Moto2?

Philipp Öttl: Schwierig zu sagen. Ich hoffe einfach, dass ich eine gute Entwicklung in Richtung der Punkteränge mache und eine gute Basis mit dem Motorrad finde. Wenn wir unser Bestes geben, dann fahren wir sicher auch gute Ergebnisse ein.