Mercedes gelang im Formel-1-Qualifying von Bahrain nicht die große Überraschung. Teamchef Toto Wolff hatte nach den starken Trainings etwas mehr erwartet. Für George Russell ist Startplatz drei für das Rennen am Samstag hingegen eine mehr als zufriedenstellende Ausgangslage. Er wählte beim Setup einen anderen Weg als Lewis Hamilton und ließ den Teamkollegen im Zeittraining klar hinter sich. Für den Grand Prix stapelt er allerdings ganz tief. Max Verstappen und Red Bull laut Prognose klar außer Reichweite.

"Ich denke, im Qualifying war der Abstand zu Max etwas geringer als erwartet. Aber auf die Rennpace kommt es an und da erwarten wir wahrscheinlich ein Defizit von einer halben Sekunde, nach dem, was wir bei den Testfahrten gesehen haben", so Russell, der den Fokus bei der Fahrzeugabstimmung auf die fliegende Runde im Zeittraining legte. "Wir hatten beim Test gesehen, dass unsere Qualifying-Pace etwas hinten dran war", erklärt er. "Jetzt haben wir sie verbessert, nur hoffe ich, dass es nicht unsere Rennpace verdirbt."

Den Trainingstag hatten Hamilton und Russell an der Spitze beendet und damit viel Aufmerksamkeit erregt. In der Qualifikation fehlte Russell schlussendlich drei Zehntelsekunden auf die Pole Position von Max Verstappen. Hamilton sortierte sich mit einem Rückstand von einer halben Sekunde nur als Neunter ein. "Ich denke, P3 geht in Ordnung. Wir dachten, wir hätten etwas mehr Pace", zeigt sich Wolff am Mikrofon von Sky Sports F1 nicht vollends zufrieden. "Ich hatte mehr erhofft."

Mercedes opfert Qualifying-Pace

Tatsächlich änderte Mercedes nach dem großen Aufschlag im Training noch einmal die Marschroute. "Gestern sah es besser aus, aber wir haben das Auto für das Rennen optimal abgestimmt - oder zumindest hoffen wir das", so der 52-jährige Österreicher weiter. "Wir haben die Balance des Setups für das Rennen weniger aggressiv für die Reifen ausgelegt. Vielleicht haben wir dabei etwas zu viel Single-Lap-Pace herausgenommen."

Die Vermutung Red Bulls, dass Mercedes am Donnerstag mit mehr Motorleistung an die Spitze gefahren war, sah er damit als entkräftet an. "Nein, ich denke, die Setupänderungen haben zur Performance heute beigetragen. Zu Beginn des Qualifyings fürchteten wir schon, zu viel Performance weggenommen und für das Rennen geopfert zu haben, aber am Ende war es mit George okay", sagt er. "Wenn du den Reifen optimal im Fenster hast, machen zwei Zehntel einen Unterschied und du bist voll mit dabei."

Über Russells verhaltene Prognose konnte Verstappen in der Pressekonferenz nach dem Qualifying nur schmunzeln. "Eine halbe Sekunde? Das ist viel zu viel. Das sagst du jetzt, damit du wenn es morgen besser läuft, sagen kannst, wie unglaublich das Auto war", flachst der dreifache Champion. "Es wird zwischen uns allen ein enger Kampf, außer mit Max", beharrt Russell auf seine Prognose.

Russell spekuliert auf ungewöhnliches Klima in Bahrain

Für den Samstag hat Russell diverse Faktoren im Blick, um für sich den bestmöglichen Rennausgang herbeizuführen. Vor allem die in diesem Jahr deutlich kühleren Temperaturen dürften bei der Strategie eine Rolle spielen. "Es ist ungewöhnlich kalt hier in Bahrain. Wenn das Rennen startet, werden es am Abend etwa 16 Grad Celsius sein. Normalerweise haben wir hier 30 Grad Celsius und mehr", so der 26-jährige Brite.

Der weiche Reifen könnte unter diesen Voraussetzungen im Rennen den Unterschied machen. "Auf uns warten viele Unbekannte. Der Soft-Compound funktioniert auf diesem Kurs hier sehr gut, vielleicht fährt manch einer zwei Sätze Soft", mutmaßt er. Fest steht auf jeden Fall, dass er auf der sauberen Seite hinter dem Pole-Sitter seine Chance am Start suchen wird: "Wenn es eine Möglichkeit gibt, in Führung zu gehen, werde ich sie ergreifen!"