Formel-1-Rennen im Ranking: Das waren der beste & schlechteste GP 2023

Es war ein weiterer Rückschritt für die Formel 1. Wenig überraschend, wenn man sich den WM-Stand ansieht und bei 21 von 22 gefahrenen Grands Prix ein Red Bull ganz oben stand. Und dann auch noch von Sergio Perez keine Gegenwehr für Max Verstappen kam. Aber: Es gibt Lichtblicke. Und durchaus eine Handvoll Rennen, die bei F1-Entzug in der Winterpause einen zweiten Blick wert sind.

Die Saison als Ganzes ist es nicht. Seit 2021 ermittelt Motorsport-Magazin.com im Rahmen des MSM-Fahrerrankings auch eine Renn-Note nach dem Schulnoten-System von 1 bis 6. Die Benotungen aller Leserinnen und Leser ergeben eine Lesernote, die der drei MSM-Redakteure eine Redaktionsnote, der Schnitt davon die Gesamtnote. 2021 legte die Messlatte mit dem All-Time-Duell natürlich unverhältnismäßig hoch. Auf einem Jahresschnitt der Renn-Note von 2,42 folgte im Vorjahr 2,54. 2023 stürzte es auf 2,84 ab.

Die im Vorjahr viel gelobten Regeln brachten 2023 nur bedingt Fortschritte. Jammern hob früh in der Saison an, die verwirbelte Luft sei stärker zurück und würde Zweikämpfe wieder einbremsen. Viel größer war aber ganz klar das Problem Max Verstappen, wenn es um die Renn-Qualität ging. Das Feld dahinter schob sich zusammen - und als es dann dem nur mehr auf Sparflamme entwickelten Red Bull RB19 im Herbst tatsächlich etwas näher kam, gab es tatsächlich ein paar kleine Feuerwerke. Und schließlich wurde das Saisonhighlight ein Rennen, das die Zyniker unbedingt scheitern sehen wollten.

Renn-Ranking 2023: Las Vegas ist bester Grand Prix!

Ja, richtig. Das an den einen Orten viel gehypte, an anderen viel gehasste Comeback von Las Vegas gewinnt die Jahreswertung! Bestes Rennen mit einem Notenschnitt von 1,45, einem motivierten Charles Leclerc und einem herausgeforderten Max Verstappen sei Dank. Wie sich herausstellt, war das eckige Stadtkurs-Streckenformat mit seiner langen Geraden Überholmanövern zuträglich, und erlaubte es vor allem, im Windschatten des Konkurrenten dranzubleiben.

Mit ein bisschen Straf- und Safety-Car-Glück entfachte daher spät im Rennen ein kurzer Dreikampf um den Sieg zwischen Verstappen, Leclerc und Perez. Und nicht zu vergessen: Wie so oft hat eine brandneu asphaltierte Strecke wenig Grip. Die Fahrer lieben es dann zu jammern, aber fast immer ist die Folge ein gutes Rennen, weil sie hart zu arbeiten haben, um ihre Reifen am Leben zu halten und gleichzeitig zu pushen. Das bringt Bewegung ins Feld, offiziell 82 Überholmanöver.

Drei weitere Rennen schafften es unter einen Zweierschnitt. Das Chaos von Zandvoort mit völlig beliebigen Wetterverhältnissen, Autos auf Slicks im Regen und 71 Boxenstopps war genauso eine Skill-Show der besten Rennfahrer der Welt. Der einzige Nicht-Red-Bull-Sieg schafft es mit 1,70 auf das Podium, Carlos Sainz' Ferrari-Erlösung von Singapur mit George Russells Crash-Drama. Monza rettet sich trotz Verstappen-Dominanz mit 1,93 über die Linie, da immerhin Ferrari intern für Action sorgte und das Mittelfeld hart umkämpft war.

