Eine Entscheidung im großen MotoGP-Streit Ducati gegen Honda, Suzuki, KTM und Aprilia fällt wohl noch in dieser Woche. Vier Hersteller hatten ja gegen den im Katar-GP verwendeten Spoiler an der Schwinge der Ducati Desmosedici GP19 direkt nach Rennende protestiert. Nachdem ihr Protest abgewiesen wurde, legten sie Berufung gegen das Urteil ein. Somit wandert der Fall nun vor den Court of Appeal, den Berufungssenat des Motorradweltverbandes FIM.

MotoGP-Streit: Ducati illegal? Darum gibt es Proteste (14:39 Min.)

Der Court of Appeal tritt an diesem Freitag um 11 Uhr in der FIM-Zentrale am Genfer See zusammen, um darüber zu entscheiden, ob das Ergebnis des Katar-Grand-Prix bestehen bleibt oder Ducati doch noch disqualifiziert wird. Wie lange sich die Untersuchungen hinziehen, weiß freilich niemand. Das einzig reglementtechnische Zeitlimit für den Court of Appeal sind vier Wochen nach Eingang der Berufung, was in diesem Fall dem 7. April entsprechen würde.

Fest steht, wer die Entscheidung über eine nachträgliche Disqualifikation von Ducati treffen wird. Der Court of Appeal besteht aus drei Personen, die aus der zwölf Mann umfassenden 'Internationalen Kommission der Berufungsrichter' ausgewählt werden. Für dieses konkrete Verfahren wurden der Kommissionsdirektor Anand Sashidharan aus Indien, der Schwede Lars Nilsson und der Finne Sakari Vuorensola bestimmt.

Juristen, keine MotoGP-Experten

Wichtig zu erwähnen ist, dass die Berufungsrichter Juristen sind und nicht am Alltag der MotoGP teilhaben. Sie treffen ihre Entscheidung rein aufgrund der vorliegenden Reglementtexte und Beweise, wie in einem gewöhnlichen Gerichtsverfahren. Klar ist somit auch, dass sie nicht über dasselbe Wissen im Hinblick auf Aerodynamik verfügen wie die FIM Stewards, die den Protest abwiesen und die FIM Appeal Stewards, die ihrerseits in Katar kein Urteil fällen konnten oder wollten und somit den Fall an den Court of Appeal weiterleiteten.

Der Technische Direktor Danny Aldridge stufte den Ducati-Spoiler als legal ein, Foto: LAT Images
Der Technische Direktor Danny Aldridge stufte den Ducati-Spoiler als legal ein, Foto: LAT Images

Welche Dokumente die Streitparteien dem Berufungssenat vorlegen, ist nicht bekannt. Von Seiten der vier protestierenden Hersteller werden kaum stichhaltige Beweise kommen. Ducati hingegen ist überzeugt, die Legalität seines Spoilers beweisen zu können. Dieser würde ja dem Reglement entsprechen, wenn er zur Kühlung des Hinterreifens eingesetzt wird. Durch Aufzeichnungen der Reifentemperatur können man das einfach nachweisen, ist Konstrukteur Gigi Dall'Igna überzeugt.

Noch eine Runde im Ducati-Prozess?

Dass Juristen einen Regeltext möglicherweise aber ganz anders interpretieren als ein Techniker, steht auch außer Frage. Sowohl eine Absegnung des Ergebnisses, als auch eine Disqualifikation von Ducati sind absolut möglich. Sollte der Court of Appeal tatsächlich gegen Ducati entscheiden, kann der italienische Hersteller gegen dieses Urteil beim Internationalen Sportgerichtshof CAS berufen. Der Streit ginge damit in die nächste Runde.