Für Franz! Yuki Tsunoda wollte seinem größten Unterstützer zur Formel-1-Pensionierung noch ein würdiges Abschiedsgeschenk machen - was teilweise gelang. P7 für AlphaTauri in der Konstrukteurs-WM ist sich nicht ausgegangen, drei Punkte fehlten am Ende auf Williams. Versöhnlich endete 2023 für Yuki Tsunoda trotzdem: Mit dem besten Rennen der Saison.

Ohne Franz Tost, ohne Namen, ohne Nyck de Vries, aber mit Yuki Tsunoda startet AlphaTauri 2024. Bevor es so weit ist, wirft Motosport-Magazin.com einen Blick auf die dritte Saison des Japaners.

Yuki Tsunodas Qualifying-Statistik 2023

Qualifying / Shootout2023
Bestes Ergebnis6 (2x)
Q3-Teilnahmen5
Ø Ergebnis13,8
Ø Vorsprung auf Teamkollegen- 0,079
Siege im Quali-Duell19

Yuki Tsunoda im Qualifying: Mit drei unterschiedliche Teamkollegen musste es Yuki Tsunoda 2023 aufnehmen. Die beste Figur machte er gegen den bis Silverstone fahrenden Nyck de Vries: 10:2 im Qualifying-Duell, durchschnittlicher Vorsprung von +0,224 Sekunden.

Kurz und schmerzhaft: Hier geht's zur Saisonbilanz von Nyck de Vries!

Yuki Tsunoda 2023: Manchmal Top, manchmal Flop

Gegen Daniel Ricciardo schaffte Tsunoda mit 5:5 nur ein Remis, insgesamt hatte der Australier aber die Nase vorn. Er war schneller (0,256 Sekunden) und hatte mit 12,8 zu 13,7 im Durchschnitt eine bessere Startposition.

Yuki Tsunoda in Abu Dhabi mit Franz Tost
Franz Tost war einer der wichtigsten Figuren in Yuki Tsunodas F1-Karriere, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Durchwachsen sah auch die Bilanz gegen Super-Sub Liam Lawson aus. Mit seinen fast drei Jahren mehr Formel-1-Erfahrung konnte sich Tsunoda im Qualifying-Duell mit 4:2 durchsetzen, aber nicht so deutlich, wie es von einem Formel-1-Stammfahrer erwartet wird. In Katar kam Lawson bis auf wenige Zehntel an Tsunoda heran. Durch zu viele Fehler brachte sich der Japaner in die Bredouille, und AlphaTauri in Erklärungsnot.

Wie im Rennen war Tsunoda 2023 auch im Qualifying der Mann für elfte Plätze: Insgesamt vier Mal schrammte er nur knapp am Q3-Einzug vorbei. Auf eine Runde zeigt Tsunoda noch deutliche Schwächen. Negativer Höhepunkt war der letzte Platz in Las Vegas: Mit einem Verbremser im letzten Versuch konnte er das Potenzial des zu Saisonende schon fast verdächtig stark verbesserten AlphaTauri nicht ausnutzen. Mit einer persönlichen Bestleistung von Startplatz sechs im Finale gelang dem Abu-Dhabi-Spezialisten auch hier zumindest ein versöhnlicher Saisonabschluss.

Yuki Tsunoda Renn-Statistik 2023

RennenSprint
Bestes Ergebnis8 (2x)6 (1x)
Ø Zielankunft12,613
Ausfälle10
Punkte152
WM-Platz14

Yuki Tsunoda im Rennen: Sechs Mal schaffte es Yuki Tsunoda im Rennen unter die Top-10, mit 17 von 25 Punkten rettete er AlphaTauri quasi im Alleingang aus dem Tabellenkeller der Konstrukteure. 2022 fuhr er 12 Zähler (Pierre Gasly 23 ein), 2021 in seiner Rookie-Kampagne 32. Nachsatz: Mit wesentlich konkurrenzfähigerem Auto. Nachsatz Teil II: Gasly schaffte damals 110 und ein Podium in Baku.

Insgesamt wirkte Tsunoda auch in seiner dritten Formel-1-Saison aber oft etwas unglücklich. Manchmal selbstverschuldet durch Eigenfehler oder zu viel Ehrgeiz wie in Mexiko, manchmal durch eine fehlerhafte Strategie wie in Abu Dhabi oder durch technische Gebrechen wie Bremsprobleme in Monaco.

Tsunoda schrammt knapp am AlphaTauri-Wunder vorbei

Am Ende in Abu Dhabi gab er nochmal alles, fuhr die ersten Führungsrunden eines Japaners seit Takuma Sato ein, und scheiterte knapp am AlphaTauri-Wunder und P7. Unverschuldet. "Wir waren schneller als Aston Martin, dass wir den Platz an Alonso verlieren, ist ein No-Go. Das haben wir verloren, weil die Herren Techniker, die den ganzen Tag am Computer sitzen, es nicht hingebracht haben, eine gute Strategie zu planen", lautete Tosts vernichtendes Fazit. Trotzdem: Ein AlphaTauri (zumindest kurzfristig) auf P1, davon wagte der Rennstall aus Faenza in der ersten Saisonhälfte nicht einmal ansatzweise zu träumen.

