Renault hieß im eng umkämpften Mittelfeld der Formel-1-Saison 2018 der große Verlierer der jüngeren Phase des Jahres. Vor dem Triple-Header gerade McLaren von P4 der WM-Wertung verdrängt, geriet der Rennstall um Nico Hülkenberg zuletzt gleich von zwei anderen Verfolgern heftig unter Beschuss: Sowohl Force India als auch Haas F1 punkteten in den drei Rennen am Stück besser als die Franzosen.

Und das teils drastisch. Haas schrieb satte 32 WM-Punkte an, Renault nur 14. Bei Force India waren es immerhin 21 Zähler. Dank der zuvor großen Konstanz reichte es für Renault dennoch, um über Frankreich, Österreich und Großbritannien hinweg P4 mit noch halbwegs komfortablem Vorsprung zu verteidigen. Aktuell trennen Renault 19 respektable 21 Punkte von den beiden neuen Top-Verfolgern (McLaren 22).

Renault fährt in Hockenheim auf: Neuer Frontflügel + X

Dennoch: Die endlich einmal rennfreie Woche vor dem Deutschland GP, dem Heimrennen von Nico Hülkenberg, nutzte Renault umso mehr, um sich neu zu formieren. Das Resultat: In Hockenheim gibt es am Wochenende einen neuen Frontflügel für Hülkenberg und Carlos Sainz. Und damit nicht genug der Neuerungen am Renault. "Ich freue mich sehr, denn wir haben ein paar Updates - einschließlich eines neuen Frontflügels -, die uns helfen sollten, zu der Pace zurückzufinden, die wir Anfang des Jahres gezeigt haben", verrät der Teamkollege des Deutschen.

Damit gesteht Sainz zugleich den Nachholbedarf ein. Dem Spanier ist die kritische Situation bewusst. "Der Kampf im Mittelfeld wird enger und enger. Unser aktueller vierter Platz könnte bedroht sein, sollten wir nicht hart weiterarbeiten. Wir müssen pushen", fordert Sainz. Damit steht er nicht alleine. Teamchef Cyril Abiteboul trieb schon während des laufenden Triple-Header-Durchhängers immer wieder mit mahnenden Worten an.

Renault: Hockenheimring sollte uns helfen

So auch vor Hockenheim. "Diese Position entspricht nicht dem Weckruf, den wir Mitte der Saison vernommen haben", so der Franzose über den noch immer vierten Rang im WM-Stand. "Uns ist aber völlig klar, dass der Kampf um P4 nicht leicht wird und in der ganzen zweiten Saisonhälfte weitergehen wird."

Kurzfristig verspricht sich Renault jedoch schon schnelle Besserung. Nicht einmal nur wegen des Updates, sondern auf ganz natürliche Weise. Hockenheim und Ungarn kommen Renault in Sachen Layout besser entgegen. "Wir haben in Silverstone noch ein gutes Punktergebnis gerettet - eine Strecke, die nicht unseren Stärken entspricht", so Abiteboul über den Highspeed-Kurs in England. "Die nächsten beiden Rennen sollten den Charakteristiken unseres Pakets besser liegen."

Nico Hülkenberg setzt auch auf Heimvorteil

"Deshalb ist es für uns elementar, im Mittelfeldkampf wieder die Initiative zu ergreifen", ergänzt Renaults Technikchef Bob Bell. "Uns dieser Kurs sollte und auch etwas besser liegen als die letzten beiden", bestätigt auch Bell. Nico Hülkenberg setzt zusätzlich auf den Heimvorteil. "Ein Heimrennen ist extrem motivierend. Mit diesem zusätzlichen Druck hoffe ich auf ein gutes Ergebnis", sagt der Emmericher.

Die Konkurrenz allerdings sorgt sich darum weniger als um die Streckencharakteristik. "Wir machen uns etwas Sorgen wegen des engen letzten Sektors in Hockenheim. Der ist sehr langsam", warnt Haas-Teamchef Günther Steiner. Langsame Kurven - das genaue Gegenteil der größten Haas-Stärke, Highspeed. "Wir müssen unser Bestes geben, aber das Auto ist ganz klar konkurrenzfähiger in schnellen Kurven, sogar sehr konkurrenzfähig", so Steiner. "Wir hatten auf langsamen Strecken aber Probleme", erinnert der Tiroler etwa an das völlige Debakel seines Teams in Monaco.

Haas F1 fürchtet Layout in Hockenheim

Romain Grosjean formuliert es positive, aber zwischen den Zeilen auch klar: "Wir haben ein konstantes Auto mit gutem Abtrieb. Bei Low Speed wissen wir aber, dass wir uns etwas mehr verbessern können, aber richtig schlecht ist das Auto da auch nicht. In Deutschland und Ungarn könnten wir schon klarkommen." Zudem hätten Barcelona, Paul Ricard, Red Bull Ring und Silverstone bewiesen, wie gut Haas auf verschiedenen Kursen sei, so Grosjean. Wirklich langsam zu geht es auf den von Grosjean genannten Strecken aber tatsächlich nirgendwo.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Deutschland GP (07:51 Min.)

Realistischer daher die Einschätzung des Teamkollegen. "Unser Auto ist in Highspeedkurven gut. Da liefert es richtig gut ab. Deshalb waren diese Strecken so gut. Aber bei Lowspeed sind wir eben etwas weniger stark", so Kevin Magnussen. Insgesamt sieht er Haas jedoch in der Lage, es mit Renault aufnehmen zu können. "Wir haben das Potential im Auto, um noch besser abzuschneiden", so der Däne mit Blick auf den aktuellen fünften Platz.

"Ich denke, dass Renault sehr konstant ist, aber wir können sie schonmal schlagen und haben das dieses Jahr bereits geschafft. Die meiste Zeit über waren wir in Sachen Pace auf Augenhöhe mit ihnen, es sollte also möglich sein, mit ihnen bis zum Ende zu kämpfen", sagt Magnussen. "Wir können den vierten Platz anstreben", meint auch Grosjean. "Es ist möglich", bestätigt Steiner. "Aber ich will nicht so arrogant sein und vorhersagen, dass wir auch Vierter werden. Wir kämpfen mit drei sehr starken Teams und müssen sicherstellen, nicht wieder Punkte leicht liegenzulassen."

Force India angriffslustig

Force India unterdessen klingt nicht minder angriffslustig. Beim britisch-indischen Team fehlt zudem die Haas-Angst vor Renault in Hockenheim. Eher klingt es nach Vorfreude auf ein mutmaßlich eher schwächeres Haas. Mercedes-Junior Esteban Ocon: "Ich denke, dieses Wochenende kann ein gutes für uns werden. Die Strecke sollte uns wegen der langen Geraden und langsamen Kurven liegen."

"Wir müssen in Deutschland ein sauberes Wochenende erwischen, denn wenn wir unsere Leistung ans Maximum bringe, können wir im Mittelfeld vorne sein", meint Teamkollege Sergio Perez. "Wir finden jetzt mit jedem Rennen etwas mehr Performance und ich denke noch immer, dass wir diesen vierten Platz in der WM schaffen können."