Felipe Massa ließ bei seiner Fahrt auf den siebten Platz im Grand Prix von Brasilien 2017 noch einmal all sein Können aufblitzen. Bei seinem letzten Auftritt mit der Formel 1 vor den Fans in seiner Heimatstadt São Paulo setzte er sich in einem spannenden Kampf gegen Fernando Alonso durch. Damit sicherte er sich in seinem Williams hinter den drei Top-Teams den Titel als Best of the Rest.

"Das Rennen heute war wirklich perfekt, vom Anfang bis zum Ende", so Massa, der im Qualifying als Zehnter nach einem Disput mit Carlos Sainz noch hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben war. Im Rennen jedoch war er von der ersten Kurve an voll bei der Musik, als das Hauen und Stechen um die Top-Positionen hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull losging.

"Ich hatte einen unglaublichen Start und überholte dabei einige Autos", sagt der Lokalmatador, der nach der ersten Runde bereits auf Platz sechs lag. Wenig später sollte er auf seinen Sparringspartner für das vorletzte Saisonrennen treffen: "Ich hatte auch einen tollen Restart, bei dem ich Alonso überholte."

Massa ging gleich nach der Safety-Car-Phase am Ende der Start- und Zielgeraden dank der Mercedes-Power in seinem Heck relativ mühelos am McLaren vorbei. "Ich wusste, dass es für mein Rennen und mein Ergebnis sehr wichtig sein würde, ihn zu überholen", sagt Massa, dem es daraufhin jedoch nicht gelang, Alonso abzuschütteln.

Doch der 36-Jährige lief an dem Ort, an dem er mit Siegen in den Jahren 2006 und 2008 sowie der Vize-Weltmeisterschaft 2008 seine größten Erfolge in der Formel 1 feierte, noch einmal zur Höchstform auf. Alonso folgte ihm wie ein Schatten, doch Massa behielt die Nerven: "Ich schaffte es ihn hinter mir zu halten, selbst als die Reifen am Ende fertig waren."

Felipe Massa lieferte bei seinem letzten Formel-1-Rennen in Brasilien eine starke Vorstellung ab, Foto: LAT Images
Felipe Massa lieferte bei seinem letzten Formel-1-Rennen in Brasilien eine starke Vorstellung ab, Foto: LAT Images

Alonso lobt Massa: Ein unglaubliches Rennen

Alonso zollte seinem Gegner für dessen Leistung seinen Respekt. "Felipe war sehr konstant und hat keine Fehler gemacht. Er fuhr ein unglaubliches Rennen, selbst wenn ich versucht habe Druck zu machen. Es war nicht möglich, ihn zu überholen", so der Spanier, der in der Schlussphase noch einmal richtig nah dran war.

"Der Mangel an Power war heute unglaublich. In Mexiko war es dasselbe. Ich war am Ausgang letzte Kurve ein paar Mal sehr nah an Felipe dran und dachte mir, jetzt werde ich ihn überholen. Aber selbst mit DRS zog er weg", erklärt Alonso, der bei der Zieldurchfahrt eine halbe Sekunde hinter Massa lag.

Er ist sich jedoch sicher, dass eine weitere Runde nicht den entscheidenden Unterschied gemacht hätte. "Definitiv nicht. Eine Runde mehr hätte sich eher für Checo gelohnt, der hinter mir ziemlich schnell war. Ich war froh über die schwarz-weiß-karierte Flagge", so der zweimalige Weltmeister, der im Ziel nur 0,137 Sekunden Vorsprung auf Sergio Perez hatte und seinen achten Platz gerade so rettete.

Alonso und Massa schlagen zurück

Dass er Massa den Vortritt lassen musste, bereitet Alonso angesichts dieses so besonderen Rennens für den Brasilianer keine Bauchschmerzen. "Ich freue mich für ihn, sein letztes Rennen in Brasilien war toll und er ist sicherlich glücklich mit den Punkten. Ich kann ihm nur gratulieren und wünsche ihm, dass er eine große Zukunft in einer anderen Rennserie hat und sein Leben genießen kann", so Alonso.

Für Alonso und Massa waren die WM-Punkte in Brasilien von hoher Bedeutung. Vor dem Wochenende lagen beide Routiniers teamintern hinter ihren Stallgefährten Stoffel Vandoorne und Lance Stroll zurück. Rechtzeitig vor dem Finale rückten beide die Verhältnisse wieder gerade und liegen vor Abu Dhabi jeweils zwei Zähler in Front.

Alonsos Kampf mit Massa wurde nur kurzzeitig von den Durchreisenden Hamilton und Ricciardo gestört, Foto: Sutton
Alonsos Kampf mit Massa wurde nur kurzzeitig von den Durchreisenden Hamilton und Ricciardo gestört, Foto: Sutton

Massa von Brasilien erneut emotional verabschiedet

Auf der Ehrenrunde wurde Massa im Boxenfunk von seinem Sohn überrascht. Felipinho machte seinem Vater eine rührende Liebeserklärung, doch so tränenreich wie 2016 war Massas Abschied dieses Jahr nicht. Lediglich im Vorraum des Podiums musste er kurz schluchzen. Auf dem Podest verabschiedete er sich danach im Interview mit Ex-Pilot Rubens Barrichello mit einem Lächeln.

"Ich bin sehr glücklich und auch gerührt nach diesem Rennen. Ich habe es erhobenen Hauptes beendet, was das Wichtigste für mich an diesem Ort ist, der für mich so unglaublich ist", erklärte er. "Vielen Dank für alles, was wir zusammen erlebt haben. Für all die Unterstützung, all die Energie die ich hier heute spüren durfte um das bestmögliche Rennen zu fahren."

Anders als vergangenes Jahr wird es dieses Mal wohl kein Wiedersehen als Formel-1-Pilot in Brasilien geben. "Alles was ich sagen kann, ist obrigado. Ich werde euch alle hier sehr vermissen. All die Jungs mit denen ich zusammengearbeitet habe und auch alle anderen. Ich liebe euch alle", so Massa, der in zwei Wochen in Abu Dhabi mit seinem 269. Start der Königsklasse endgültig Lebewohl sagen wird.