Nachdem Haas mit Romain Grosjean in Österreich das bisher beste Saisonergebnis sicherstellen könnte, stehen beim Trainingsauftakt für den Grand Prix von Großbritannien einige Neuerungen ins Haus. Um die scheinbar unendliche Bremsen-Frage zu klären, wird am Freitagvormittag wieder einmal eine neue Spezifikation von Carbon Industries auf Herz und Nieren getestet. Während der Zulieferer schon einige Male im Wechsel mit Brembo eingesetzt wurde, gibt ein anderer bei den US-Amerikanern sein Debüt: Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi übernimmt den Boliden von Kevin Magnussen.

Schon seit dem F1-Debüt im vergangenen Jahr beschäftigt sich Haas mit einer stets wiederkehrenden Bremsproblematik. Bereits mehrere Male probierte die Truppe rund um Teamchef Günther Steiner, die bisher eingesetzten Komponenten von Brembo gegen welche von Carbon Industries auszutauschen - bisher ohne durchschlagenden Erfolg.

In Silverstone nimmt das Team erneut Anlauf, obwohl es zuletzt in Spielberg mit einem sechsten Platz das beste Saisonresultat einfuhr. "Vielleicht könnten wir sogar noch besser sein. Du willst immer besser sein und wenn du denkst, dass du es sein könntest, musst du es versuchen", argumentiert Steiner gegenüber Motorsport-Magazin.com für den neuerlichen Test.

Als Haas zuletzt in Bahrain die Bremsen von Carbon Industries ausprobierte, machte die Hitzeentwicklung den Piloten zu schaffen. Laut Steiner gab es dafür zu Saisonbeginn keine schnelle Lösung, weshalb es nun in Silverstone erst zum nächsten Test kommt: "Wir mussten es erst entwickeln und dann mussten sie es herstellen. Du kannst sie ja nicht einfach bauen, du musst erst CFD-Simulationen machen und dann können sie gefertigt werden."

Carbon Industries hat für das Hitzeproblem allerdings nicht die komplette Bremsanlage neukonzipiert, sondern nur die Bremsscheiben modifiziert. Damit sollen die Probleme der Vergangenheit angehören: "Sie wurden nicht stark überarbeitet, es ist nur eine andere Spezifikation, die wir ausprobieren", so Steiner. Wie zuletzt wird das Team die neuen Teile zunächst nur im 1. Freien Training einsetzen und dann entscheiden, ob sie auch in Qualifying und Rennen darauf zurückgreifen wollen.

Die Bremsen sind bei Haas seit 2016 ein Thema, Foto: Sutton
Die Bremsen sind bei Haas seit 2016 ein Thema, Foto: Sutton

Steiner: Giovinazzi kann schon alles, auch crashen

Wer bei Haas definitiv nur am Freitagvormittag zum Einsatz kommt, ist Antonio Giovinazzi. Der Ferrari-Junior wird in Silverstone den ersten seiner sieben Freitagstest für Haas durchführen und dabei das Auto von Stammpilot Kevin Magnussen übernehmen. Die Kombination aus Komponenten-Test und neuem Fahrer bereitet Steiner aber keine Kopfzerbrechen. "Ich denke nicht, dass es uns beeinträchtigt. Das ist jedenfalls das Ziel dabei", so der Österreicher.

Der Italiener wird dementsprechend das Programm abspulen, das ansonsten Magnussen auf dem Plan gehabt hätte. Sorgen, dass der Youngster beim einem Einsatz übermütig werden könnte, hat Steiner nicht: "Normalerweise hoffst du, dass er keinen Blödsinn macht und das wird ihm auch gesagt. Ich denke, das ist den Jungs auch bewusst. Wenn sie zu viel Risiko gehen und Dummheiten machen, sehen sie nicht gut aus. Dann heißt es: Sie geben ihm die Chance und er versaut es."

Abgesehen davon hat er in den schon relativ erfahrenen Giovinazzi, der dieses Jahr bereits zwei Rennwochenenden als Ersatz für Pascal Wehrlein für Sauber absolviert hat, ohnehin großes Vertrauen. "Für ihn ist es nicht das erste Mal in einem Formel-1-Auto. Unfälle hat er auch schon zwei gemacht, das kann er also auch", scherzt Steiner, der gleich zurückrudert: "Vielleicht sollte ich solche Witze nicht machen, das könnte ich morgen bereuen..."

Zwar betont Steiner auch, dass wo gehobelt wird auch Späne fallen, aber sofern Giovinazzi sich an den Plan des Teams hält, dürfte es am Nachmittag für den Stammpiloten keine Probleme geben. Das Fahrzeug wird dann auf Basis der vom Testfahrer gesammelten Daten eingestellt und außerdem hat Magnussen mittlerweile genügend Erfahrung. "Kevin ist ziemlich clever und wir haben mittlerweile eine gute Basis mit dem Auto und wissen ziemlich viel darüber. Ich denke also nicht, dass es ein Problem wird", so Steiner.