Das Rennen der LMP1-Klasse in Austin war erneut spannend und abwechslungsreich. Gleich vier Boliden hatten mit einem oder mehreren Problemen zu kämpfen, was immer wieder für neue Wendungen im Rennen gesorgt hatte. Am Ende siegte ein Auto, das ohne Zwischenfälle über die Runden kam: Bernhard/Webber/Hartley im #1-Porsche. Das Rennen aus ihrer Sicht, sowie aus der Sicht von Audi und Toyota:

Audi in Austin: Unfassbares Pech kostet jegliche Sieg-Chance

Audi kann sich weiterhin nicht für eine herausragende Rennpace mit dem Sieg belohnen. Zwischenzeitlich war man der Konkurrenz schon um knapp 50 Sekunden enteilt, doch das Schicksal zeigte sich erneut von seiner grausamen Seite. Los ging es kurz nach Rennhalbzeit mit einem Elektrikdefekt, wegen dem der #8-Audi zum Erliegen kam. 50 Sekunden verlor man bei diesem Vorfall. Auch bei den Boxenstopps lief es alles andere als rund für die #8: Kurz nach einem vorgezogenen eigenen Stopp wurde eine Full Course Yellow ausgerufen, am Ende musste man einen außerplanmäßigen Zusatzstopp einlegen, um eine offene Tür zu befestigen. Immerhin kämpfte man sich noch bis auf Platz zwei im Ziel vor. "Es genügt nicht, nur schnell zu sein, man muss in allen Bereichen perfekt arbeiten. Wir haben heute nicht alles hinbekommen. Deshalb fühlt sich Platz zwei wie ein Verlust an - wir haben den Sieg verpasst", trauert Oliver Jarvis dem Sieg hinterher.

Das Rennverlauf war für Audi einmal mehr sehr bitter, Foto: Audi
Das Rennverlauf war für Audi einmal mehr sehr bitter, Foto: Audi

Nach dem Elektrikdefekt der #8 übernahm der Schwester-Audi #7 zunächst die Führung, doch diese verlor man während einer FCY-Phase an den #1-Porsche. Bei der Jagd nach den neuen Spitzenreitern wurde Benoit Tréluyer vom #66-Ford getroffen und schlug in die Tecpro-Barriers ein, was viel Zeit kostete. Am Ende wurde es so nur Platz sechs für den zweiten Audi. "Die Gelbphase hat uns wieder mal Zeit gekostet, danach habe ich attackiert. Dann habe ich einen GT-Rennwagen überholt, aber es gab eine Berührung", schilderte Tréluyer die Situation aus seiner Sicht. Somit wurde Audi erneut um den verdienten Lohn gebracht. "Es ist kaum zu glauben, wie viel im Lauf von sechs Rennstunden schiefgehen kann. Wir waren in allen Sessions schnell, auch im Rennen fuhr niemand schnellere Rundenzeiten als wir. Die Rückschläge haben uns hart getroffen, denn heute war ein Doppelsieg möglich. Da ist Platz zwei nur ein schwacher Trost", so ein niedergeschlagener Dr. Wolfgang Ullrich nach dem Rennen.

Porsche in Austin: Fehlerfrei zum Sieg

Nutznießer war am Ende einmal mehr Porsche, Bernhard/Webber/Hartley holten in Austin ihren dritten Sieg in Folge. In der texanischen Hitze am Tag konnte man mit Audi noch nicht mithalten, doch nach Einbruch der Dunkelheit wurde man bei rückläufigen Temperaturen immer stärker. Eine günstige FCY-Phase brachte Porsche schließlich auf die Siegerstraße, in den letzten zwei Rennstunden konnte der 919 Hybrid #1 nicht mehr von der Spitze verdrängt werden. "Audi war anfangs extrem schnell, aber das hat uns nicht überrascht. Wir wussten, dass wir ein ganz sauberes Rennen abliefern müssen. Wäre Audi in dem Tempo weitergefahren, dann hätten wir halt bis ins Ziel auf unsere Chance gelauert. Aber dann bekamen sie ein Problem und wir hatten Glück, weil uns der Zeitpunkt einer Gelbphase in die Hände spielte", freute sich Mark Webber über den glücklichen Rennverlauf für den Weltmeister-Porsche. Das Schwesterauto mit der #2 war vom Sieg jedoch ein ganzes Stück entfernt.

