Nach der Bekanntmachung von Honda, die Formel 1 nach der Saison 2021 zu verlassen, kreiste bereits der Pleitegeier über der Königsklasse des Motorsports: Was geschieht ab 2022 mit Red Bull? Ziehen möglicherweise mehrere Konzerne den Stecker, so wie es vor gut zehn Jahren während der Weltwirtschaftskrise war?

Vor allem Mercedes wurden zuletzt immer wieder Ausstiegsszenarien angedichtet. Nun scheint es ein Aufatmen zu geben: Auf einer virtuellen Investorenkonferenz stellte Mercedes-Benz eine neue Strategie der Marke vor.

Kernthemen der neuen Strategie sind höhere Profitabilität und vor allem weitere Elektrifizierung. "Mercedes-Benz bekräftigt uneingeschränkte Absicht, alle Produkte und Segmente zu elektrifizieren, stellt eigenständig entwickelte Elektro-Architekturen vor und kündigt zahlreiche neue batterieelektrische Fahrzeuge an", heißt es in einem Statement.

Wenn sich Formel-1-Fans bei dieser Ankündigung bereits an die Ausstiegserklärung von Honda erinnert fühlen, sei die gute Nachricht schnell hinterhergeschickt: Die Profitabilität will der Konzern steigern, indem die Marke Mercedes-Benz luxuriöser positioniert wird. Dabei sollen auch Submarken wie Maybach oder AMG eine Rolle spielen.

Und bei AMG kommt die Formel 1 wieder ins Spiel. "Die Verbindung der Submarke mit der Formel 1 soll im kommenden Jahr intensiviert werden, um der Identität als High-Performance-Marke stärker Rechnung zu tragen", heißt es von Mercedes.

Formel-1-Ingenieure für die Serienentwicklung

Zumindest kurzfristig steht damit ein Ausstieg nicht zur Diskussion. Statt Ressourcen komplett vom Formel-1-Projekt abzuziehen - wie bei Honda -, setzt Mercedes auf Synergieeffekte. Beim 'EQXX' genannten Technologieprogramm geht es darum, die Reichweite von Elektrofahrzeugen zu steigern. Dabei sollen Ingenieure, die am Formel-1-Motor arbeiten, ihre Expertise einfließen lassen.

Die Serienentwicklung soll von der dominanten Mercedes Power Unit profitieren, Foto: Mercedes-Benz
Die Serienentwicklung soll von der dominanten Mercedes Power Unit profitieren, Foto: Mercedes-Benz

Mercedes erhofft sich davon nicht nur Know-how, sondern auch eine gewisse Arbeitseinstellung, weil die Entwicklungsgeschwindigkeit im Motorsport erheblich höher ist als in der Serie. "Aus diesem Technologieprogramm werden Innovationen schnell Einzug in die Serienfahrzeuge finden", glaubt Mercedes.

Derartige Synergien könnte es demnächst vermehrt geben: Weil 2021 die Budgetobergrenze in der Formel 1 in Kraft tritt, muss Mercedes sein Team verkleinern. Personal, für das im Formel-1-Team kein Platz mehr ist, könnte in die Serienentwicklung wechseln.

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