Vier der vergangenen fünf Ausgaben des Bahrain GP beendete Kimi Räikkönen als Zweiter. Insgesamt stehen für den Finnen beim Wüstenrennen acht Podien in der Statistik - Rekord. Nach zwei Läufen in der Saison 2017 kommt Bahrain dem Ferrari-Piloten also gerade recht, startete Ferrari im Fall Räikkönens doch recht holprig in das neue Formel-1-Jahr.

Vier Gründe: Kein neuntes Bahrain-Podium für Kimi Räikkönen

Diesmal schrammt der Ferrari-Pilot aber hauchdünn an der Pokal-Zeremonie vorbei. Im Ziel fehlen Räikkönen am Ende ziemlich präzise zwei Sekunden auf den drittplatzierten Mercedes von Valtteri Bottas. Für die verpasste Rosenwasser-Dusche gibt es jedoch eine ganze Reihe guter Gründe:

Kimis Bahrain-Podest-Spielverderber Nummer eins: Qualifying. In der Qualifikation pilotierte Räikkönen seinen Ferrari in die dritte Startreihe - P5. Knapp drei Zehntel fehlten auf Teamkollege Sebastian Vettel, der Dritter wurde. Für Räikkönen weder Desaster noch Grund für Jubelsprünge. "Ich würde nicht sagen, dass es schlecht war. Es hat einfach nur an kleinen Dingen gefehlt, um die Runde besser zusammen zu bekommen. Trotzdem war ich nach dem Quali sehr enttäuscht. Aber - um ehrlich zu sein - wir waren jetzt auch nicht fünf Sekunden weg", hält Räikkönen seinen Kritikern entgegen. Insgesamt - so betont der Finne immer wieder - habe sich sein Ferrari in Bahrain schon viel besser angefühlt, nicht nur im Rennen.

Kimis Bahrain-Podest-Spielverderber Nummer zwei: Start-Chaos. Optimal waren die Voraussetzungen mit P5 für den Bahrain GP allerdings naturgemäß trotzdem nicht. "Wir müssen weiter vorne starten, dann werden unsere Rennen auch viel leichter", weiß Räikkönen um die Bedeutung, hier nachzulegen. Immerhin ist es in Bahrain der Startplatz, der Räikkönen in Schwierigkeiten manövriert. Ohne freie Bahn an der Front erlebte der Finne eine erschreckende Startphase. "Ich hatte einen beschissenen Start und furchtbare erste Kurven deshalb", sagt Räikkönen. Zwar kommt der Iceman noch ganz gut los, doch hängt er auf der Geraden nach der ersten Kurvenkombination hinter den Red Bull fest, sodass innen auch noch der Williams von Massa durchschlüpfte. "Deshalb ging es danach natürlich darum, etwas aufzuholen", sagt Räikkönen.

Von wegen passiv: Räikkönen glänzt mit Überholmanövern

"Ich bin auch relativ schnell an Massa vorbeigekommen - das hat nur wenig Zeit gekostet", kommentiert der Finne sein Manöver in Runde acht. Tatsächlich lag er zu diesem Zeitpunkt noch keine drei Sekunden hinter der Spitzengruppe, gewann durch den Ausfall Max Verstappens und den frühen Boxenstopp Vettels sogar zügig zwei weitere Positionen.

Kimis Bahrain-Podest-Spielverderber Nummer drei: Safety-Car-Pech und schlechte Ferrari Pistops. "Dann kam mein Boxenstopp und dann hatte ich etwas Pech mit dem Safety Car", beschreibt Räikkönen seinen weiteren Rennverlauf. Plötzlich lag der Finne beim Re-Start so wieder hinter dem zuvor überholten Massa. "Kimi wurde schon beim Start im Verkehr aufgehalten und dann hat ihm das Safety Car ganz gewiss nicht geholfen", fühlt Teamchef Maurizio Arrivabene mit seinem Piloten. Obendrein hatte Ferrari Probleme beim Reifenwechsel vorne rechts: 1,7 Sekunden länger als Vettel stand Räikkönen an der Box. Beim zweiten Wechsel waren es erneut 1,5 Sekunden Differenz zulasten Räikkönens.

Immerhin bot sich Räikkönen so die Gelegenheit, erneut mit Überholmanövern zu glänzen. Noch in China hatte die obere Ferrari-Etage Räikkönen ja für dessen Passivität kritisiert. Alles andere als Anlass dazu in Bahrain. "Glückwunsch an Kimi für ein gutes Rennen", lobt diesmal auch Ferrari-Präsident Sergio Marchionne. Erst schnappt sich Räikkönen mit einem klassischen, aber hoch effektiven Manöver in Kurve elf Daniel Ricciardo, schließlich arbeitet sich der Finne auch an Felipe Massa vorbei. Letzteres dauert allerdings etwas länger als beim ersten Versuch vor dem Safety-Car, sodass Räikkönen Zeit auf die Podiumsränge verliert. "Schon beim ersten Mal war es etwas schwierig, ihn zu überholen. Beim zweiten Mal hat es sich noch schwieriger angefühlt. Am Ende habe ich es geschafft, ihn zu überholen. Aber es dauerte eben etwas, denn die Williams sind auf der Geraden sehr schnell", berichtet Räikkönen.