Dumas/Jani/Lieb konnten zu keinem Zeitpunkt die Performance ihrer Markenkollegen gehen und mussten anfangs gegen die Toyota kämpfen. Das Auto war schlecht ausbalanciert, ein Plattfuß kurz nach Rennhalbzeit kostete zusätzlich Zeit. Immerhin lief es nach einem Tausch der Fahrzeugfront besser. Am Ende bezwang man den #5-Toyota und profitierte vom Unfall des Audi #7, sodass Dumas/Jani/Lieb als Vierte ins Ziel kamen. Neel Jani war nach dem Rennen trotzdem mehr als bedient: "Grip war heute wirklich ein Problem, weil sich der andersartige Gummiabrieb vom Rennen vor uns bemerkbar machte. Unser Auto war zwischenzeitlich fast unfahrbar, das Untersteuern brutal. Wir hatten extrem viel Abtrieb vorne verloren und wussten nicht warum. Nach dem Nasentausch wurde es besser. Zusätzlich kostete mich auch noch ein Plattfuß weitere Zeit. Im Moment will es einfach nicht richtig laufen bei uns."

Toyota in Austin: Der Aufwärtstrend ist da

Der #6-Toyota zeigte beim Lone Star Le Mans in Austin erneut ein beeindruckendes Rennen und wurde am Ende Dritter. Sarrazin/Conway/Kobayashi waren stark unterwegs und boten den Porsche gemeinsam mit dem Schwesterauto #5 zu Beginn einen guten Kampf. Ohne einen eigenen Fehler zu machen profitierte der Toyota #6 vom Malheur der Konkurrenz und lag nach dem Pech der beiden Audi sowie den Reifenschäden am Schwesterauto sowie dem #2-Porsche zwischenzeitlich sogar auf Platz zwei. Am Ende musste man sich jedoch noch knapp gegen den #8-Audi geschlagen geben. "Unser Tempo steigerte sich mit Fortlauf des Rennens und die letzte Stunde war schier unglaublich. Wir waren heute sehr konkurrenzfähig. Audi war an diesem Wochenende sehr schnell, drei Sekunden hinter denen ins Ziel zu kommen werten wir sehr positiv", freute sich Stéphane Sarrazin im Ziel dennoch.

Toyota machte es der LMP1-Konkurrenz in Austin nicht leicht, Foto: Toyota
Toyota machte es der LMP1-Konkurrenz in Austin nicht leicht, Foto: Toyota

Weniger Grund zur Freude gab es bei Davidson/Buemi/Nakajima im #5-Toyota. Nach dem ersten Stopp lag man kurzzeitig auf Platz drei, ehe sie das Pech wieder traf. Vor dem Reifenschaden kurz nach Halbzeit verlor man bereits Leistung, zudem war die Frontpartie leicht beschädigt. Deshalb fiel man auf Rang sechs zurück. Zum Schluss konnte man nur noch vom Pech des #7-Audi profitieren, im Ziel waren Davidson/Buemi/Nakajima Fünfte. Nach dem Rennen ließ Anthony Davidson seinem Frust freien Lauf: "Wieder ein enttäuschender Renntag für die #5. Allmählich glaube ich, wir haben das Pech gepachtet. Wir hatten ein technisches Problem, das uns Leistung kostete und das im Laufe des Rennens immer schlimmer zu werden schien. Wir kämpften und taten unser Bestes, was am Ende Platz fünf bedeutete."