Maverick Vinales erlebte am Sachsenring ein Wochenende zum Vergessen. Nach durchgehend schwacher Pace schied er im Hauptrennen am Sonntag auch noch mit Motorschaden aus. Kurioserweise zeigte sich der Spanier über diesen Ausfall am Donnerstag vor dem Rennen in Assen aber nicht erzürnt oder frustriert, sondern gar erleichtert.

"Auf eine gewisse Art und Weise hatten wir am Sachsenring sehr viel Glück. Wir haben den Motor zerstört. Wir haben den Motor analysiert und verstanden, dass es ein Problem gab. Also bin ich das ganze Wochenende mit einem Problem am Motor gefahren", berichtete Vinales auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Glück deshalb, weil nur durch den Motorschaden die Problemfindung gelingen konnte: "Ich hatte Probleme beim Bremsen, besonders an der Front, wo ich normalerweise sehr stark bin. Wir haben herausgefunden, dass etwas mit der Motorbremse nicht stimmte. Das sind die Dinge, die dann zusammenkommen. Zum Glück ist der Motor eingegangen, so haben wir es herausgefunden."

Der Motor ist zwar hinüber und musste gewechselt werden, doch wenigstens meint Vinales nun im Nachgang die Erklärung für seine schwache Pace gefunden zu haben. Während des Sachsenring-Wochenendes war er schon beinahe verzweifelt: "Es war verrückt, dass wir am Sachsenring nicht vorne dabei waren, denn normalerweise sind wir dort sehr gut. Im ersten Training war ich in den Top 5. Wir haben es [das Motorsproblem, Anm. d. Red] nicht erkannt." Der 28-Jährige rechnet vor, was er seiner Meinung nach verloren hat: "In FP1 fuhr ich 1:21,7. Im Rennen fuhr ich dann 22er-Zeiten, also langsamer als im ersten Training. Ich denke es waren sechs oder sieben Zehntel und das hätte für die Top 5 oder Top 4 gereicht." Mit dem Problem hingegen fuhr er stets außerhalb der ersten Zehn.

Vinales moniert: Fehlerfindung bei Aprilia viel zu langsam

In die Dutch TT geht er dank des gefundenen Fehlers wieder mit mehr Selbstvertrauen: "Mittlerweile haben wir es verstanden. Es ist gut, mit diesem Wissen hier in Assen anzukommen. Sicherlich können wir hier einen guten Job machen." Dennoch haderte er damit, dass erst sein Ausfall Licht ins Dunkel brachte. Er fordert bessere Arbeit seiner Mannschaft ein: "Wenn etwas schiefgeht, müssen wir die Analyse fertig haben, bevor solche Dinge passieren. Wir waren viel zu spät dran. Am Sachsenring hatten wir die Möglichkeit, zumindest unter die Top 5 zu kommen." Nur das Spitzenduo von Jorge Martin und Francesco Bagnaia, so gab er zu, wäre auch ohne Probleme außer Reichweite gewesen.

2022 holte Vinales(r.) in Assen sein erstes Aprila-Podest, Foto: LAT Images
2022 holte Vinales(r.) in Assen sein erstes Aprila-Podest, Foto: LAT Images

Mit seiner Kritik an der zu langsamen Fehlerfindung schließt sich Vinales auch selbst nicht aus, war doch auch er am Sachsenring dahingehend auf verlorenem Posten: "Ich möchte auch für mich selbst diese Dinge schneller erkennen, aber das ist nicht leicht. Es ist schwer zu erkennen, dass der Motor nicht richtig läuft. Die Leistungsabgabe funktionierte, aber die Motorbremse nicht. Es war kompliziert." Wo genau das Problem am Motor lag blieb jedoch sein Geheimnis.

Noch merkwürdiger wird die Sache, wenn man sich die Reaktion von Teamkollege Aleix Espargaro auf den Vinales-Defekt anhört. Der Katalane musste sich erst mit seinem Pressesprecher absprechen, bevor er dann konstatierte: "Mir ist das noch nie passiert. Wenn der Motor hochging, dann ging er hoch. Davor war aber alles in Ordnung." War der Motorschaden also vielleicht auch nur eine willkommene Ausrede für schwache Pace? Das Wochenende in Assen kann bereits die Antwort liefern. Hier ist Vinales traditionell schnell und holte im Vorjahr als Dritter seinen ersten Podestplatz für Aprilia.