Im Gegensatz dazu nicht unverschuldet: Beim zu gewagten Überholmanöver an Oscar Piastri in Mexiko City warf Yuki Tsunoda unnötig Punkte weg. Dreher, Rennen auf P12 beendet. Grund: Der Japaner wollte zu viel und ließ sich von der guten Pace des AT04 verleiten. "So etwas darf mir nie wieder passieren", reagierte Tsunoda damals und setzte sich zur Strafe selbst unter Hausarrest. Wichtige Punkte, die am Ende fehlten.

Die Entwicklung von Yuki Tsunoda : Der AT04 war vermutlich das schlechteste Auto der noch jungen Karriere von Yuki Tsunoda. Dementsprechend durchwachsen sieht die Saison aus: Guter Saisonstart, eine Dürreperiode in der Mitte und ein guter Abschluss. Viele punktelose Rennen, ein Kampf um den letzten Punkt war oft das Maximum der Gefühle. Allerdings blitzte immer wieder das Potenzial des schnellen Japaners auf. Besonders hervor stachen die Rennen in Saudi-Arabien, Barcelona und Austin.

Von Baku bis Belgien blieb AlphaTauri punktelos. Mit P10 in Spa erlöste Yuki Tsunoda gleichzeitig sich selbst und das Team. Einen Tag zuvor noch der Dreher im Sprint und Daniel Ricciardo erlegen, ging es ab der zweiten Saisonhälfte bergauf für Tsunoda. Gleichzeitig mit dem AT04 verbesserte sich die Performance des Honda-Zöglings. P9 in Brasilien, P8 in Abu Dhabi. Er ging gut mit den Reifen um und zeigte eine starke Pace.

Yuki Tsunoda: Keine Nummer 1, aber Nummer 1b

Tsunodas Saison war allerdings auch gekennzeichnet durch viel Pech: In Las Vegas mit Motorschaden ausgeschieden, in Monza gab sein brandneuer Motor mit einem Kolbenfresser auf. Ein Rennen später in Singapur beendete ausgerechnet der Red-Bull-Kollege Sergio Perez das Rennen des Japaners bereits in der ersten Runde.

Unfall: Yuki Tsunoda beim Sprint Race in Spa-Francorchamps
Ein Saison-Tiefpunkt: Tsunodas Dreher beim Safety-Car-Restart in Spa, Foto: LAT Images

Abseits der Strecke musste Yuki Tsunoda nach Pierre Gaslys Abgang mehr Verantwortung im Team übernehmen. Vom "Nummer-Eins-Fahrer" oder Ähnlichem zu sprechen wäre übertrieben, aber Tsunoda ist sichtlich gereift.

Die von ihm schon charakteristischen Wutausbrüche und Schimpftiraden am Funk sind bereits abgeflaut, nur noch vereinzelt kommt der Hitzkopf, der seine Ingenieure beschimpft und seinen Headrest aus dem Cockpit feuert, zum Vorschein. Oder wie es Franz Tost zum Abschluss in Abu Dhabi betonte: "Der Yuki ist ein sehr gutes Rennen gefahren, er ist auch in Sao Paulo gut gefahren. Wir müssen ihm nur ein gutes Auto geben."

Yuki Tsunodas Formel-1-Saison 2023 in Noten

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,96 (15.)
Redaktionsnote2,81 (15.)
Lesernote3,11 (15.)
Bestes RennenAbu Dhabi (1,35 - 3.)
Schlechtestes RennenÖsterreich (4,35 - 19.)

Tsunoda-Optimismus für 2024 gerechtfertigt?

Das sagte Yuki Tsunoda: "Mein Selbstvertrauen wächst immer mehr, jetzt geht es um die Gesamtheit als Fahrer, nicht nur darum, schnell zu sein", zieht der AlphaTauri-Pilot Bilanz. Er fühle sich mit jedem Jahr wohler im Auto, so auch 2023. Kurzfassung: "Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Leistung."

"Wir hatten trotz des schlechten Autos ein paar gute Rennen, in der zweiten Hälfte ist es dann immer besser und besser geworden. Wir kämpften etwas mit der Zuverlässigkeit und ich hatte in dieser Saison etwas Pech. Positiv war, dass ich es schaffte, konstant eine gute Leistung zu bringen. Es gibt immer noch Raum für Verbesserungen, ich muss noch konstanter werden. In der zweiten Saisonhälfte habe ich ein paar ziemlich große Fehler gemacht."

Yuki Tsunoda in Abu Dhabi im AlphaTauri
2024 wird entscheidend für Yuki Tsunoda, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Das sagt MSM: Yuki Tsunodas Saison war wie die von AlphaTauri von Höhen und Tiefen geprägt. Mit Betonung auf Tiefen. Der Japaner hat Potenzial, schafft es aber oft nicht das zu zeigen. Durch (leichtsinnige) Eigenfehler wie in Mexiko hat er wichtige Punkte weggeworfen, wenn das Auto dazu fähig wäre.

Für die vielen technischen Probleme kann er nichts, aber gerade dann hätte er in den Rennen, wo es möglich war, Punkte holen können (müssen). Der geforderte Schritt im dritten Jahr von Franz Tost war zu erkennen. Aber: Es gelang ihm nicht, sich deutlich genug von Super-Rookie Liam Lawson abzugrenzen und mit Daniel Ricciardo hat er eine ordentliche Benchmark vor sich. Formel-1-Ausbildung beendet, 2024 wird entscheidend für Yuki Tsunoda. Nicht nur, weil sein Vertrag mit AlphaTauri ausläuft.