Flop: Mercedes im IT-Wahnsinn

In der ersten Hälfte des Rennens kämpften die Silberpfeile weniger mit Ferrari als mit der Technik - und das nicht an ihren Boliden. Schwarzbild bei Mercedes! Der komplette Kommandostand samt Boxenfunk war ausgefallen, auch in der Garage quittierten sämtliche Monitore und Kommunikationskanäle den Dienst. Chaos pur für Toto Wolff, James Vowles & Co. Immerhin in den Fabriken hatten sie die Daten. Doch war es leider der Große Preis von Ungarn, nicht von Brackley oder Brixworth. Wer war schuld? Ein gebrochenes Glasfaserkabel. Gehts eigentlich noch banaler?

Top: Ein Mann, ein Wort

Zum Glück sprang die Kommunikation in Rennhälfte zwei dann wieder an. Ansonsten wäre der Formel 1 ziemlich sicher ein Moment der Größe vollständig verwehrt geblieben. Kaum konnte Hamilton wieder mit der Boxenmauer kommunizieren, ließ er wissen, viel schneller zu können als Bottas, bat darum, es selbst einmal gegen Ferrari versuchen zu dürfen. Sein Versprechen im Funk: Sollte er scheitern, werde er Bottas den Platz zurück geben. Gesagt getan: Nach dem sich der Brite die Zähne an Räikkönen ausgebissen hatte, ließ er Bottas noch in der letzten Kurve passieren. Ganz großes Kino. Mehr Fairplay geht nicht. Chapeau!

Räikkönen und der bittere Doppelsieg (04:40 Min.)

Flop: Seb kann nicht, Kimi darf nicht

Ferrari hat es dagegen mal wieder geschafft, die Hälfte der roten Fans gegen sich aufzubringen - und natürlich erwischte es mal wieder das Räikkönen-Lager. Der Finne war klar schneller als Vettel, wurde jedoch nicht am Deutschen vorbeigeschleust - selbst als plötzlich sogar der eigentlich sichere Ferrari-Sieg zu wackeln drohte. Und das nicht nur auf der Strecke: Auch einen Overcut versagte Ferrari Räikkönen - ohne Probleme wäre dieser möglich gewesen. Der noch größere Flop ist aber die Technik: Dass sofort von Start weg bei Vettel das Lenkrad schief steht, darf in der hoch technisierten F1 nicht passieren.

Top: Das Foto deines Lebens

Der größte Gewinner in Ungarn war am Ende dennoch Sebastian Vettel. Oder? Nicht ganz! Eigentlich muss Glenn Dunbar als wahrer Triumphator der Puszta gelten. Dem Fotografen gelang bei der Podiumszeremonie das, was wohl ziemlich sicher zu den Fotos seines Lebens zählen wird. Genau im richtigen Moment drückte Dunbar auf den Auslöser als gerade die Podium-Girls von Pirelli vor den Fahrern herspazierten und eine kleine Böe den Rock einer der Damen erwischte, das DRS aktivierte und diesen Monroe-like hochwirbelte. Dunbar stand genau richtig, da passte der Winkel einfach perfekt. Dutzende Memes auf Twitter, Facebook & Co. waren ihm sicher.

Fotograf Glenn Dunbar drückte genau im richtigen Moment ab, Foto: LAT Images
Fotograf Glenn Dunbar drückte genau im richtigen Moment ab, Foto: LAT Images

Flop: Ausgerechnet Max! Ricciardos Serie futsch

Sechs Rennen, sechs Mal Top-5. Daniel Ricciardo mauserte sich zuletzt dank Top-Resultaten wie an der Perlenschnur zum klaren ersten Ferrari- und Mercedes-Jäger. In der WM zog der Australier sogar an Kimi Räikkönen vorbei. Doch in Ungarn verging auch dem sonst immer fröhlichen Ricciardo das Lachen. Jäh endete seine Serie in Kurve zwei. Schuld war ausgerechnet der Teamkollege.

"War es derjenige, vom dem ich glaube, dass er es war?", funkte Ricciardo sofort genervt. Ja, war er: Max Verstappen hatte zu spät gebremst, war Ricciardo ins Auto gekracht und zerstörte dessen Aufhängung - Feierabend. Mit Wut im Bauch warf Ricciardo Verstappen mangelnde Reife vor. Noch dazu könne er schlicht nicht akzeptieren, dass der Teamkollege auch mal vor ihm liege, er müsse sich entschuldigen. Immerhin: Das tat der Youngster auch. Thema erledigt. Erstmal.

Top: "Jo is slower than you"

Überragende Boxenfunk-Reminiszenz vom Renault-Kommandostand an Ferraris legendäres "Felipe, Fernando ist faster than you" aus Hockenheim 2010. Nur, dass es die Franzosen umdrehten, ein "Jo ist slower than you" daraus machten. Unzählige Lacher waren Renault sicher. Vor allem aber ein erleichtertes Aufatmen von Nico Hülkenberg, der so endlich an seinem ihn ausbremsenden Teamkollegen Palmer vorbeiziehen durfte.

