Top: Ferrari keine Eintagsfliege

Zweiter Sieg im dritten Rennen für Sebastian Vettel. Nachdem man in der Nachbetrachtung des Australien GP noch argumentierte, Ferrari habe nur mit Glück das Rennen gewonnen, ist nun endgültig klar: die Scuderia ist wieder da. Dank toller Strategie und dem gerade in der Anfangsphase schlicht schnelleren Paket konnte Vettel vom dritten Startplatz aus den Sieg nach Hause bringen. "Ich habe gespürt, dass wir schnell sind. Das Auto ist wieder zum Leben erwacht und war fantastisch von Runde eins an", bilanzierte ein überglücklicher Vettel nach Fallen der Zielflagge.

Während Mercedes im Qualifying weiterhin mit Extraleistung um sich wirft und die Pole abonniert hat, ist der Sonntag bislang fest in Ferrari-Hand. Selbst in China wäre bei glücklicherem Rennverlauf wohl eine Attacke auf Lewis Hamilton möglich gewesen. Nun führt Vettel die WM-Wertung nach drei von 20 Rennen an. Noch ist die WM-Tabelle kaum aussagekräftig, was auch Vettel anmerkt. "Das schaue ich mir nicht an, es ist noch eine lange Saison", bekräftigt der Heppenheimer. Ein Ausrufezeichen ist es aber allemal.

Top: Kampfansage aus Maranello

Vettel gewinnt Bahrain GP: Ferraris neue Stärke - war's der Osterhase? (03:54 Min.)

Im Schwang der Emotionen vergaß Ferrari sogar die internen Leitlinien, die für 2017 gelten sollen. Diese besagen Tiefstapelei und Verweis auf die Stärke der Konkurrenz. Weg damit! Ferrari-Präsident Sergio Marchionne höchstselbst blies zur Attacke. "Wir sind jetzt vollständig sicher, dass unser Sieg in Melbourne kein Ausreißer war und, dass wir bis zum Ende an der Spitze der Meisterschaft fahren werden", stellte er klar.

Na gut, etwas hat er diese Ankündigung im Nachsatz schon wieder relativiert. "Uns ist aber durchaus bewusst, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, wenn wir die wichtigste Ziellinie von allen erreichen wollen. Wir dürfen unseren Fokus nicht eine Sekunde verlieren. Aber wir haben endlich ein konkurrenzfähiges Auto, auf das wir uns verlassen können!", so der Scuderia-Boss. Vorfreude auf die kommenden Rennen? Na und ob!

Top: Alonso sorgt für Unterhaltung

Fernando Alonso sorgte per Funk für Unterhaltung, Foto: Sutton
Fernando Alonso sorgte per Funk für Unterhaltung, Foto: Sutton

Siege? WM-Titel? So etwas erlebt Fernando Alonso derzeit wohl nur beim Blättern in seinem hauseigenen Poesiealbum. Die Realität auf der Strecke sieht bedeutend schlechter aus. Drei Rennen, drei Ausfälle. Hoffnungslose Unterlegenheit auf der Geraden. So bitter die Situation für ihn ist - sein Temperament verleitet ihn doch immer wieder zu unterhaltsamen Momenten. So auch in Bahrain, als er am Funk wieder einmal zum Tiefschlag gegen Honda ansetzte. "Noch nie in meinem Leben bin ich mit weniger Leistung gefahren!", brüllte er während des Rennens in Richtung seines unschuldigen Renningenieurs.

Honda wird sich in diesem Moment wohl ein tiefes Loch gesucht haben, die Zuschauer aber hatten ihre Freude. Auch einige Runden später, als er die Information bekam, dass seine Crew eine andere Strategie anstrebe. "Macht doch was ihr wollt", schenkte Alonso ab. Das Bild des Fernando Alonso - es ist in diesen Wochen eine Mischung aus lustig und traurig zugleich.

Top: Perez fliegt durch das Feld

Sergio Perez legte wieder ein phänomenales Rennen hin, Foto: Sutton
Sergio Perez legte wieder ein phänomenales Rennen hin, Foto: Sutton

Wo muss dieser Kerl eigentlich losfahren, um nicht in die Punkte zu fahren? Selbst Startplatz 18 war für Sergio Perez kein Hindernis. Der Rennfuchs katapultierte sich bereits in der ersten Runde auf Platz 13 nach vorne. Von da an richtete sich der Blick nur nach vorne. Im Laufe des Rennens kam es sogar zur Begegnung mit Nico Hülkenberg, seines Zeichens langjähriger Perez-Teamkollege und erster Beobachter der mexikanischen Rennstärke. Perez zog vorbei und wurde am Ende Siebter, Hülkenberg Neunter. Der Deutsche muss sich wie in einem schlechten Remake eines noch schlechteren Filmes vorgekommen sein. Perez verhalf Force India mit seinen sechs Punkten zum Sprung auf Platz vier in der Konstrukteurs WM. Eine unmögliche Mission für Sergio Perez? Said no one ever!

