Top: Red Bull im Zebra-Look

Ist es ein Zebra? Nein! Ist es ein Fußgängerüberweg? Nein! Was ist es dann? Ein Red Bull! Der neue RB11 tauchte in Jerez tatsächlich im Camouflage-Look auf, um aerodynamische Finessen vor der Konkurrenz zu verbergen. Unklar bleibt bis heute, wie erfolgreich dieses Versteckspiel war. Aber: Red Bull sorgte weltweit für Diskussionen. Nicht der schlechteste Werbeeffekt für einen Getränkehersteller. Ob der RB11 nun gefällt oder nicht, musste jeder selbst entscheiden. Dennoch: Der Tarn-Trick polarisierte in jedem Fall. Und von solchen Geschichten lebt nun mal auch die Formel 1!

Immerhin ein bisschen Farbe am Red Bull RB11, Foto: Sutton
Immerhin ein bisschen Farbe am Red Bull RB11, Foto: Sutton

Natürlich fragten sich gleich alle, in welchem Look das Auto wohl in Melbourne in der Startaufstellung stehen wird. Oder, ob man den RB11 überhaupt sehen kann, wenn er vielleicht noch besser getarnt wird? Teamchef Christian Horner kündigte an: "Die Lackierung wird noch stärker ausfallen. Mal sehen, ob es eine Revolution oder Evolution der aktuellen Lackierung sein wird." Die Tatsachen waren dann eher eine Enttäuschung. Einen Tag nach dem Abschlusstest in Barcelona ließ Red Bull ein zweites Mal die Hüllen fallen. Jetzt sieht der Red Bull eigentlich wieder aus wie immer - vielleicht mit etwas mehr violett. Auf das Firmenlogo kann man schließlich doch nicht verzichten ...

So sieht die Lackierung des R11 2015 wirklich aus, Foto: Red Bull
So sieht die Lackierung des R11 2015 wirklich aus, Foto: Red Bull

Top: Erfolgreiche Nasen-OP

Im vergangenen Jahr war der Aufschrei groß. Wie so oft hieß es: "Oh Gott, sind die neuen F1-Autos wieder hässlich!" Und diesmal? So wenig Kritik seitens Fans und Experten an den Designs der neuen Boliden gab es seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr. Stattdessen Lob für die 2015er Nasen-Generation, die sich flach und lang in Richtung Asphalt zieht. Die üblichen Vergleiche mit Vertretern aus der Tierwelt blieben größtenteils aus.

Die Stummelnasen von Williams und Toro Rosso sowie der fragwürdige GP2-Look des Sauber-Boliden waren diesmal die große Ausnahme. Am Ende gewöhnt man sich zwar sowieso an alles, aber so ein positiver Start in die Saison ist doch mal eine schöne Sache.

Lotus 2015: Elegante Nase statt Säbelzahn, Foto: Sutton
Lotus 2015: Elegante Nase statt Säbelzahn, Foto: Sutton

Top: Action! Funken & Sound

Nach dem ungeliebten Jahr 2014 mit magerem Staubsauger-Sound dürfen sich die Fans 2015 wieder auf mehr Action in der Formel 1 freuen. Bei den Testfahrten ließen sich dafür zwei Faktoren ausmachen. Erstens die Motoren selbst. Der Sound hat zwar noch längst nicht das Niveau der V8- oder gar V10-Generation erreicht, doch haben es die Teams geschafft, 2015 aus den V6-Hybrid-Aggregaten deutlich mehr heraus zu kitzeln als noch im Vorjahr. Grund dafür sind vor allem die um bis zu 1000 Umdrehungen höheren Drehzahlen. Endlich gibt es wieder etwas mehr auf die Ohren.

Der zweite Faktor spricht einen anderen Sinn an: die Optik. Endlich fliegen in der Formel 1 wieder die Funken! 90er-Jahre-Feeling! Was in Jerez noch mit leichtem Sprühen begann, wuchs sich in Barcelona bei manchen Boliden zu einem regelrechten Funkenfeuerwerk aus. Vor allen der Toro Rosso sorgte für mächtig Wirbel. Grund für die spektakulären Bilder ist ein neues Material für die Schleifer am Unterboden der Boliden. Wie extrem wir den Funkenflug in der Saison beobachten werden, dürfte sich jedoch von Strecke zu Strecke unterscheiden - je nach Höhenprofil.

Max Verstappen bringt den Toro Rosso zum Glühen, Foto: Sutton
Max Verstappen bringt den Toro Rosso zum Glühen, Foto: Sutton

Top: Ferrari in Plauderlaune

Wenn Luca di Montezemolo schon nicht mehr da ist, muss eben jemand anders bei Ferrari das Reden übernehmen. Teamchef Maurizio Arrivabene wäre ein geeigneter Kandidat. In Barcelona mutierte der Italiener kurzerhand zum Plappermaul und hielt eine locker-flockige 45-Minuten-Pressekonferenz im Fahrerlager ab. Arrivabene plauderte fröhlich aus dem Nähkästchen, von einem unter dem Auto liegenden und lachenden Räikkönen, der So-kam-der-Vettel-Deal-angeblich-zustande-Geschichte und der allgemeinen Party-Stimmung im Lager der Roten.

Vielleicht sollte man nicht alles für bare Münze nehmen, was Arrivabene da von sich gab, doch dem Chef gelang ein Kunststück: Er vermittelte den Eindruck, dass bei Ferrari jetzt alles im Reinen und das Team bei bester Laune ist. Eine bessere Motivationsspritze, gepaart mit ein paar Test-Bestzeiten, kann man sich eigentlich gar nicht wünschen. Forza, Ferrari!

