Für viele Beobachter der Formel 1 sah Ferrari nach den Wintertestfahrten 2019 in Barcelona aus wie der absolute Top-Favorit für die Saison. Vier Rennen später kehrt die Königsklasse nun mit völlig veränderter Fortsetzung der Geschichte zurück nach Spanien. Vor dem fünften Grand Prix hat die Scuderia nicht nur kein Rennen gewonnen, sondern Mercedes gleich vier Doppelsiege gefeiert.

Das Ergebnis: Stramme 74 Punkte Rückstand im WM-Stand für Rot auf Silber. "Aber ich denke nicht, dass es so schlecht ist wie die Meisterschaft aussieht", kontert Ferrari-Pilot Charles Leclerc am Donnerstag auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya.

Charles Leclerc: Ferrari hatte seine Chancen

"Wir hatten ganz klar zwei Gelegenheiten. Aber bei einer [Baku], habe ich einen Fehler gemacht bei der anderen [Bahrain] hatten wir ein Problem, das uns ein besseres Resultat gekostet hat", erinnert Leclerc.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Spanien GP (10:22 Min.)

Zwei Siege könnten also durchaus schon in der Ferrari-Statistik, genauer gesagt der Leclerc-Statistik stehen. Auch, wenn Leclerc sich nicht klar bekennen will, ob es in Baku von Pole zum Sieg gereicht hätte. "Mercedes war auch im Rennen sehr schnell", winkt der Monegasse ab. Noch wichtiger jedoch ist der Konjunktiv. Tatsächlich fehlt Ferrari bis dato noch ein Sieg.

Leclerc: Ferrari muss volles Potential nutzen

Für Leclerc jedoch nur eine Folge der Umstände und Frage der Zeit. "Insgesamt ist die Performance ja da. Wir müssen nur alles zusammenbekommen, um unser volles Potential auch zu nutzen. Wir müssen schauen, dass das Auto unter allen erdenklichen Bedingungen funktioniert", erklärt er.

"Und in Sachen Performance kommt noch mehr. Hier haben wir ja schon etwas, was das Auto ganz klar schneller machen wird", ergänzt der Ferrari-Star zu den Updates für Power Unit und Aerodynamik. Schlechter geworden sei Ferrari seit den Testfahrten jedenfalls ganz klar nicht. Im Gegenteil.

Leclerc: Ferrari seit Testfahrten nicht schlechter geworden

"Wir haben uns verbessert. Auf jeden Fall", beteuert Leclerc. "Es gab keinen Einbruch der Performance von Barcelona bis jetzt. Die einzige Schwäche ist, dass wir verstehen müssen, wie und wo das Auto optimal funktioniert und wir es dann dort hinbringen müssen."

Nach Formel 1 in Baku: Wie gut ist Ferrari wirklich? (18:45 Min.)

Das erklärt den nicht nur auf dem Papier - in Australien und China war Mercedes stärker - deutlichen Umschwung in Richtung Mercedes für den Monegassen also nicht. Vielmehr sieht Leclerc überhaupt keinen Umschwung. Die gewaltigen Vorschusslorbeeren für Ferrari nach dem Test hält der 21-Jährige für völlig übertrieben.

Leclerc: Mercedes war nie so weit weg

"Mercedes war bei den Testfahrten in Barcelona jetzt nicht so weit weg", sagt Leclerc. "Der letzte Tag dort war der einzige Tag, an dem sie tatsächlich mal etwas gepusht haben und in den letzten Runden haben sie dann eine sehr ähnliche Rundenzeit wie wir gefahren. Deshalb denke ich, dass sie nie sehr weit weg waren. Denn wir wissen auch nicht einmal, wie sehr sie an diesen letzten Tag gepusht haben. Also ist es nicht korrekt, zu sagen, dass wir nach den Testfahrten sehr weit vorne waren", schildert der WM-Fünfte.

Für Leclerc rittern Mercedes und Ferrari also weit mehr auf Augenhöhe als sowohl Testfahrten zum Vorteil von Rot als auch die ersten vier Rennen zum Vorteil von Silber Glauben machen wollten. Umso wichtiger sei das Wettrüsten. "Hoffentlich bringen uns die Verbesserungen, die wir hier haben, einen Schritt nach vorne. Dann schauen wir weiter für die restliche Saison. Barcelona ist für die Performance ja gewöhnlich eine recht repräsentative Strecke. Also sind wir hier hoffentlich stark."

Ferrari-Vorbild Liverpool

Der Kampfgeist ist nach dem durchwachsenen Start also offenbar erst recht geweckt. "Als Fahrer und Team musst du auch immer motiviert sein und nie aufgeben. Das ist in diesem Sport sehr wichtig", sagt Leclerc. Da müsse man nur einmal auf Liverpools Sensationscomeback gegen Barcelona im Fußball schauen. "Die Champions League war da ein gutes Beispiel. Und genau so ist die Mentalität auch bei uns im Team. Wir sind hier, um zu gewinnen und werden alles tun, was uns möglich ist, um uns zu verbessern!"