Was war Vettels Schlüssel zum Sieg?

Ganz klar der Start. Vettel ging von Rang zwei aus ins Rennen und erwischte einen leicht besseren Start als Polesitter Valtteri Bottas. "Ich dachte im ersten Moment: 'Yeah jetzt habe ich ihn!', da war ich aber zu euphorisch und zu hart am Gas. Dadurch hatte ich etwas zu viel Wheelspin", erklärte Vettel.

"Da dachte ich: 'Oh nein, jetzt zieht er wieder weg!' Aber er hatte keinen guten Start und noch mehr Wheelspin. Dann konnte ich in der zweiten Phase wirklich profitieren. Er hat mich glaube ich nicht erwartet. Ich bin dann ganz nach innen gezogen, habe die Lücke irgendwo gesehen und ihn auf dem falschen Fuß erwischt", schilderte der Deutsche.

Hätte es am Start nicht geklappt, wäre der Sieg wohl futsch gewesen. "Ich dachte, dass wir ein bisschen schneller sind im Rennen. Wir hatten alle ungefähr die gleiche Pace, da war der Start natürlich sehr entscheidend", hält er fest. Auch im weiteren Rennverlauf musste Vettel hart kämpfen. "Ich konnte keine wirkliche Lücke aufreißen. Er [Bottas; Anm. d. Red.] war die ganze Zeit in meinem Windschatten. Ich wollte, dass er endlich verschwindet aus meinem Spiegel, aber es hat nicht so geklappt."

Wie kam Hamilton auf Rang vier?

Aus der Box nahm Lewis Hamilton das Rennen in Sao Paulo auf. Das stellte sich gleich nach dem Senna-S als richtige Entscheidung heraus, denn damit umging er einem Crash und gewann im gleichen Atemzug zwei Plätze. Nach der Safety-Car-Phase zu Rennbeginn folgte ein ziemlich simpel anmutender Ritt durch das Feld, an dessen Ende in Runde 21 zunächst Rang fünf stand. Die Top-Vier kamen in den folgenden Runden an die Box, weshalb Hamilton in Runde 30 sogar die Führung übernahm!

Als Hamilton 13 Runden später selbst an die Box kam, fiel er zunächst wieder auf Rang vier zurück, doch im Gegensatz zu seinen Konkurrenten hatte er nun die superweichen Reifen aufgeschnallt. Diese katapultierten ihn in Windeseile zu Max Verstappen, der nichts entgegenzusetzen hatte und Rang vier hergeben musste. Hamiltons Podium war nur noch fünf Sekunden entfernt, Kimi Räikkönen war der Gegner.

Doch allmählich ließen die roten Reifen am Silberpfeil nach. Hamilton schaffte zwar den Anschluss an den Finnen, doch einen Angriff konnte er nicht mehr starten. "Ich versuchte, mir den dritten Platz zu holen, aber am Ende gingen mir die Reifen aus", schilderte der Weltmeister. Er ist sicher: Ohne sein Malheur im Qualifying hätte er das Rennen gewonnen. "Ich hatte so eine gute Pace, damit wäre es an diesem Wochenende ein einfacher Sieg geworden", stellte er klar.

Lewis Hamilton kämpfte sich durch das Feld - hier gegen Felipe Massa, Foto: Sutton
Lewis Hamilton kämpfte sich durch das Feld - hier gegen Felipe Massa, Foto: Sutton

Was passierte zwischen Ricciardo, Vandoorne und Magnussen?

Der bereits angesprochene Vorfall im Senna-S fand genau zwischen diesen drei Fahrern statt. Ricciardo, der nach Motorenstrafe von Rang 14 gestartet war, ging auf der Außenbahn in Kurve zwei an Vandoorne vorbei, bekam aber einen Schlag vom Belgier ab und drehte sich. Die Onboard-Aufnahmen aber zeigen, dass der McLaren-Pilot selbst nur Passagier war. Er nämlich wurde seinerseits von Magnussen getroffen. Für Magnussen und Vandoorne war das Rennen vorbei, Ricciardo konnte weiterfahren.

Nach dem Rennen zitierten die Stewards die Fahrer zur Anhörung und urteilten, dass es keine Strafe gibt. Und das, obwohl die Rennleitung in der Begründung selbst den Dänen als Verantwortlichen ausmacht. "Auto 20 [Magnussen] fuhr nach links und hatte dabei Kontakt mit Auto 2 [Vandoorne]. Dabei löste er eine Kettenreaktion aus", heißt es.

Wenige Zeilen später jedoch erklären sie: "Die Stewards kamen zu der Entscheidung, dass kein Fahrer zu Gänze oder überwiegend für den Zwischenfall verantwortlich gemacht werden kann." Kurzum: Magnussen hat Schuld, aber offenbar nicht genug, um ihm eine Strafe zu verpassen. Durch seinen eigenen Ausfall wurde er ohnehin schon maximal bestraft.

Warum wurde Grosjean bestraft?

Für ähnlich viel Verwunderung sorgten die Stewards mit einer weiteren Entscheidung. Einige hundert Meter nach dem Senn-S-Vorfall katapultierte Romain Grosjean Esteban Ocon aus dem Rennen. Einfahrt Kurve 6 verlor der Franzose - ähnlich wie Hamilton am Vortag im Qualifying - sein Heck und krachte direkt in Ocons Boliden, der sich exakt auf seiner Höhe befand.

