Zu den Verlierern des Saisonauftakts in Katar gehört neben Yamaha auch Honda. Die Japaner duellieren sich im Kampf um die Rote Laterne außerhalb der Top-10. Dass zum Saisonstart in Katar keine Spitzenergebnisse von Honda erwartet werden konnten, war jedem Beobachter klar. Doch bei den Wintertests lobten die Piloten noch den Fortschritt des Bikes und die verringerte Lücke zur Konkurrenz. Genau diese Lücke zur europäischen Konkurrenz um Ducati, KTM und Aprilia ist beim Anblick der Ergebnisse allerdings größer als zuvor.

Im Sprint am Samstag betrug der Rückstand des besten Honda-Piloten Joan Mir ganze 14,096 Sekunden und damit fast 5 Sekunden mehr als noch im November 2023, als Marc Marquez die RC213V pilotierte. Auch im Grand Prix Rennen über die volle Renndistanz hat sich der Abstand auf 18,075 Sekunden vergrößert.

Japanische MotoGP-Auferstehung weit weg: Rückstand wächst! (07:47 Min.)

Horrorbilanz für Luca Marini in Katar: Vom Hero zur Zero

Besonders enttäuschend verlief dabei das Debüt von Luca Marini. Der Marquez-Nachfolger war auf dem Losail International Circuit hoffnungslos unterlegen: Der Italiener hatte im Ziel mehr als 40 Sekunden Rückstand auf den Sieger Francesco Bagnaia und konnte lediglich Jack Miller hinter sich lassen, welcher zwischenzeitlich gestürzt war.

Luca Marini feierte in Katar sein Debüt als Honda-Werksfahrer, Foto: LAT Images
Luca Marini feierte in Katar sein Debüt als Honda-Werksfahrer, Foto: LAT Images

Erschreckend ist dabei die persönliche Situation des Halbbruders von Valentino Rossi. Vor vier Monaten war er beim Katar-GP 2023 auf der Ducati Desmosedici noch auf das Podium gefahren und stellte zuvor im Qualifying den (damaligen) Rundenrekord auf. Im Honda-Kleid sieht die Welt ganz anders aus, Marini ist ans andere Ende des Feldes gerutscht. Aus Totalausfall wertet der 26-Jährige das Rennen in Katar nicht. "Ja, es war ein schwieriges Wochenende, ich hatte im Rennen ein Problem am Motorrad, weshalb meine Pace so schlecht war." Die genaue Ursache benannte Marini dabei nicht und fügte an: "Auch ohne dieses Problem hätte ich aber nicht um bessere Positionen kämpfen können, wie es meine Kollegen [Joan Mir und Johann Zarco, Anm.] getan haben."

Luca Marini: Besser so, als 16. zu werden und nichts zu lernen

"Ich habe eine Menge gelernt und verstanden während des Rennens, vor allem, was die Balance des Motorrads betrifft", erklärte Marini und gestand dabei, Jack Miller gezielt als Referenz ausgewählt zu haben. "Ich habe ihn vorbeigelassen, um mir die KTM genau anzuschauen. Außerdem konnte ich so besser verstehen, wie es ist, im Windschatten eines anderen Fahrers unterwegs zu sein. Ich habe dabei viel über den Effekt der Winglets verstanden, das wird uns helfen, die Balance des Bikes zu verbessern und die Performance zu steigern."

Ist das Ergebnis im Katar-GP nun ein Dämpfer für die Aufbruchsstimmung, die nach den Wintertestfahrten im Hause Hondas noch herrschte? Marini winkte ab. "Das war das erste Rennen der Saison, wir müssen realistisch sein und schauen, wo wir herkommen, nämlich vom Ende des Feldes. Es ist nicht so, als müssten wir einen bestimmten Punkt erreichen. Die MotoGP entwickelt sich an der Spitze ständig weiter und das Limit wird jedes Jahr weiter nach oben gesetzt. Zurück an die Spitze zu kommen, ist also nicht einfach, es ist ein Prozess, der viel Zeit benötigt. Es ist dabei wichtig, dass wir immer weitere Schritte machen, so wie wir es heute getan haben. Es ist besser viele Dinge zu verstehen anstatt 16. zu werden und dabei nichts zu lernen."

Joan Mir: Konnten den 'Japanese Cup' anführen

Teamkollege Joan Mir zeigte in Katar eine bessere Leistung. Der Spanier beendete das Rennen auf Rang 13 und duellierte sich über weite Strecken des Rennens mit Fabio Quartararo und Johann Zarco um Position Elf. In der Theorie ist er damit nah dran an den Einzug in die Top-10, in der Praxis fehlten auf den zehntplatzierten Maverick Vinales mehr als viereinhalb Sekunden. Dennoch ist Mir mit seinem Auftritt und der Performance seines Arbeitsgerätes zufrieden.

"Wir sind ein tolles Rennen gefahren, ganz ehrlich. Es ist lange her, dass ich das Fahren so genießen konnte", erinnerte sich Mir an die enttäuschende Vorsaison. "Wir konnten mit den anderen kämpfen und den 'Japanese Cup' [scherzhafte Bezeichnung für das Duell zwischen Yamaha und Honda, Anm.] sogar anführen. Auf dieser Strecke nah an den Top-10 zu sein, ist kein Disaster."

Mir erkennt auch nach dem ersten Rennwochenende den klaren Fortschritt der RC213V und eine veränderte Arbeitsweise der Honda-Ingenieure. "Wir haben uns wirklich verbessert. Mit der Zeit aus dem Rennen, wo wären wir da vor einem Jahr gelandet? Ich denke, wir wären nicht weit entfernt von der Spitze. Natürlich haben sich die anderen Hersteller auch verbessert. Aber das Team arbeitet hart und wir versuchen uns ständig zu verstärken. Das ist es, was ich gefordert habe. Letztes Jahr waren wir die gesamte Saison mit dem selben Paket unterwegs."

Auf das nächste Rennen der MotoGP in Portimao blickt Mir vorfreudig. "Wir werden einige neue Teile bekommen, nach denen wir im Test gefragt hatten. Außerdem glaube ich, dass die Strecke etwas besser zu unserem Motorrad passt. Ich denke, wir können dort den nächsten Schritt machen."