Top: Wehrlein mit gelungenem Comeback

Der Bahrain GP war auch das erste Saisonrennen für Pascal Wehrlein. Nach drei angebrochenen Wirbeln und Fahruntüchtigkeit in Australien und China gab er Comeback und Sauber-Debüt zugleich. Und er ließ gleich mal keine Zweifel offen, wer die Nummer eins im Team ist. Sowohl im Qualifying, als auch im Rennen ließ er Marcus Ericsson deutlich hinter sich. Punkte verpasste der Deutsche nur knapp, wenngleich er durch diverse Ausfälle auch gut nach vorne gespült wurde.

Flop: Mercedes-Strategen mit schwarzem Tag

Valtteri Bottas ließ Lewis Hamilton zu spät vorbei - der Rennsieg war futsch, Foto: Mercedes-Benz
Valtteri Bottas ließ Lewis Hamilton zu spät vorbei - der Rennsieg war futsch, Foto: Mercedes-Benz

Statt unschlagbare Silberpfeile auf die Strecke zu schicken, sucht Mercedes derzeit wohl eher den Silberstreif am Horizont. Der Rennsonntag in der Nacht von Bahrain war komplett missraten, da half auch der Stern an der Nasenspitze nichts. Fehler Nummer eins: Viel zu spät reagierte man bei Mercedes auf den Undercut von Sebastian Vettel. Anscheinend muss man sich noch an die jahrelang verschollene strategische Cleverness von Ferrari gewöhnen. Die Führung jedenfalls war weg, obwohl das Safety Car den Silbernen bereits zum zweiten Mal in einer Woche hold war.

Vettel führte das Rennen nun an, gefolgt von Bottas, wobei "folgen" in diesem Kontext relativ war. Was den Fokus auf Fehler Nummer zwei legt. Statt Lewis Hamilton bereits frühzeitig per Stallorder an der finnischen Straßensperre Valtteri Bottas vorbeizubringen, schaute man zu, wie sich Sebastian Vettel an der Spitze aus dem Staub machte und Bottas dagegen wie eine Dampflok mit reichlich Wagons hinterher tuckerte.

Erst viel zu spät gab Mercedes die Anweisung an Bottas, er möge seinem Teamkollegen bitte Platz machen (Unterton: Mit Nico wäre das nicht passiert). Hamilton fuhr dann zwar einen fantastischen letzten Stint, Vettel aber war komplett enteilt. Zumal Hamilton sich noch eine Strafe einfing. Im Nachgang sprach Toto Wolff von reichlich "Murks", der Mercedes ereilte. Kann man so sagen.

Flop: Mercedes denkt an Stallorder

Bei Mercedes ist eine Stallorder kein Tabu mehr, Foto: Sutton
Bei Mercedes ist eine Stallorder kein Tabu mehr, Foto: Sutton

Um nicht noch einmal solch ein Rennen zu erleben, denkt man an Mercedes jetzt doch an etwas, das jahrelang verpönt war. "Let Lewis pass fort he championship", könnte es schon bald in Bottas' Ohren erklingen. Denn eine Stallorder ist nun auch offiziell nicht mehr ausgeschlossen, wenngleich Toto Wolff beim Gedanken daran Magenschmerzen wie nach drei Flaschen Rosenwasser bekommt. "Wir mögen das nicht. In den letzten Jahren haben wir das nicht gemacht. Aber die Situation ist jetzt anders. Deshalb braucht es eine richtige Analyse, was das bedeutet und wo wir stehen", sagte er.

Kurzum: Weil Mercedes plötzlich wieder Gegner hat (die Bedeutung mussten sie nach dem Australien GP übrigens erst im Duden nachschlagen), kann man es sich nicht erlauben, den Sieg nur um der guten Laune willen abzugeben. In den letzten Jahren war es egal, ob Nico Rosberg oder Lewis Hamilton vorne lag - der Sieg war fast immer sicher. Das ist nun anders. Niki Lauda schließt eine Teamorder zwar noch kategorisch aus. Spätestens aber, wenn Bottas per Funk mit 'Rubens' angesprochen wird, dürfte der Fall klar sein.