Saison 2023: Grand Prix als Schlaftabletten

Aber das Gesamt-Ergebnis ist dennoch eine Enttäuschung. 2021 schafften es 9 Rennen unter die Zweiermarke, 2022 immer noch 7. An den Ranking-Bestwert (Imola 2021 mit 1,18, ein VER-vs.-HAM-Klassiker) ist nicht einmal annähernd zu denken. Nur 12 Rennen schaffen einen Schnitt von 3 oder besser. 2022 waren es 17 gewesen. Mit 4,41 ist Baku 2023 das schlechteste Rennen seit 2021. Auch Saudi-Arabien und Abu Dhabi waren zwei Stunden verschwendete Sonntagszeit.

Was die Liste zeigt: 2023 gibt es kein echtes Muster nach Streckentyp. Egal ob Stadtkurs, Klassiker oder Neubau. Die besten Rennen waren Rennen, die durch verrückte Umstände beeinflusst wurden oder bei denen die ausgehungerten F1-Fans endlich wieder einen Kampf um den Sieg zu sehen bekamen. Das hievte auch das in Sachen Action eher durchschnittliche Singapur weit nach oben, und verhalf Monaco dank Regenchaos zu respektablen 2,28. Das unterstreicht: Fundamental war diese Saison sportlich einfach nicht aufregend genug.

Leserwertung: MSM-Publikum ohne echtes Highlight

Zum ersten Mal sind sich MSM-Leserschaft und Redakteure dieses Jahr schließlich nicht bei der Frage nach dem besten Rennen einig. Ginge es nur nach euch, so wäre es eine enge Entscheidung zwischen Singapur und Zandvoort. Verstappens lang ersehnte Niederlage erhält um 0,01 den Zuschlag. Danke, Ferrari, und danke an Carlos Sainz. (Und danke an George Russell, für die zusätzliche Unterhaltung im Finish, auch wenn wir ihm besser keine Trophäe für seinen Crash in der letzten Runde überreichen.) Einigkeit herrscht dafür ganz unten mit Saudi-Arabien und Aserbaidschan. Letzteres ist mit noch deutlicherem Abstand auf dem letzten Platz.

Obwohl die Lesernote im Jahresschnitt nachsichtiger ausfällt (2,54 im Vergleich zu den 3,13 der Redaktion), ist ein Sehr Gut hier härter erarbeitet. Mit 1,74 ist die Singapur-Bestmarke bei weitem nicht beeindruckend. 2021 gewann Imola mit 1,36 die Leserwertung, 2022 Großbritannien mit 1,25. Der spektakuläre Ausreißer - 2023 einfach nicht vorhanden. Dafür ist ein Block von gut 12 Rennen innerhalb von 0,5 angesiedelt und praktisch völlig austauschbar.

Redaktionswertung: Harte MSM-Redakteure haben genug von 2023

Von uns aus der Redaktion gab es nur ein Rennen, welches sich mit drei von drei möglichen Sehr Gut absetzte, nämlich Las Vegas. Das sicherte dem Rennen daher auch den Sieg in der Gesamtwertung. Dahinter geht es rapide bergab. Nur sechs Rennen schafften einen Schnitt von 2 oder besser. 15 dafür einen von 3 oder schlechter. Im Bereich von 2,2 bis 2,7, der in der Leserwertung so gut gefüllt ist, landet in der Redaktionswertung genau ein Rennen, Miami.

Kontrovers bleibt Australien. Das Chaos-Finish mit zwei roten Flaggen wird nicht in der Gesamtwertung honoriert, weil es in der Redaktionswertung schlecht abschnitt. Aber selbst die Redakteure waren sich nicht einig gewesen, ob es unterhaltsam oder ein sportlicher Affront war. Die Spanne reichte von 2 bis 6. Das drückte schließlich den Schnitt.

Neben Las Vegas rettete die Redaktionsnote weiters noch Monaco. Für die Redakteure das sechstbeste Rennen, für die Leser nur das 13. Auch die Verstappen-Aufholjagd von Miami kam deutlich besser weg, Platz 7 zu Platz 17. Aber das ist relativ nach Plätzen im Ranking. In absoluten Zahlen ist Miami nach Singapur (0,07 Abweichung) mit einer Abweichung von 0,22 das am zweitähnlichsten bewertete Rennen.