Schafft Renault noch die Trendwende im Kampf mit McLaren um Rang vier der Teamwertung der Formel 1? Nach einer großen Aufholjagd in Monza büßten die Franzosen zuletzt in Singapur wieder Punkte ein. 22 Zähler gilt es nun binnen sechs Rennen, Start am Wochenende in Russland, aufzuholen. Ein ganz schöner Batzen. Doch insgesamt scheint die Tendenz im gelben Lager zu passen. Das stimmt Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg zuversichtlich.

"Ich denke, es ist eine Kombination daraus, dass das Team das Auto jetzt besser versteht und dass ich mich selbst im Auto und Team wohler fühle", beschreibt Ricciardo in Sotschi bei Motorsport-Magazin.com. "Ich weiß jetzt, was ich will und wir verstehen generell früher mehr. Wir sind im Training früher Herr der Lage, mussten die letzten Freitagabende nicht mehr so viel am Auto ändern. Nur ein paar Kleinigkeiten, aber wir mussten das Auto nicht mehr komplett umbauen."

Hülkenberg: 22 Punkte im Mittelfeld eine Menge

Heißt: Das war mal anders. Doch nun hat sich Renault gefunden. "Und ich denke, dass wir jetzt überall konkurrenzfähig sind", meint Ricciardo. "Natürlich haben wir noch immer unsere Stärken und Schwächen - Singapur war jetzt ja kein starker Kurs für uns. Aber schlecht war es auch nicht." Allerdings wolle Renault ja mehr als nur an den McLaren-Fight denken. "Aber die Top-3 waren da weit weg", hadert Ricciardo.

Das Augenmerk liegt gegenwärtig also wider Willen doch auch dem Kampf gegen McLaren. Jedes einzelne Wochenende, aber vor allem um P4 in der Meisterschaft. Angesichts von 22 Punkten Rückstand kein leichtes Unterfangen. "Das ist eine ganze Menge wenn du meist um P7 und P8 kämpfst. Denn da geht es ja immer nur um sechs Punkte", sagt Nico Hülkenberg. "Aber wir geben ganz gewisse nicht auf. Wir nehmen den Kampf an und versuchen, es hinzubekommen. Aber es ist ein hoher Berg zu erklimmen!"

Daniel Ricciardo: Renault nicht Favorit, können es aber schaffen

Ricciardo sieht das ähnlich, aber eine Spur optimistischer. "Wir können Vierter werden. Monza hat gezeigt, dass ein Wochenende alles ändern kann", erklärt er. Tatsächlich hatte Renault beim Italien GP sehr viel mehr als die von Hülkenberg genannten sechs Punkte für P7 geholt. "Wir müssen aber beide Autos in die Punkte bekommen", fordert Ricciardo dafür jedoch. "Und ich bin sicher, dass wir das können. Sie sind sicher noch der Favorit, aber wir können es schaffen!"

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Russland GP (10:47 Min.)

Erst in Singapur hätte Renault es schaffen können, so Ricciardo. Doch die Strafe wegen einer zu leistungsstarken MGU-K im Qualifying und ein Plattfuß im Rennen sorgten zumindest beim Australier für einen Nuller. Hülkenbergs zwei Punkte für P9 allein reichten nicht, um die McLaren-Ausbeute durch Lando Norris (P7) zu schlagen.

Sotschi: Renault und McLaren mit je einem Ass

In Sotschi soll - und muss - das anders laufen. Doch wie stehen die Aussichten auf der völlig anderen Strecke? "Wir haben das Paket. Unser Ziel ist, auf jeden Fall Punkte zu holen. Das Auto ist dazu in der Lage", meint Hülkenberg. "Es ist auch eine Powerstrecke und auf Powerseite sehen wir dieses Jahr recht stark und konkurrenzfähig aus. Das Streckenlayout mit vielen mittelschnellen und schnellen Kurven wird für uns allerdings etwas fordernder."

Genau dort ist ausgerechnet der McLaren stark. Reicht das also für Renault? Hülkenberg zweifelt. "Ich erwarte, dass McLaren hier auch wieder ziemlich schnell sein wird. Aber schauen wir wie die Basis morgen aussieht. Um am Sonntag zu punkten haben wir aber sicher alle Zutaten."

Ricciardo analysiert: Wo der McLaren besser ist

Auch Daniel Ricciardos Aussagen erscheinen vor dem Hintergrund der Strecke in Russland weniger optimistisch als seine generelle Einschätzung zum WM-Kampf. Eben weil die Strecke genau die in seinen Augen größte Stärke des MCL34 gegenüber dem R.S.19 betont. Ricciardo: "Sie sind mit viel Abtrieb sehr stark - und dann gleichzeitig wenig Luftwiderstand und guten Speed auf den Geraden zu haben. Bei ihnen sieht es aus, als hätten sie mittelgroßen Luftwiderstand, aber können das mit hohem Abtrieb hinbekommen. Sie sind da sehr effizient."