Für Ministerpräsident Markus Söder sind die traditionellen Rennen auf dem Nürnberger Norisring ein Testlabor. Trotzdem stellt sich die Frage, ob die bei Fans äußerst beliebte Rennveranstaltung wegen der immer wiederkehrenden Kritik von Bewohnern und Politikern und bei der geplanten Internationalisierung der DTM noch eine Zukunft hat?

Dazu erklärte Wolfgang Schlosser, Vorsitzender des ausrichtenden Motorsport Clubs Nürnberg (MCN), bei Motorsport-Magazin.com: "Unser Vertrag ist mit Ende des Rennwochenendes ausgelaufen. Die Verhandlungen mit der DTM-Dachorganisation ITR laufen bereits und gehen jetzt in die heiße Phase."

Städtewechsel Nürnberg - Monte Carlo nicht realistisch

Der Wunsch von DTM-Chef Gerhard Berger wären zukünftig sogar zwei Stadtrennen, beispielsweise mit jährlichem Wechsel: eines in Nürnberg und das andere in Monte Carlo.

Auch für die DTM-Piloten sind gleich zwei Stadtkurse im Kalender eine perfekte Idee. "Wir Fahrer könnten uns gut einen zweiten Stadtkurs neben dem Norisring vorstellen", meinte stellvertretend Lokalmatador Marco Wittmann.

Ein mögliches Wechselspiel ist offenbar aber nicht zu realisieren, wie MCN-Chef Schlosser im Gespräch mit der Nürnberger Zeitung betonte: "Wir haben laufende Fixkosten von 160.000 bis 180.000 Euro im Jahr, zum Beispiel für angemietete Flächen. Das lässt sich allein durch Mitgliedsbeiträge nicht bewältigen. Daher können wir nicht ein Jahr aussetzen, sondern brauchen wie bisher eine Partnerschaft über drei, vier Jahre."

Norisring 2019: Rund 130.000 Zuschauer am Wochenende

Zudem machen die Diskussionen um die Instandsetzung der Steintribüne die Verhandlungen nicht einfacher. "Die ITR hat das natürlich mitbekommen und will wissen, was Sache ist, inwiefern die Tribüne weiter genutzt werden kann", sagte Schlosser, der dabei auch die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt Nürnberg lobt. "Die wissen, dass wir die Steintribüne brauchen. Wir sind uns einig, dass nicht einfach die Hälfte der Steintribüne gesperrt werden kann."

Die Einnahmeausfälle durch die dann erheblich geringe Platzkapazität wären für den MCN wohl nicht zu verkraften. Mit einer Zuschauerzahl von insgesamt rund 130.000 am gesamten Wochenende übte der Norisring in diesem Jahr wieder etwas mehr Anziehungskraft aus als 2018 (123.000) - möglicherweise auch wegen eines besseren Angebots bezüglich des Rahmenprogramms.

Auch wenn der Besuch des monegassischen Fürsten laut Schlosser für einen "enormen Mehraufwand" sorgte, verliert der MCN-Vorsitzende nie die Ruhe. "Es macht immer noch unglaublich viel Spaß, dieses Event zu realisieren. Das Lob des Porsche-Chefs und die Begeisterung des Fürsten machen uns stolz."

DTM 2019: Was passiert in der Startaufstellung am Norisring?: (17:05 Min.)

Söder unterstützt Rennen am Norisring

Auch Ministerpräsident Markus Söder hat sich für den Erhalt von Rennveranstaltungen auf dem Norisring eingesetzt. "Wenn man Nürnberger ist, sind die DTM-Rennen auf dem Norisring ein absolutes Highlight. Und das Highlight muss nicht immer in München stattfinden. Auch die Nürnberger und die Franken können großen Sport", sagte der CSU-Politiker am Rande des achten DTM-Laufes am Sonntag auf dem Stadtkurs in Nürnberg.

Hier fand am vergangenen Wochenende mit dem 30. DTM-Event seit 1984 ein Jubiläum statt. Lediglich 1985 und 1986 und von 1997 bis 1999 gastierte die DTM nicht im fränkischen Monaco, wo sogar die FIA Tourenwagenserie ITC 1996 Station machte. Nicht umsonst werden die Rennen auf dem Norisring als Saisonhighlight der DTM bezeichnet, was auch durch sechsstellige Zuschauerzahlen dokumentiert wird.

Volles Haus am Norisring: Rund 130.000 Zuschauer am Wochenende, Foto: LAT Images
Volles Haus am Norisring: Rund 130.000 Zuschauer am Wochenende, Foto: LAT Images

Norisring als Testlabor

Kritikern, die aufgrund der klimatischen Veränderungen für die Abschaffung der seit 1947 ausgetragenen Rennen rund um das Zeppelinfeld plädieren, entgegnet Söder: "Natürlich kommt in Zeiten des Klimawandels die Frage auf: "Ist das noch attraktiv?" Wir werden aber eine neue Generation von Motoren bekommen und ein Rennen, wie es hier stattfindet, gehört zu Nürnberg dazu, gehört auch zu Deutschland dazu. So etwas muss möglich bleiben."

Der 52-Jährige monierte zudem, dass in Deutschland vieles schlecht geredet werde, auch im Hinblick auf das Thema Auto. Söder wolle hingegen auf Neues setzen und nutzen. "Wir brauchen neue Motoren und der Norisring ist ein Testlabor dafür. Darum sollten die Norisring-Rennen auch in Zukunft Bestand haben."