Kimi Räikkönen lieferte beim Formel-1-Rennen in den USA ein starkes Rennen für Ferrari. Vor dem zweiten Boxenstopp Sebastian Vettels als Reaktion auf Red Bulls Strategie für Max Verstappen lag der Finne nicht weit hinter seinem Teamkollegen. Dazwischen befand sich noch Valtteri Bottas. Den kassierte Räikkönen jedoch zügig mit einem einfachen, aber sauberen Ausbremsmanöver Ende der langen Geraden, drei Runden nachdem Vettel in die Box abgebogen war.

Damit lag Kimi Räikkönen plötzlich sogar auf P2-Kurs in Austin - das maximale Ergebnis für jeden in einem Feld, dem der gegenwärtig alles überragende Lewis Hamilton angehört. Es wäre der verdiente Lohn für eine starke Pace des Finnen, aber auch eine gute Performance seines Ferrari in Austin gewesen, die Räikkönen dem SF70H selbst bescheinigte. Doch musste Teamplayer Räikkönen gegen Rennende den von hinten nahenden Sebastian Vettel wieder passieren lassen - für die WM.

Räikkönen in USA mit erstem Podium seit Ungarn

Max Verstappen rutschte sogar auch noch durch - in der drittletzten Kurve des GP. Das gelang jedoch nur durch leichtes Abkürzen der von Räikkönen eigentlich gecoverten Kurve - genug für eine Strafe gegen den Red-Bull-Fahrer. Räikkönen behielt immerhin noch sein Podium. Endlich wieder ein Podium, lässt sich dabei gut ergänzen: Räikkönen wartete zuvor genauso so lang auf einen Besuch auf dem Podest wie Vettel auf einen Sieg (seit Ungarn) - nur, dass Vettel auch nach Austin weiter wartet.

Formel 1 in Austin: Darum wurde Max Verstappen bestraft (03:40 Min.)

Doch hätte Kimi Räikkönen sich durchaus nicht bis zum USA GP auf sein erstes Podium nach der Sommerpause 2017 gedulden müssen. Aber immer kam etwas dazwischen - und zwar seltener schwache Performances des Iceman selbst als andere Einflüsse, wie Räikkönen betont. "Manche Tage sind einfacher als andere - aus vielen Gründen", berichtet der wohl auch nach der Formel-1-Saison 2017 noch letzte Ferrari-Weltmeister.

Räikkönen: Wäre ich nicht schnell, wäre ich nicht mehr in Formel 1

Er selbst sei noch immer voll auf der Höhe, habe nicht verlernt, ein Formel-1-Auto am absoluten Limit zu bewegen. "Ich fahre in meinen Augen aber nicht allzu schlecht. Ich wäre nicht mehr hier, wenn ich nicht spüren würde, dass ich gut und schnell fahren kann und da sein kann, wo ich sein sollte und ich mich sehe", erklärt Räikkönen. Kritik, die das anders formuliert? "Spielt für mich keine Rolle. Ich weiß, was ich kann", kontert der Ferrari-Star.

"Aber klar, wenn du nur die Punkte ansiehst bin ich weit davon entfernt, wo ich sein will. Aber das ist durch die Kombination vieler Dinge gekommen", betont Räikkönen nochmals. Doch welche Dinge? Beispiele gibt es genug: In Singapur startete der Finne wie eine Rakete, hätte das Nachtrennen wohl sogar angeführt wäre es nicht zu dem verhängnisvollen Startunfall mit Max Verstappen und Sebastian Vettel gekommen.

Diese 'Dinge' verhinderten bessere Räikkönen-Ergebnisse

Ein Rennen später in Malaysia qualifizierte sich Räikkönen auf P2, doch schon auf dem Weg in die Startaufstellung sorgte ein Ferrari-Defekt für sein Aus. Angesichts der Scuderia-Pace in Sepang und Sebastian Vettel ganz am Ende des Feldes erschien ein Räikkönen-Sieg zuvor alles andere als unwahrscheinlich, ein Podium als ganz sichere Nummer.

Die Highlights vom US Grand Prix aus Austin (01:25 Min.)

