Nico Hülkenberg sackte in Singapur nach einem turbulenten Rennen zwei Punkte ein. Durch eine Kollision mit Carlos Sainz in der ersten Runde war der Renault-Pilot zunächst ans Ende des Feldes zurückgefallen. Mit etwas Glück und einem geschickt exerzierten Grand Prix erholte er sich von dem Zwischenfall - ganz im Gegensatz zu seinem Unfallgegner. Der war von seiner nächsten Nullrunde nicht begeistert.

"Nico ist ein klasse Fahrer und ein guter Typ, und ich werde nicht auf ihn einhacken", stellt Sainz zunächst klar, dass er keinen Hals auf seinen ehemaligen Renault-Teamkollegen hat. Doch enttäuscht ist er trotzdem. Nachdem er und Hülkenberg als Best of the Rest ins Rennen gegangen waren, hatte er sich schon auf einen erfolgreichen Abend auf dem Marina Bay Circuit eingestellt.

"Wir wissen beide, dass wir locker die Plätze sieben und acht in der Hand gehabt hätten, nachdem wir in den ersten drei Kurven dort unterwegs waren", so Sainz, für den der zwölfte Platz nach zwei Ausfällen in Spa und Monza die dritte Nullnummer in Folge bedeutete. Als Hülkenberg mit ihm kollidierte, war sein Rennen gelaufen.

Sainz: Opportunistischer und ambitionierter Move

"Ich überlegte, Albon anzugreifen und hatte Nico wirklich nicht auf dem Schirm", erklärt Sainz der in Kurve fünf vom Emmericher am rechten Hinterrad touchiert wurde. "Albon hat innen verteidigt und ich bin nach außen gegangen. Dann wollte ich die Tür zumachen, was bedeutete, dass ich bremsen musste. Und vielleicht sah Nico das als seine Chance."

Hülkenberg hatte innen attackiert, doch die Lücke die er zunächst gesehen hatte, schloss sich nach dem Einlenken. "Ich war schon neben ihm, aber dann sah ich, dass er ziemlich aggressiv einlenkte und mir keinen Platz lassen würde", beschreibt der Renault-Pilot die Szene.

Er versuchte das Manöver abzubrechen, jedoch ohne Erfolg. "Ich versuchte zurückzuziehen. Ich fuhr innen auf den Kerb, ich tat alles, ich konnte die Rad-an-Rad-Kollision nicht verhindern", sagt er. "Es war ein opportunistischer und ambitionierter Move", so die Beurteilung von Sainz.

Geständnis statt Entschuldigung von Hülkenberg

Beide mussten am Ende der ersten Runde an die Box. Während Hülkenberg vorne links lediglich einen schleichenden Plattfuß hatte und nach einem Reifenwechsel sein Rennen wieder aufnahm, verlor Sainz bei seinem Reparaturstopp eine ganze Runde. "Mit der Pace die wir dieses Wochenende hatten und die ich selbst mit dem beschädigten Auto noch hatte, wären wir locker Siebter geworden", sagt der Spanier.

Die beiden Unfallgegner sprachen sich nach dem Rennen aus, wenn auch ohne ein klares Schuldbekenntnis. "Er kam zu mir, nicht um sich zu entschuldigen, aber er sagte, dass er weiß, dass er vielleicht etwas überambitioniert war", so Sainz. "Er ist der erste, der so etwas zugibt. Außerdem ist es etwas, das auch mir in der Vergangenheit schon mal passiert ist oder in Zukunft passieren kann."

Hülkenberg rettet zwei Punkte

Hülkenberg profitierte letztendlich von den Safety-Car-Phasen. Nachdem er in der ersten Runde von Soft auf Hard gewechselt hatte, konnte er durch die Neutralisierung später noch einmal einen frischen Satz Medium aufziehen und stieß damit in die Punkteränge vor. "Wir hatten mit dem Safety Car ein bisschen Glück", gesteht er.

"Ich bin froh, dass wir in diesem Rennen noch etwas geholt haben, auch wenn es nicht das war, was wir uns vorgestellt hatten. Aber nach der Kollision in der ersten Runde sind wir cool und geduldig geblieben, und haben es so geschafft, noch zwei Punkte mitzunehmen. Wir haben gute Überholmanöver gezeigt, was hier schwierig ist. Damit können wir zufrieden sein."