Sebastian Vettel fordert eine gründliche Aufarbeitung des heftigen Unfalls Romain Grosjeans kurz nach dem Start des Bahrain Grand Prix 2020. Der Haas-Pilot war nach Kurve drei des Formel-1-Rennens in Sakhir mit 221 km/h frontal in eine etwas vorstehende Leitplanke auf der rechten Seite der Strecke gekracht. Die Gewalt des Aufpralls ließ das Metall nachgeben. In letzter Konsequenz riss das den Boliden in zwei Teile, als ein großer Brand gelöscht war zeigte sich deutlich, wie die Überlebenszelle des Boliden samt Halo noch mitten in der Leitplanke steckte.

„Ich habe mir die Bilder nicht wirklich viel angesehen, weil ich das nicht wollte, aber die Hauptsache ist, dass er da herausgekommen ist“, sagte Ferrari-Pilot Vettel nach dem Rennen erst einmal in voller Erleichterung. Gewundert habe ihn Grosjeans Selbstrettung allerdings. „Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, wie er das geschafft hat“, sagte Vettel angesichts der Bilder.

Sebastian Vettel nach Crash: Leitplanke darf nicht brechen

Denn so viel hatte Vettel dann doch gesehen. „Ich habe nicht viel gesehen, aber genug, um zu sehen, dass da ein Loch in der Leitplanke war“, sagte Vettel. Soweit dürfe es unter keinen Umständen kommen, kritisierte der vierfache Weltmeister, wie Grosjean selbst Funktionär der Fahrergewerkschaft GPDA. „Die Leitplanke darf nicht versagen“, betonte Vettel.

Wie sicher sind Leitplanken in der Formel 1? (18:19 Min.)

„Es ist gut, dass die Autos sicherer sind, als sie es in der Vergangenheit waren, aber die Leitplanke sollte nicht versagen und das Auto sollte auch nicht auf solche Art und Weise Feuer fangen“, ergänze Vettel. „Ich sehe nicht, warum und wie die Leitplanke auf eine Weise versagen kann, dass das Auto sogar durchbricht, steckenbleibt und es den hinteren Teil des Autos vom vorderen abreißt, was dann natürlich den Benzintank offenlegt und das Feuer entfacht. Das darf nicht passieren.“

Vettel auch um Marshalls besorgt: Begeben sich für uns in Gefahr

Vettel weiter: „Es gibt viele Vorkehrungen, damit es nicht Feuer fängt, also keine Ahnung, was da passiert ist. Es ist zu diesem Zeitpunkt schwer zu sagen, aber die Hauptsache ist, dass er da herausgekommen ist.“

Dem Ferrari-Piloten geht es dabei nicht nur um Grosjean, sondern auch die Streckenposten hinter der Begrenzung. Vettel: „Da sind auch Leute hinter der Leitplanke. Wenn das Auto durchbricht und nicht von der Leitplanke aufgehalten wird, dann muss es etwas Stärkeres geben als die Leitplanke. Die Marshalls dahinter arbeiten da freiwillig für uns und setzen sich einer großen Gefahr aus. […] An solchen Stellen sollten wir also vielleicht andere Schutzmaßnahmen haben.“

Vettel & Wolff fordern Unfallforschung & Optimierung

Deshalb fordert Vettel nun eine Aufarbeitung. „Ob man da die Leitplanke hätte anders installieren können in einem anderen Winkel. Und warum das Auto sich da direkt geteilt hat und gleich in Flammen aufgegangen ist“, so Vettel. Toto Wolff stimmte zu. "Wir müssen analysieren, wie wir die Barrieren für die Zukunft so optimieren können. Auch der Tank sollte intakt bleiben, das Auto sollte nicht so brechen. Das Heck sollte mit dem Motor abbrechen und der Motor nicht am Chassis bleiben", forderte der Mercedes-Motorsportchef.

Besonders schockierend sei gewesen, dass das Monocoque in der Leitplanke stecken geblieben sei. "Man mag sich nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn wir keinen Halo hätten, er bewusstlos gewesen wäre oder keinen Platz gehabt hätte, um aus dem Auto zu kommen", sagte Wolff. "Ich habe keinen Zweifel, dass die FIA mit ihren Tools die Sicherheit der Fahrzeuge verbessern kann und die der Strecken noch mehr."

FIA hat Untersuchung bereits gestartet

FIA und Formel 1 haben eine Analyse bereits angekündigt. „Ich bin sicher, dass wir eine gründliche Untersuchung vornehmen werden, um zu verstehen, was wir daraus lernen können. Denn, dass sich eine Barriere derart teilt, ist ganz sicher nicht das, was wir sehen wollen“, sagte Ross Brawn, Sportchef der Formel 1 bei Sky Sports F1.

Auch FIA-Rennleiter Michael Masi sicherte bereits eine Aufarbeitung zu. Das sei seitens der FIA ohnehin bei jedwedem Vorfall vorgesehen, so der Australier. Masi weiter: „Unsere technischen Abteilungen haben bereits begonnen, jede Menge Fotografien anzufertigen und das Auto zu verstehen, sobald es zurück beim Team war. Dann wird es eine vollständige Analyse von allem, in jedem feinsten Detail geben, um zu sehen, was wir lernen können. Sicherheit ist immer in Entwicklung, verbessert sich immer weiter.“

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