Welch einschneidender Tag für die Sportwagen-Szene! Audi verkündet seinen Abschied aus der WEC bereits zum Jahresende. Für die Langstrecken-Weltmeisterschaft, 2012 installiert als Plattform für innovative Antriebe, ist das ein ganz bitterer Rückschlag. Schon damals stand die Serie schon vor dem Start kurz vor dem Aus, als sich Peugeot urplötzlich zurückzog. Erst der verfrühte Einstieg von Toyota, die eigentlich noch gar nicht bereit waren, erhielt zumindest eine Art Wettbewerb.

In den Jahren darauf entwickelte sich die WEC zu einer beliebten und hoch angesehenen Serie. Als Porsche 2014 hinzukam, hatte man das, wovon andere Serien nur träumten. Drei Hersteller in einen engen Kampf auf höchstem Niveau mit verschiedenen Antriebskonzepten. Der Zeitgeist der Hybrid-Technologie hatte auch die Formel 1 erreicht. Dort verpönt, stand sie in der WEC nie zur Diskussion.

Stillstand statt Innovation

Doch nun wird die Serie für ihren Stillstand bestraft. Zu lange schon laufen Diskussionen über ein neues technisches Reglement, eine Einigung gab es bislang nicht. Stattdessen wurde die WEC nun links überholt von einer Serie, die nur müde belächelt wurde: der Formel E. Diese setzt nicht auf Hybrid-Technik, sondern ohne Kompromisse auf rein-elektronische Boliden. In den kommenden Jahren sind Renault, Jaguar und Audi fix mit einem Werkseinsatz vertreten, BMW prüft intensiv einen möglichen Einstieg. Andere Hersteller scharren ebenfalls mit den Hufen.

Darauf hatte die WEC lange gewartet - ohne Erfolg. Weil sie ihren innovativen Ansatz nicht konsequent genug fortführte und stattdessen mit immensen Kosten in dreistelliger Millionenhöhe abschreckte. Die Formel E ist da die deutlich günstigere Spielwiese, die jedoch gleichzeitig mehr Nachhaltigkeit verspricht. Audi-Vorstandschef Rupert Stadler sprach nicht umsonst von zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit. Der Automobilmarkt ist in Bewegung wie selten zuvor, auf Gedeih und Verderb soll der Anschluss im Bereich Elektromobilität geschafft werden. Da passt die WEC nicht ins Konzept.

Porsche und Toyota bleiben

Porsche bleibt der WEC treu, Foto: Porsche
Porsche bleibt der WEC treu, Foto: Porsche

Um nicht alles schlecht zu reden: Mit Porsche und Toyota verbleiben zwei große Hersteller auch 2017 an Bord. Der VW-Konzern wird nach den jüngsten Erfolgen einen Teufel tun und das gesamte Entwicklungszentrum, das in den letzten Jahren erst aufgebaut wurde, wieder schließen. Zwei Hersteller wären an sich auch kein Problem - wenn es genug Privatiers gäbe. Doch hier hat die WEC den nächsten großen Fehler gemacht.

Kein privater Rennstall kann die Kosten tragen, um im Ansatz mithalten zu können mit den Werken. Es entstand eine Zwei-Klassen-Gesellschaft abseits jeder TV-Präsenz. Die Folge: Rebellion Racing startet ab 2017 in der LMP2. Die LMP1-Klasse besteht im kommenden Jahr Stand heute gerade einmal aus fünf Autos, vorausgesetzt, ByKolles verbleibt in der höchsten Kategorie.

Anfang vom Ende der WEC?

Die Verantwortlichen der WEC - vorrangig der ACO - müssen nun genau überlegen, in welche Richtung ihre Serie gehen soll. Es geht auch um die Zukunft der 24 Stunden von Le Mans. Dieses Ereignis wird sicher nicht sterben, dafür besitzt es weltweit zu viel Prestige. Doch unter welchem Reglement wird es künftig ausgetragen? Hat die hybride LMP1 überhaupt noch eine Zukunft? Der 26. Oktober könnte der Anfang vom Ende der WEC sein.