Das genaue Gegenteil war vor der Asien-Tournee der Fall: Beim Heimrennen in Monza war Ferrari zu langsam, auch Sebastian Vettel kam zwar als Dritter noch auf das Podium, musste sich aber sogar Valtteri Bottas geschlagen geben. In Belgien dagegen stimmte die Pace, doch brachte Räikkönen eine Stop&Go-Strafe von 10-Sekunden um ein Spitzenergebnis. Räikkönen hatte unter gelben Flaggen nicht verlangsamt. Weil der Streckenabschnitt - mitten auf der Kemmel-Geraden - jedoch kaum Gefahrenpotential barg, fühlte sich Räikkönen ähnlich überhart bestraft wie Verstappen nun in den USA. Letztlich gilt jedoch auch hier: Regeln sind Regeln.

Bleibt noch der Japan GP. Dort lieferte Kimi Räikkönen ähnlich wie in den USA ein starkes Rennen, zeigte eine durchaus podiumswürdige Pace. Doch hier waren es zwei eigene Fehler, mit denen sich der Finne selbst um die Treppchen-Chance brachte: Nach einem Unfall im Training musste Ferrari das Getriebe wechseln. Die folgende Gridstrafe rückte das Podium in weite Ferne. Als es in Runde eins im Duell mit Nico Hülkenberg dann auch noch in die Auslaufzone ging, war es endgültig vorbei.

Doch in Austin ging der Knoten schließlich auf, noch dazu hätte es in den USA ohne die nötige Vettel-Hilfe für den WM-Kampf zu Platz zwei Reichen können. Für Räikkönen jedoch überhaupt kein Thema, er stelle sich ganz in den Dienst Ferraris. "Meine Rolle hat sich nicht verändert und verändert sich nicht. Wir versuchen immer das Beste herauszuholen. Das ist doch in jedem Sport ganz normal", sagt Räikkönen. Und das ist aktuell eben noch einzig die Fahrer-WM für Vettel, wenngleich extrem unwahrscheinlich nach all den Rückschlägen der vergangenen Wochen.

Räikkönen: Bin absolut glücklich im Ferrari-Team

Rückschlägen, die sich jedoch kaum negativ auf die Atmosphäre in Maranello auswirken würden, so Räikkönen. "Wir hatten ein paar Schwierigkeiten, aber das hat nichts geändert. Unsere Vorgabe ist dieselbe - wir wollen die ganze Zeit das Beste geben. Natürlich müssen wir verstehen, um die Probleme zu beheben. Aber das ist die Formel 1. Es ist nicht das erste Mal und wird auch leider nicht das letzte Mal passiert sein. Aber so geht es jedem Team, das gehört einfach zur Formel 1, dass mal etwas passiert. Das ist eine normale Angelegenheit, aber wir versuchen, es besser zu machen", beteuert der Iceman.

Insgesamt fühle er sich genau wegen dieser Einstellung bei Ferrari genau am richtigen Ort. Sein Job mache ihm zurzeit richtig viel Spaß - von Verpflichtungen bei Sponsoren und Medien natürlich einmal abgesehen. "Was das Team angeht und die Leute, mit denen ich eng zusammenarbeite, bin ich sehr glücklich. Aber als Team wollen wir uns immer verbessern, jeden Tag, jedes Jahr", sagt Räikkönen.

Räikkönen weiter: "Da ist es aber egal, zu welchem Team du gehst. Es gibt kein einziges Team, das nicht interessiert ist, sich zu verbessern. Selbst wenn du an einem Wochenende Erster und Zweiter bist, gibt es immer noch Dinge, die du verbessern kannst oder hättest besser machen können. Das ist eine Neverending Story in diesem und in jedem Sport. Ich bin sicher, dass jeder in diesem Paddock so denkt. Sonst ist es sinnlos, hier zu sein. Wir versuchen immer, uns zu verbessern."

Für ihn selbst - und inzwischen im Grunde auch Vettel - richtet sich der Fokus deshalb nun zunehmend auf 2018. Räikkönen: " Das Jahr lief weit entfernt von ideal. Aber wir versuchen, es jetzt noch gut zu beenden und dann umzublättern für nächstes Jahr."

Hamilton vs. Vettel: So lief das Formel 1-Duell in Austin 2017 (04:04 Min.)