Flop: Finnische Pleite am Sonntag

Kimi Räikkönen verlor durch die Strategie einen möglichen Podestplatz, Foto: Ferrari
Kimi Räikkönen verlor durch die Strategie einen möglichen Podestplatz, Foto: Ferrari

Insgesamt war es für Finnland kein gutes Rennen. Bottas wie erwähnt war eher im Bummelzug-Modus unterwegs, Kimi Räikkönen vergaß, dass ein Rennen auch eine erste Runde hat. "Ich hatte einen beschissenen Start und furchtbare erste Kurven deshalb", analysierte Räikkönen hinterher. In der Folge lieferte sich der Iceman ein Duell mit Felipe Massa, dem er eigentlich gerne aus dem Weg gegangen wäre. Zwar kam er schnell am Brasilianer vorbei, doch dann ereilte ihn wieder strategisches Pech - wie sollte es bei Räikkönen auch anders sein. Gerüchte sagen, der Name 'Räikkönen' bedeute übersetzt so viel wie 'Zur falschen Zeit am falschen Ort'. Das ist natürlich Spaß.

Gegen Rennende sah der Ferrari-Pilot noch das Rücklicht seines Landsmannes Bottas, zwei Sekunden fehlten gerade einmal. Vermutlich hätte er den Mercedes sogar kriegen können, wenn Ferrari nicht so lange mit dem zweiten Stopp gewartet und zugesehen hätte, wie Bottas mit frischen Reifen davon fährt - siehe Namensdefinition. Insgesamt aber war der Routinier zufrieden. "Es fühlt sich insgesamt viel besser an. Ich konnte viel schneller fahren."

Flop: Red Bull verliert immer weiter den Anschluss

Max Verstappen landete im Reifenstapel, Foto: Sutton
Max Verstappen landete im Reifenstapel, Foto: Sutton

Red Bull verleiht Flügel? Den einzigen (Ab-)Flug erlebte in Bahrain Max Verstappen, als seine Bremsen versagten und er in die Bande krachte. Ansonsten hatte Red Bull trotz großspuriger Ankündigungen nicht viel zu bieten. Podest? Sieg? Weit weg. In der WM hat Verstappen als bester der beiden Fahrer nur etwas mehr als ein Drittel der Punkte von Sebastian Vettel gesammelt. In der Konstrukteurs WM steht Ferrari bei 102 Zählern, Red Bull bei 47. Der Zug Richtung Titel scheint sich allmählich ohne die Österreicher zu verabschieden, die gerade noch die Treppen zum Bahnsteig erklimmen.

Daniel Ricciardo war nach der Safety-Car-Phase auf den gelben Reifen nur ein Opfer für die Konkurrenz, der Australier hatte Temperaturen in den Reifen, die eher an das sibirische Niemandsland erinnern. "Selbst als der Reifen eigentlich in seinem Arbeitsfenster hätte sein müssen, bin ich weiter zurückgefallen und habe mit dem Grip an Vorder- und Hinterachse gekämpft. Wir haben diesen Reifen heute nie wirklich ans Arbeiten bekommen", war er sichtlich ratlos. Mit Platz fünf holte er noch das Maximum aus dem Rennen.

Flop: Keine Einsicht bei Sainz

Zwischen Carlos Sainz und Lance Stroll kam es zur Kollision, Foto: Sutton
Zwischen Carlos Sainz und Lance Stroll kam es zur Kollision, Foto: Sutton

Analysefähigkeiten sind Teil des Motorsports, Mercedes und Red Bull zeigten diese. Zu diesen Fähigkeiten gehört auch das Wissen um eigene Fehler. Wenn ein Fahrer aber partout nicht einsehen will, dass er etwas falsch gemacht hat, gibt es zwei Möglichkeiten. Variante 1: Er ist tatsächlich zumindest in gewissem Maße unschuldig. Variante 2: Er ist beratungsresistent. Für Carlos Sainz galt in Bahrain wohl eher die zweite Option. Als der Spanier aus der Box kam, rauschte er in bester Maldonado-Manier in Lance Stroll hinein. Autoscooter at its best!

Doch Sainz sah die Schuld nicht bei sich selbst, sondern bei Stroll! "Ich wusste, dass es am Ende der Box sehr eng mit Lance werden würde. Ich habe versucht, die Kurve innen herum zu fahren. Ich habe dabei auch nicht die Reifen blockieren lassen. Er muss mich einfach nicht gesehen und direkt in mich hinein gelenkt haben und wir sind gecrasht", meinte er.

Stroll sah das anders. "Ich habe ihn aus der Boxengasse kommen sehen. Aber er war Meilen hinter mir. Er ist trotzdem voll innen rein gestochen als ich in der Mitte der Kurve war. Er hat mich einfach so getroffen." Wie auch immer Sainz auf seine Sichtweise kam: Die Stewards bestraften nur den Toro-Rosso-Piloten. Drei Plätze Strafe in Russland, zwei Strafpunkte als Kirsche obendrauf.