Von wegen letzte Startreihe: Nach pessimistischen Aussagen von Neu-Teamchef Ayao Komatsu beim Haas-Launch, konnte der VF-24 im Qualifying zum Großen Preis von Bahrain überraschen. Nico Hülkenberg gelang als einzigem Fahrer, der nicht zu einem der Top-5-Teams des vergangenen Jahres zählt, der Sprung ins Q3. Der Lohn: Startplatz zehn.

Doch die echte Herausforderung folgt erst am morgigen Renntag. Schon im vergangenen Jahr konnte Haas des Öfteren im Qualifying vorne mitkämpfen, Hülkenberg gelangen zehn Q3-Teilnahmen und in Kanada bis zu einer Startplatzstrafe sogar die Qualifikation in der ersten Startreihe. Im Rennen ging es für die US-Amerikaner dann aber fast nur rückwärts, der Reifenverschleiß machte dem VF-23 zu schaffen. Nur ein einziges Mal gelang Hülkenberg eine Punkteplatzierung im Grand Prix.

Haas-Pilot Nico Hülkenberg im Aston Martin-Sandwich hinter Fernando Alonso und vor Lance Stroll
2023 fuhr Haas im Rennen meist hinterher, Foto: LAT Images

Hülkenberg: Haas im Longrun klar verbessert

Der Herausforderung des Rennens war sich auch Hülkenberg selbst nach dem Qualifying bewusst: "Morgen wird der erste Härtetest." Der Emmericher zeigte sich jedoch optimistisch, dass auch bei der Achillesferse von Haas ein Schritt gelungen ist: "Das Auto fühlt sich während Longruns und Rennsimulationen besser an als an jedem Punkt im vergangenen Jahr."

Schon während der Testfahrten vergangene Woche hatte Haas einen großen Fokus auf die Performance im Renntrimm gelegt. Dies scheint sich bezahlt gemacht zu haben. "Wie sich die Aero-Charakteristik auf dem Longrun verhält, fühlt sich konstanter an. Es ist besser, es scheint, als gäbe es ein weiteres Fenster, in dem das Auto funktioniert, was natürlich besser für die Reifen ist", sagte Hülkenberg.

Haas-Fahrer Nico Hülkenberg
Hat Haas mit dem VF-24 den Reifenverschleiß in den Griff gekriegt?, Foto: LAT Images

Haas im Rennen ohne Chance gegen Top-5-Teams?

Dass im Rennen Punkte gelingen, sah Hülkenberg jedoch trotz der scheinbar erreichten Fortschritte als nur schwer erreichbar an, denn: "Wenn man sich die Lücke anschaut, scheint es klar die vordere Hälfte an Teams zu geben und die hintere Hälfte an Teams."

Worauf der 203-fache GP-Starter anspielte, ist klar: Die fünf Top-Teams Red Bull, Mercedes, Ferrari, McLaren und Aston Martin, die schon vergangenes Jahr die ersten fünf Plätze in der Konstrukteurs-WM belegt hatten. Auch im Bahrain-Qualifying beanspruchten diese Teams die ersten neun Startränge für sich.

"Ich glaube, der Zug vorne wird am Horizont verschwinden und die anderen fünf Teams werden meiner Vermutung nach sehr nahe beieinanderliegen", zeichnet Hülkenberg ein düsteres Bild für die Punktechancen der restlichen Teams.

Kevin Magnussen beim Filmtag mit Haas in Silverstone
Hatte im Bahrain-Qualifying nur wenig zu lachen: Kevin Magnussen, Foto: Haas

Kevin Magnussen weit abgeschlagen

Für Teamkollege Kevin Magnussen verlief das Qualifying weit weniger optimal. Der Däne hinkte schon 2023 Hülkenberg auf der Zeitenjagd oftmals hinterher und begann die Saison 2024 in dieser Hinsicht nicht mit einem Trendwechsel. Schon im Q2 war für ihn Schluss, wesentlich schwerer dürften aber mehr als eine halbe Sekunde Rückstand auf den Teamkollegen wiegen.

"Auf meiner Seite ist es schwierig, zufrieden zu sein. Der Abstand zu Nico war sehr groß und ich habe nicht das Gefühl, dass ich das Maximum aus den frischen Reifen herausgeholt habe", so Magnussens schonungslose Analyse.

Magnussen: Untersteuern auf frischen Reifen kostet besseres Ergebnis

Die Betonung liegt hierbei auf den frischen Reifen, denn auf gebrauchten Pneus fühlte sich Magnussen deutlich wohler: "Jedes Mal, wenn wir mit gebrauchten Reifen rausgefahren sind, war ich auf Augenhöhe mit ihm. Aber mit den neuen Reifen konnte ich nicht den Grip generieren."

Haas-Fahrer Kevin Magnussen
Magnussen kämpft mit frischen Reifensätzen, Foto: LAT Images

Magnussen zufolge leide er unter starkem Untersteuern auf frischen Pirellis - ein Phänomen, mit dem Hülkenberg besser umgehen könne. "Ich bin nicht in der Lage, den besseren Grip in den Hinterreifen zu nutzen, weil ich halbwegs durch die Kurve Untersteuern bekomme. Nico schafft es, das Auto zu rotieren und den Grip der Hinterreifen am Kurvenausgang zu nutzen."

In Anbetracht der Schwäche auf frischen Reifen zeigte sich auch Magnussen optimistisch für das Rennen und geht ebenso wie Hülkenberg von einer verbesserten Longrun-Performance bei Haas aus. Zugleich warnt er vor zu viel Euphorie: "In der Vergangenheit waren wir beim ersten Rennen oftmals gut und hatten dann Probleme im Rest der Saison."