Gute Laune bei Ferrari auch in Barcelona, Foto: Ferrari
Gute Laune bei Ferrari auch in Barcelona, Foto: Ferrari

Flop: Test-Debakel für McLaren-Honda

Ein anschaulicher Vergleich bringt es wohl am besten auf den Punkt. Mercedes' Kilometer-Bilanz nach vier Tagen in Jerez: 2.285 Kilometer. Abgespulte Kilometer des neuen McLaren-Honda in Jerez: 350. Heißt: Für die ambitionierten Briten war der Auftakt ins neue Jahr eine ziemliche Katastrophe. McLaren-Honda hatte erwartet, dass es Probleme geben würde. Aber solch große? Man kann sich vorstellen, wie Ron Dennis intern reagiert hat, auch wenn er äußerlich besonnen blieb.

Stand mehr als er fuhr: McLarens Chrompfeil mit Anlaufschwierigkeiten, Foto: Sutton
Stand mehr als er fuhr: McLarens Chrompfeil mit Anlaufschwierigkeiten, Foto: Sutton

Das Schlimmste: Es wurde nicht besser. McLaren-Honda blieb das große Sorgenkind. Auch in Barcelona sorgten technische Schwierigkeiten immer wieder für Probleme. Eine defekte Dichtung innerhalb der Power Unit bescherte dem Team ein vorzeitiges Ende. Das eingeflogene, überarbeitete Teil brachte nur sehr bedingt Besserung. Beim Abschlusstest setzte sich das Debakel nahtlos fort. Hydraulik-Leck, Öl-Leck, Sensoren-Defekt - McLaren hinkte der Konkurrenz meilenweit hinterher. Am besten zeigt es wohl die Grafik unten.

Flop: Wilde Spekulationen um Alonso-Unfall

Der erste Barcelona-Test wurde von Fernando Alonsos Unfall überschattet. Der Spanier musste ins Krankenhaus verlegt werden, erst einige Stunden nach dem Vorfall gab McLaren offiziell Entwarnung. Nach dem Unfall machten zahlreiche wilde Gerüchte die Runde im Fahrerlager, was nun wirklich passiert sei. Genährt wurden die Spekulationen durch das verschwiegene McLaren. Unter anderem wurde vermutet, dass Alonso kurz vor dem Einschlag das Bewusstsein verloren haben beziehungsweise benommen hätte sein können, weil er Dämpfe einer Batterie eingeatmet hätte. Sogar von einem Stromschlag durch die Power Unit war die Rede.

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass sich der Frontflügel noch vor dem Einschlag gelöst und unter das Auto gekommen sein könnte. Trotz zahlreicher Bilder von der Unfallstelle ist noch nicht geklärt, wann genau Alonso den Flügel verloren hat. Auch ein technisches Problem an der Aufhängung oder Lenkung des Boliden wurde vermutet. McLaren widersprach all den Gerüchten und Verschwörungstheorien entschieden und ergriff die Initiative: Um alle Zweifel auszuräumen betraute Ron Dennis die FIA mit einer offiziellen Analyse des Unfallgeschehens.

Alonso musste nach seinem Unfall ins Krankenhaus, Foto: Sutton
Alonso musste nach seinem Unfall ins Krankenhaus, Foto: Sutton

Flop: Kontroverser Test-Rumms

Das gibt es nur selten bei Testfahrten: einen Unfall. Beim Barcelona-Auftakt rasselten Susie Wolff und Felipe Nasr aneinander. Die Schuldfrage kann abschließend nicht geklärt werden, alles in allem war es eine unglückliche Situation. Die Williams-Pilotin versuchte sich an Aufklärungsarbeit, indem sie sich die Videoaufnahmen aus der Race Control besorgte und anwesenden Journalisten während einer Medienrunde zeigte. Ein kreativer Ansatz, der die Schottin allerdings nicht ganz freisprach. Eine kuriose Angelegenheit, die aber wohl vermeidbar gewesen wäre.

Rumms! Susie Wolff war um Unfall-Aufklärung bemüht, Foto: Motorsport-Magazin.com
Rumms! Susie Wolff war um Unfall-Aufklärung bemüht, Foto: Motorsport-Magazin.com

Flop: Lotus und Force India kommen zu spät

Lotus und die Testfahrten. Das klappt schon seit einiger Zeit eher mittelprächtig. Dieses Jahr war Enstone mal wieder zu spät dran, verpasste in Jerez den Auftakttag. Stattdessen erfreute uns das Team laufend mit aktuellen Bildern, wie der brandneue E23-Bolide per Flieger nach Jerez befördert wurde. Da waren die anderen Teams schon fleißig am testen...

Erst am Montagmittag stieg Lotus aktiv ins Geschehen ein und man muss sich unweigerlich die Frage stellen: Wäre es nicht möglich gewesen, das Auto bei insgesamt 250.000 Stunden Entwicklungszeit einen Tag früher nach Spanien zu schicken?

Damit nicht genug. Force India schaffte es, die Lotus-Farce noch locker zu toppen. Nach Jerez schaffte es das Team wegen Liquiditätsproblemen gar nicht, beim ersten Barcelona-Test fuhr man nur mit dem alten Auto aus 2014 und testete die neuen Reifen. Wer jetzt annahm, es könne doch nur besser werden, irrte ganz gewaltig. Genau wie Lotus gelang es nicht den neuen VJM pünktlich zum Start der Abschlusstestfahrten einzufliegen. Erst am Mittag des zweiten Tages fuhr Nico Hülkenberg das erste Mal aus der Box.