Romain Grosjean und Esteban Ocon kollidierten, Foto: LAT Images
Romain Grosjean und Esteban Ocon kollidierten, Foto: LAT Images

Ocons Rennen war beendet, Grosjean konnte das Rennen fortsetzen. Später urteilten die Rennkommissare: 10 Sekunden Zeitstrafe gegen den Franzosen plus zwei Strafpunkte! Eine extrem harte Sanktion, bedenkt man, dass Grosjean den Unfall durch sein ausbrechendes Heck nicht mehr verhindern konnte. Ein Rennunfall wäre der Sache eigentlich näher gekommen - so klingt auch die Begründung. "Auto acht hat das Heck seines Fahrzeugs in Kurve sechs verloren und ist mit Auto 31 kollidiert."

Noch am Funk beschwerte sich Grosjean heftig über die Strafe, später erklärte er, ein Plattfuß habe seinen Dreher ausgelöst. "Das Einzige, das ich zur ersten Runde sagen kann, ist, dass ich in Kurve eins massiv getroffen wurde. Ich glaube, ich hatte hinten Links einen Plattfuß. Ich bin noch bis Kurve sechs gekommen, dann habe ich das Auto verloren - ich denke, es war einfach nur der Platten", stellte er klar. Sollte er tatsächlich einen Plattfuß gehabt haben, der ihn erst in den Dreher geschickt hat wäre die Strafe schlicht eine Fehlentscheidung.

Warum war Ocon der große Pechvogel?

Esteban Ocon war in dieser Szene aber der tatsächlich Leidtragende. Und für den Franzosen war es das Ende einer famosen Serie. Zum ersten Mal überhaupt in seiner F1-Karriere kam er nicht ins Ziel, es war sein 28. Rennen. Im Formelsport schied er gar zuletzt 2014 aus!

"Ich wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, aber ich habe nicht erwartet, dass es heute sein würde. Es ist schade, denn mein letzter Ausfall im Single Seater ist jetzt drei Jahre her", sagte Ocon. "Ich konnte nichts tun. Romain hat das Auto in Kurve sechs verloren und ist in mich gecrasht. Er hat einen Fehler gemacht und ich hatte darunter zu leiden. Es ist frustrierend, denn das Auto war schnell und ich hatte die Pace um mit Checo zu kämpfen. Solche Tage kommen vor, aber ich hoffe, dass wieder drei Jahre vergehen ehe es erneut geschieht", erklärte er weiter.

Wie verlief Massas letztes Heimrennen?

Anders als im letzten Jahr konnte Felipe Massa sein letztes Heimrennen beenden. Und der Williams-Pilot nimmt als Siebter gleich noch einige Punkte mit. Vom Start weg platzierte sich Massa weit vorne und kam nach dem Restart infolge der Safety-Car-Phase gleich an Fernando Alonso vorbei. Zu diesem Zeitpunkt war er Fünfter. Im weiteren Rennverlauf musste er dann noch die heranstürmenden Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo ziehen lassen.

"Es ist ein unglaubliches Resultat und ein unglaubliches Gefühl, meine Karriere noch einmal rückblickend zu betrachten. Das heutige Rennen war perfekt, von Anfang bis Ende", sagte Massa im Nachgang. Eine tolle Szene spielte sich am Funk nach der Zieldurchfahrt ab. Massas Sohn Felipinho meldete sich und verkündete, wie stolz er auf seinen Papa ist. Im Nachgang an die Siegerehrung durfte Massa zudem noch auf das Podium und schickte dort - von Rubens Barrichello interviewt - Dankesworte an seine Fans.

Felipe Massa wurde auf dem Podium bejubelt, Foto: LAT Images
Felipe Massa wurde auf dem Podium bejubelt, Foto: LAT Images

Was war kurz vor Schluss bei Stroll los?

Massas Teamkollege Lance Stroll erlebte einen deutlich unangenehmeren Tag. Dessen unrühmlicher Höhepunkt folgte wenige Runden vor dem Ende, als sich sein linker Vorderreifen verabschiedete. Kurios: Bereits wenige Runden zuvor machte der Kanadier sein Team auf einen Bremsplatten am selben Reifen aufmerksam. Die Antwort: Der Bremsplatten sei kein Problem. Wäre er vielleicht auch nicht gewesen - hätte sich Stroll nicht noch einmal exakt an jener Stelle verbremst. Schlussendlich wurde er mit zwei Runden Rückstand 16. und Letzter der Gewerteten.

Wie erlebten Hülkenberg und Wehrlein das Rennen?

Nico Hülkenberg konnte erstmals seit dem Belgien GP wieder in die Punkte fahren. Rang zehn in Brasilien, doch an die starke Performance der letzten Rennen, die nur aufgrund großen Pechs nicht belohnt wurde, konnte man nicht anknüpfen. Nach vorne konnte Hülkenberg, der von Rang sieben aus gestartet war, nichts ausrichten, stattdessen war der Blick gen Rückspiegel gerichtet. Immerhin konnte er seinen Teamkollegen Carlos Sainz hinter sich halten. In der Team-WM hat Renault vor dem abschließenden Rennen in Abu Dhabi noch vier Punkte Rückstand auf Toro Rosso.

Pascal Wehrlein musste dagegen die nächste kalte Dusche im Kampf um einen Verbleib in der Formel 1 hinnehmen. Erneut musste er sich seinem Teamkollegen Marcus Ericsson geschlagen geben, wenngleich die Gründe auf der Hand liegen. Bereits in der ersten Runde wechselte Wehrlein im Zuge der Safety-Car-Phase seine Reifen - und fuhr anschließend das Rennen durch!

Damit war er vor allem gegen Rennende mit stumpfen Waffen unterwegs und hatte auch gegen Ericsson, der erst in Runde 44 stoppte, keine Chance. "Unser Plan war, dass Pascal das Rennen nach dem frühen Boxenstopp auf den weichen Reifen zu Ende fährt, was dann letztendlich zu optimistisch war", gab Teamchef Frederic Vasseur zu.