Die Vorbereitungen der Formel-1-Teams für das erste Rennen 2020 nach Corona laufen auf Hochtouren. Im Vorfeld des Auftakts in Österreich haben unter anderem Mercedes, Ferrari und Renault bereits Shakedowns absolviert. Die Weltmeister kündigten selbst für den verkürzten Saisonverlauf schon Updates an den Autos von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas an. Beim Mittelfeld-Team Haas sind derartige Pläne undenkbar.

"Im Moment planen wir keine Updates da wir noch gar nicht wissen, wie das Budget und die Rennen aussehen werden", so Teamchef Günther Steiner in einer Online-Medienrunde. Der vom Südtiroler geleitete Rennstall ist nicht erst seit der Corona-Krise Gegenstand diverser Ausstiegsgerüchte.

Nach dem Fehlschlag mit Titelsponsor Rich Energy und der damit einhergehenden schwächsten Saison der Teamgeschichte im vergangenen Jahr kamen Zweifel am Engagement von Eigentümer Gene Haas auf. Der US-Amerikaner finanziert sein Formel-1-Projekt fast ausschließlich aus eigener Tasche und ohne Erfolge rentiert sich dieses Marketing-Tool für sein Maschinenbauunternehmen Haas Automation Inc. nicht.

Der ausgedünnte Kalender 2020 brachte McLaren und Williams in den vergangenen Wochen in finanzielle Probleme und auch bei Haas fehlen die Einnahmen durch Antritts- und TV-Gelder. "Ich kann kein Geld ausgeben, von dem ich nicht weiß, ob ich es habe. Das macht keinen Sinn", erklärt Steiner. "Der Knackpunkt ist, wie viele Rennen wir haben werden und wie die Zahlungen durch die FOM aussehen."

Updates für Haas-Teamchef Steiner überbewertet

Deshalb wird Haas sämtliche Ressourcen bis auf Weiteres einzig auf den Einsatz des Teams bei den bisher bekanntgegebenen acht Rennen konzentrieren. "Ich bin sehr vorsichtig und stelle nur sicher, dass wir am Start sind und unseren Job so gut wie möglich machen", sagt er. Dass Weiterentwicklungen in diesem Zuge ausbleiben, ist für ihn kein Drama.

"Wir haben über Upgrades schon viel gelernt. Sie sind nie so groß wie du dir erhoffst", so Steiner, dessen Team 2019 trotz neuer Teile auf keinen grünen Zweig kam und zur Saisonmitte sogar wieder auf die Ausgangsspezifikation zurückruderte. "Heutzutage kannst du schon sehr viel mit dem ersten Auto machen. Deshalb sind sie [Updates] keine Notwendigkeit."

Das oberste Gebot für 2020 lautet, aus den vorhandenen Möglichkeiten das Maximum herauszuholen und das Risiko zu minimieren. "Was wir wirklich machen müssen, ist keine Fehler zu machen. Das wird entscheidend sein. Deshalb riskieren wir nicht, mit etwas zu planen, das wir uns vielleicht gar nicht leisten können", so Steiner.

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Haas hat genug Ersatzteile für Grosjean & Magnussen

Dieser Ansatz gilt nicht nur für das Management des Teams, sondern auch für die Fahrer Romain Grosjean und Kevin Magnussen. "Jeder Fehler den du machst, kostet dich noch mehr, weil du weniger Möglichkeiten hast ihn gutzumachen. Es sind schließlich weniger Rennen", gibt der Teamchef zu bedenken.

Sollte im Eifer des Gefechts doch mal etwas zu Bruch gehen, bringt der Verzicht auf Weiterentwicklungen für Haas sogar Vorteile mit sich. "Die Ersatzteilsituation gestaltet sich einfacher, wenn du keine Updates hast. Du weißt wie viele Rennen es sind und wie viele Teile du brauchst", sagt Steiner.

Die in den vergangenen Jahren nicht seltenen Missetaten seiner Fahrer kalkuliert der Teamchef dabei mehr oder weniger mit ein: "Du planst natürlich nicht, viele Unfälle zu haben. Im Moment nehmen wir den Durchschnitt eines Jahres um die Anzahl an Ersatzteilen zu berechnen."

Haas geht Risiko: Volles Vertrauen auch ohne Shakedown

Im Gegensatz zu den Fahrern anderer Teams werden Grosjean und Magnussen am ersten Juliwochenende in Spielberg ohne Shakedown in den Kampf ziehen. Steiner hat angesichts dessen jedoch keine Bedenken. "Ich bin mir sicher, dass die Fahrer wissen, was sie zu tun haben. Sie sind bereit und ich denke nicht, dass sie viel Training brauchen", sagt er.

Deshalb ist es auch nicht weiter tragisch, dass Haas nicht die Kapazitäten für einen Shakedown vorab hat. "Ich denke schon, dass das ein Vorteil ist. Das will ich nicht abstreiten", so Steiner, der dies aber vor allem auf die an die Corona-Sicherheitsbestimmungen angepassten Abläufe in der Garage bezieht.

Bei Haas werden diese Handgriffe in der Heimat geübt: "Unsere Jungs arbeiten in der Fabrik auch auf Abstand am Auto. Wir trainieren auf jeden Fall auch nach den Vorgaben, aber in der Halle und nicht an der Rennstrecke. Wir gehen damit etwas mehr Risiko ein, aber ich weiß, dass wir gute Leute haben die das hinbekommen. Wir werden gut vorbereitet sein, wenn es nach Österreich geht. Da mache ich mir keine Sorgen."