Hülkenberg und Magnussen werden wohl keine dicken Freunde mehr, Foto: Motorsport-Magazin.com/Collage
Hülkenberg und Magnussen werden wohl keine dicken Freunde mehr, Foto: Motorsport-Magazin.com/Collage

Flop: Unreife, kindische Rüpel-Eier-A....löcher

Kawumm! Das ging unter die Gürtellinie. "Suck my balls, honey!", keifte Kevin Magnussen Nico Hülkenberg während der TV-Interviews nach Rennende an. Zuvor war der Deutsche in die Runde des Dänen gecrasht, hatte Magnussen 'gelobt' "mal wieder der unsportlichste Fahrer des Grids" gewesen zu sein. Damit bezog sich Hülkenberg auf ein Abdrängmanöver des Haas-Fahrers in 62, das Magnussen eine 5-Sekunden-Strafe und zwei Strafpunkte einbrachte.

Doch auch Hülkenberg hielt sich angesichts dessen mit deftigen Ansagen nicht zurück: "Was er da gemacht hat, die Lenkung aufzumachen, mich weit gehen zu lassen, das ist einfach ein Arschloch sein", wetterte der Emmericher. Und dann wollte auch Haas-Teamchef Günther Steiner noch seinen Senf dazu geben: Kindisch, unreif und ein Rüpell sei er, der Herr Hülkenberg. Na bravo.

Top: Zuschauer-Massen und Spitzenquoten

Die Formel 1 lebt. Groß ist die Begeisterung in dieser Saison mit den neuen Autos ohnehin schon lange. Besonders gut gesehen hat man das einmal mehr an diesem Wochenende: In Ungarn waren bereits am Freitag und Samstag die Tribünen auffallend gut besetzt. Insgesamt meldete der Veranstalter über das ganze Wochenende hinweg 199.000 Zuschauer - 11,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit lag man sogar nur 11.000 Kopf unter der Sensationszahl aus dem Ungarn-Debüt 1986, das stolze 210.000 Zuschauer aus dem damaligen Ostblock anlockte. Damals ein Rekord, der neun Jahre halten sollte.

Auch die TV-Stationen meldeten Top-Werte. Mit im Schnitt 5,3 Millionen Zuschauern erzielte RTL Saison-Bestwert nach Bahrain (5,57) - ein plus von satten 700.000 gegenüber dem Vorjahr. Zum Start saßen sogar 6 Millionen vor dem Fernseher.

Flop: Di Resta ins kalte Wasser

Klar, das spontane F1-Comeback von Paul Di Resta in Ungarn war eine coole Nummer. Blöd nur für den Schotten WIE spontan. Erst kurz vor dem Qualifying war sich Williams sicher, dass Di Resta für den erkrankten Felipe Massa einspringen würde müssen. Angesichts der Ohrentzündung des Brasilianers samt Krankenhausaufenthalt am Freitag hätte man da schon früher für einen Wechsel entscheiden können.

So hätte Di Resta zumindest noch das dritte Training zur Vorbereitung gehabt. Was er sicher dankend angenommen hätte, berichtete Di Resta später doch von größer Nervosität angesichts der für ihn fast völlig neuen Hybrid-Erfahrung - und das auch noch mit den gerade in Ungarn brutal schnellen F1-Autos. Beeindruckend, dass es der Schotte dennoch schaffte, nicht die rote Laterne der Qualifikation zu übernehmen.

Alonso am Ziel seiner Träume?, Foto: Sutton
Alonso am Ziel seiner Träume?, Foto: Sutton

Top: Alonso chillt uns in den Sommer

Das Beste kommt zum Schluss: Nicht nur die schnellste Rennrunde von Fernando Alonso gegen Ende des Ungarn GP (wie hat er das nur mit einem McLaren, noch dazu auf alten Reifen, nur geschafft???) nachdem er zuvor schon Carlos Sainz in Kamikaze-Manier überholt hatte. Sondern vor allem das, was danach kam. Die Malerei von Fernando Alonsos vielleicht berühmtesten Moment der jüngeren Vergangen - dem Liegestuhl von Brasilien 2015 - auf dem Boden des Paddocks war den meisten schon lange vor dem Rennen aufgefallen.

Auch Fernando Alonso selbst, der sich nach Rennende kurzerhand mit einem echten Liegestuhl dazugesellte und die alte Szene nochmal aufleben ließ. Einziger Wermutstropfen: Das Ganze war natürlich voll inszeniert, wie das Schild mit Aufschrift "F1 wishes you happy holiday" beweist. Aber egal: Mit so einem coolen Gruß lassen wir uns gerne in die Sommerpause verabschieden.