Aller Anfang ist schwer. Besonders in der MotoGP. Das musste KTM 2017 am eigenen Leib erfahren. Beim ersten Saisonwochenende in Katar startete man von den letzten beiden Plätzen, rund drei Sekunden fehlten auf die Pole-Zeit von Maverick Vinales, die aufgrund des ins Wasser gefallenen Qualifyings anhand der besten Zeiten aus den ersten drei Trainingssessions ermittelt wurde. Im Rennen lief es nicht wirklich besser. Für Pol Espargaro blieben nur der vor- und drittletzte Rang.

KTM ließ sich aber nicht entmutigen und legte ein beeindruckendes Entwicklungstempo an den Tag. Trotz dem Stress der Überseerennen zündete man schon beim dritten Saisonlauf in Austin die erste Ausbaustufe der RC16. Man spendierte dem Motorrad eine völlig neue Verkleidung mit kleinen Flügeln an der Front, die mehr Anpressdruck für das Vorderrad generierte. Beim Europaauftakt in Jerez dann das wohl wichtigste Update: In Rekordzeit hatte man bei KTM einen neuen Motor konzipiert, verwarf das Screamer-Konzept und stellte wie alle fünf anderen Hersteller in die MotoGP auf die Big-Bang-Zündfolge um.

Von da an ging es für KTM ständig bergauf. Man zog in der Teamwertung und in der Herstellerwertung, wo jeweils nur das bestplatzierte Motorrad jeder Marke gewertet wird, an Aprilia vorbei. In der Teamwertung kassierte man noch dazu das Ducati-Kundenteam von Avintia Racing. Möglich wurde all das vor allem durch eine bärenstarke zweite Saisonhälfte.

KTM startet in erster MotoGP-Saison durch

Vom Tschechien-GP in Brünn an war das KTM-Werksteam der siebtbeste Rennstall der MotoGP, ließ die beiden Kundenteams LCR und Marc VDS von Honda sowie Aspar, Avintia und das Aprilia-Werksteam. Mit 62 Punkten holte man in den letzten neun Saisonrennen fast doppelt so viele Zähler wie Aprilia, das nur 33 Punkte sammeln konnte. Auch in der Herstellerwertung sammelte man mit 53 Punkten satte 23 Zähler mehr als Aprilia.

Der große Punktehamster für KTM war in dieser Zeit Pol Espargaro. Der Spanier holte 41 Punkte, nur elf Fahrern gelangen mehr. Hätte Espargaro in Valencia nicht aus der Boxengasse starten musste - aufgrund der vielen Updates an Motor und Chassis musste man ein zehntes Triebwerk verwenden, was die Strafe zur Folge hatte - wäre in dieser Zwischenwertung sogar der mit 48 Punkten zehntplatzierte Cal Crutchlow in Reichweite gewesen.

Bei KTM hatte man in der zweiten Saisonhälfte oft Grund zur Freude, Foto: KTM
Bei KTM hatte man in der zweiten Saisonhälfte oft Grund zur Freude, Foto: KTM

Doch auch für den lange Zeit strauchelnden Bradley Smith ging es in Saisonhälfte zwei teil bergauf. Vor allem nachdem ihm die KTM-Bosse für 2018 das Vertrauen ausgesprochen und so die Diskussionen um seine Zukunft beendet hatten, startete er in den letzten drei Saisonrennen durch. Da sammelte Smith 15 WM-Punkte, nur elf Fahrer waren in diesem Zeitraum stärker.

KTM-Motorsportchef Pit Beirer zog in Valencia dementsprechend ein hochzufriedenes Fazit: "Es ist viel besser gelaufen, als wir das erwartet haben. Die Entwicklung des gesamten Projekt ist großartig. Wir sind sehr glücklich damit. Das Team hat einen wirklich tollen Job gemacht und wir haben nun das Gefühl, richtig in der MotoGP angekommen zu sein." Und Pol Espargaro richtet direkt eine Kampfansage an die Konkurrenz: "Die Top-Five klingen für 2018 natürlich optimistisch, aber es ist realistisch!"