35 Punkte Rückstand. Für Sebastian Vettel ist der Rückstand auf WM-Leader Valtteri Bottas schon vor dem fünften Formel-1-Rennen 2019 durchaus gewaltig. Doch vor dem Spanien GP in Barcelona interessiert sich der Ferrari-Pilot dafür nicht im Ansatz. "Das war mir nicht bewusst. Ich wusste nur, dass wir hinten sind", sagt Vettel auf Nachfrage zum Gesamtbild.

Das spiele zu diesem Zeitpunkt der Saison ohnehin keine große Rolle. Noch nicht jedenfalls. Vettel: "Wir müssen aber bald anfangen, mehr Punkte zu holen. Je später wir damit anfangen, desto schlechter sieht es natürlich aus."

Ferrari dominierte Barcelona-Testfahrten

Im Idealfall beginnt die Trendwende sofort. Also gleich in Barcelona. Einen besseren Ort könnte es dafür auch kaum geben. Zumindest mit Blick auf die jüngere Vergangenheit. Auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya hatte Ferrari einen extrem starken Wintertest geliefert. Doch seitdem ging es rätselhafterweise bergab.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Spanien GP (10:22 Min.)

"Die ehrliche Antwort ist, dass wir es noch nicht ganz wissen", grübelt Vettel, jetzt zurück in Barcelona, noch immer über die Gründe. "Beim Test hier war das Auto echt gut, in Australien hatten wir dann etwas zu kämpfen. Die ersten vier Rennen ging es generell etwas hoch und runter. Teilweise hat sich das Auto echt richtig gut angefühlt, teilweise auch nicht."

Vettel: Ferrari-Paket trotz Rätsel vielversprechend

Völlig aus dem Konzept gebracht habe das jedoch weder Vettel noch Ferrari. "Wir wissen schon, dass das Auto stark ist", beteuert Vettel. "Es ist ja schon ganz schnell, aber nicht wirklich schnell genug, um es in den ersten Rennen immer in die erste Reihe zu stellen. Da fehlte uns also noch etwas. Aber das Paket ist vielversprechend."

Der Durchbruch, das vollständige Entfesseln des im SF90 schlummernden Potentials gelang bis dato jedoch eher selten. So richtig eigentlich nur in Bahrain. Ausgerechnet dort kam jedoch Vettel-Kollege Leclerc besser zurecht. Deshalb müsse der Ferrari nicht nur insgesamt noch schneller, sondern auch speziell für ihn persönlich fahrbarer werden. "Es ist ein bisschen von beidem", sagt Vettel.

Vettel: Das Wundermittel gibt es gar nicht

"Wir müssen das Wundermittel finden. Aber das habe ich in all den Jahren noch nie so einfach, das gibt es glaube ich gar nicht", scherzt Vettel, knüpft so an sein jüngstes Bild des Zauberwürfels an. In Tritt kommen könne Ferrari jedoch auch ganz regulär. "Wir müssen einfach weiterarbeiten und schauen, dass wir uns verbessern."

Dafür ist Vettel zuversichtlich. Speziell in Barcelona. "Ich habe ein gutes Gefühl. Ich weiß noch, wie das Auto sich hier beim Test angefühlt hat und bin gespannt, wie es sich hier jetzt die nächsten Tage anfühlt. Wenn wir wieder auf den Level [der Testfahrten] kommen, dann sollten wir ziemlich konkurrenzfähig sein. Und wir haben hier ja auch noch neue Teile."

Vettel sicher: Ferrari mit (Motor-)-Updates stärker als zuletzt

Genauer gesagt Aero-Updates, klar in Barcelona. Aber auch eine neue Power Unit. Ferrari hat für das fünften Rennen eine eigentlich erst für Kanada angedachte Ausbaustufe vorgezogen. "Wir hoffen, das Auto so zu verbessern. Wir haben ja schon in Baku ein paar Teile gebracht, hier einen weiteren Satz. Ich bin zuversichtlich mit den neuen Teilen und auch den neuen Motoren. Wir haben ein paar Dinge, von denen wir glauben, dass sie helfen stärker zu sein, als in den vergangenen Rennen", sagt Vettel.

Nach Formel 1 in Baku: Wie gut ist Ferrari wirklich? (18:45 Min.)

Der Kampfgeist im roten Lager ist trotz der irgendwo unerwarteten Mercedes-Dominanz zum Saisonstart also alles andere als gebrochen. "Der Spirit im Team ist gut. Gerade vielleicht sogar besser als vergangenes Jahr. Denn wir sind schon konkurrenzfähig, auch wenn wir nicht gewonnen haben", berichtet Vettel.

WM-Chance für Vettel so gut wie eh und je

"Klar, gerade sind wir etwas hinten, aber wissen auch, dass es nicht viel ist. Das kann sich drehen. Der Spirit ist gut, alle brennen und wollen kämpfen", ergänzt der Deutsche. Seine WM-Chance hält er für so intakt wie eh und je. Trotz der 35 Punkte Rückstand, die er gar nicht kennen will. Vettel: "Wir haben viele clevere Leute an Bord. Wir arbeiten Vollgas, um sicherzustellen, dass wir das beste Auto haben und alle Rennen gewinnen, die noch kommen. Deshalb halte ich unsere Chancen für genauso gut wie die aller anderen."