Einmal vorbei kann der Finne sofort das Tempo der beiden Mercedes und des anderen Ferrari vor ihm mitgehen. Allerdings hat sich sein Rückstand inzwischen auf über sieben Sekunden verdoppelt. "Ab diesem Punkt war ich dann ein bisschen hintendran. Aber dann sind auch eine Menge guter Dinge passiert. Das Auto hat ziemlich gut funktioniert und das habe ich auch erwartet, ehrlich gesagt", beschreibt Räikkönen. Endlich fühlt sich der Finne also offenbar wohl mit der Balance seines SF70-H. "Das Ergebnis ist am Ende für mich aber immer noch enttäuschend", sagt Räikkönen nach P4. "Aber es fühlt sich insgesamt viel besser an. Ich konnte viel schneller fahren."

Ferraris letzter Boxenservice für Kimi Räikkönen kam viel zu spät, Foto: Sutton
Ferraris letzter Boxenservice für Kimi Räikkönen kam viel zu spät, Foto: Sutton

Schon wieder: Ferrari stoppt Räikkönen viel zu spät

Kimis Bahrain-Podest-Spielverderber Nummer vier: Ferraris 'Strategie'. Doch schnell fahren allein bringt nicht viel, ist man bei Ferrari angestellt. Bei der Scuderia muss dann immer noch der Kommandostand mitspielen. Und genau hier passiert gern das eine oder andere Missgeschick. Mehr als ein Auto pro Rennen vermag Ferrari oftmals schlicht nicht optimal durchs Rennen zu lotsen. So auch in diesem Fall. Zum zweiten Boxenstopp holt Ferrari Räikkönen viel zu spät herein - wie schon zuletzt in China. Während Vettel sich in Runde 33 frische Reifen holen durfte, musste Räikkönen bis Umlauf 37 ausharren. So lang, dass der Finne erneut seinerseits bei Renningenieur Dave Greenwood nachfragen musste.

Als Beschwerde beim Team will der Finne das aber nicht verstanden wissen. "Ich habe mich nicht beschwert, das war ein normales Gespräch darüber, wann wir stoppen sollen", sagt Räikkönen auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Doch war ohnehin nicht die Relation zu Vettel, sondern vielmehr zu Bottas (Stopp in Runde 30) das Problem , war der Landsmann zu diesen Zeitpunkt der Gegner um den letzten Rang auf dem Podest.

Mit einem früheren Boxenstopp hätte Ferrari Räikkönen weit weniger Zeit gekostet, die Bottas so neun Runden lang auf frischen Reifen herausfahren konnte. Die Gap-Analyse (siehe unten) spricht Bände: Rund 13,5 Sekunden kostete die Ferrari-Strategie Räikkönen, den schwächeren Stopp eingerechnet. Mehr als 17 Sekunden machte Räikkönen dann allein im Schlussstint gut ...

Gap-Analyse Räikkönen/Bottas Bahrain GP

Rückstand auf BOT in Lap 29 (Stopp BOT Lap 30): 6 Sekunden
Rückstand auf BOT in Lap 38 (Stopp RAI Lap 37): 19,6 Sekunden
Rückstand auf BOT im Ziel: 2 Sekunden

Teamplayer Räikkönen möchte zur Strategie nicht so recht Position beziehen: "Es kam einfach vom ganzen Rennen, es ist schwer zu sagen, ob es daran lag." Es sei einfach insgesamt "unglücklich" gelaufen, so Räikkönen zu Motorsport-Magazin.com. "Denn wir hatten einen guten Speed" - geringfügig beeinträchtigt einzig durch ein Problem mit der Elektrik am Räikkönen-Ferrari wie das Team später bestätigte.

Kimi Räikkönen kann doch überholen!, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen kann doch überholen!, Foto: Sutton

Endlich! Räikkönen erleichtert über großen Fortschritt mit dem Auto

Ohnehin äußert sich Räikkönen abseits der Enttäuschung über das Ergebnis in Bahrain immer wieder sehr lobend über die endlich bessere Balance seines Ferrari. Dennoch: "Um ehrlich zu sein, dauert das deutlich zu lang. Wir haben es aus verschiedenen Gründen nicht hinbekommen", hadert Räikkönen mit der nun hoffentlich beendeten Vergangenheit. Unter anderem der abgeblasene China-Freitag und sein Defekt am Freitag in Bahrain hätten ihn und Ferrari da ziemlich viel Streckenzeit und damit Fortschritt gekostet.

Doch nun sei eben endlich alles eine gute Ecke besser. "Wir haben ein paar Änderungen vorgenommen und ich bin jetzt ziemlich zufrieden mit dem Auto. Auf eine Runde gestern waren es schon nur Kleinigkeiten. Aber wir müssen es offensichtlich noch besser machen. Ich denke, wir machen jetzt die absolut richtigen Dinge und sind mehr oder weniger da, wo wir sein wollen. Im Rennen war das Auto sogar sehr gut, finde ich. Nur die erste Runde war eben ein Chaos, was uns in eine schwierige Position gebracht hat", analysiert der Iceman. "Insgesamt sind an diesem Wochenende aber viele gute Dinge geschehen", sagt Räikkönen im Hinblick auf grundsätzliche und nachhaltige Verbesserungen für die künftigen Rennen.