Die WEC-Saison ist vorbei, Porsche ist Champion. Doch schon am Morgen nach der großen Zuffenhausen-Sause in Bahrain heulen die Motoren im Wüstenstaat erneut auf: Ex-F1-Pilot und zweimaliger Indy-500-Sieger Juan Pablo Montoya klettert anlässlich eines Rookie-Tests in den Porsche LMP1 Hybrid - und knallt in 1:40.861 Minuten gleich die Tagesbestzeit auf den Asphalt.

Damit ist Montoya schneller als GP2-Mann Mitch Evans, der ebenfalls im Auto gesessen, aber schon vor einigen Wochen für Porsche getestet hatte. Montoya testete zuvor nur im Simulator in Weissach. Umso erstaunlicher Montoyas Run im Quali-Trimm. Nicht einmal eine Sekunde fehlt dem 40-Jährigen auf die Pole-Zeit Timo Bernhards vom Freitag.

Montoya: Dieser Porsche ist ein verdammtes Spielzeug!

"Mein erster Eindruck vom Auto ist, dass es ein sensationelles Gerät ist und der derzeit am höchsten entwickelte Rennwagen auf dem Planeten. Er ist ein höllisches Spielzeug - das ist die beste Art, es zu beschreiben", sagt Montoya, völlig entgeistert. "Ich bin alle möglichen Rennwagen gefahren, aber das hier macht richtig viel Spaß."

Der Kolumbianer war derart aus dem Häuschen, dass er seine Mühe hatte, es im Auto nicht zu übertreiben. "Der 919 hat viel Power und ist richtig, richtig stabil, sodass du es schnell überfährst. Er ist so berechenbar, dass es dich einlädt, wie die Hölle damit zu pushen. Es ist schockierend, dass er so gut ist. Die hohen Geschwingkeiten fallen kaum auf. Es ist eigentlich auf gewisse Weise einfach, aber weil es so einfach ist, passiert es schnell, dass du über das Limit gehst. Das ist für mich die größte Sache: Ich muss die richtige Balance dazwischen finden, ihn schnell zu fahren und ihn zu überfahren", beschreibt Montoya seine LMP1-Erfahrung.

Austellung zum Porsche-Rookie-Test mit Mitch Evans, Foto: Porsche
Austellung zum Porsche-Rookie-Test mit Mitch Evans, Foto: Porsche

Montoya mit Porsche nach Le Mans?

Doch was steckt hinter den Testfahrten des Kolumbianers? Immerhin gleichen sie jenen von Kevin Magnussen, Mitch Evans und Oliver Turvey in Barcelona Anfang dieses Monats. Zählt Montoya auch zu den Anwärtern auf das Hülkenberg-Cockpit im möglichen dritten Porsche in Le Mans?

Wohl kaum. Montoya ist im kommenden Jahr vertraglich an Penske in der Indycar Series gebunden, deren Terminkalender mit den verpflichtenden Vorbereitungen auf den 24-Stunden-Klassiker kollidieren würde.

Grundsätzlich könne sich Montoya jedoch ein Engament in Le Mans vorstellen. "Zu einem gewissen Zeitpunkt wäre es cool, das zu tun - ich habe Rennen mit allem gefahren, also wäre es eine coole Erfahrung. Aber wenn es Le Mans sein soll, dann muss es auch ein Auto wie dieses sein - ich bin nicht interessiert, mit einem GT oder einem kleineren Auto in Le Mans zu fahren", stellt er klar. "Wir haben aber keine Zukunftspläne, darüber haben wir noch nicht einmal gesprochen. Heute geht es für mich mehr darum, das Auto zu genießen, als alles andere. Die Idee ist, Spaß zu haben und wie die Hölle zu pushen."

Juan Pablo Montoya hatte jede Menge Spaß im Porsche 919 Hybrid, Foto: Porsche
Juan Pablo Montoya hatte jede Menge Spaß im Porsche 919 Hybrid, Foto: Porsche

Hülkenberg noch immer enttäuscht wegen Le-Mans-Aus

Erstaunlich ist all die Begeisterung kaum, geht es nach Nico Hülkenberg. "Das Interesse, einmal in die Langstreckenszene hineinzuschnuppern, insbesondere in Le Mans, ist bei vielen sehr groß", sagt der Emmericher beim Race of Champions.

Für ihn sei es natürlich bitter wegen der Terminkollision mit dem F1-Kalender nicht teilnehmen zu können, sollte sich die FIA wider Erwarten nicht eines Besseren besinnen. "Dass ich als Champion nicht zurückkehren kann, um meinen Titel zu verteidigen, ist natürlich enttäuschend. Das liegt aber nicht in meinen Händen, sondern liegt außerhalb meiner Kontrolle. Ich muss muss mich an den Kalender halten und auf meine nächste Chance warten", sagt Hülkenberg.