Mäßig spannende Sponsorentermine, anstrengende Debriefings, Training ohne Ende, regelmäßige Autogrammstunden, unzählige Simulatorrunden und noch mehr lästige Kilometer im Flugzeug auf dem Weg von einem Rennen zum anderen. Der Alltag eines modernen F1-Piloten hat es in sich. Umso schöner das alljährliche Klassentreffen des Motorsports - das Race of Champions.

Gleich sechs aktive Formel-1-Fahrer plus etliche ehemalige und (potentiell) kommende machten sich diesmal auf zum großen Saisonabschluss im alten Olympiastadion nach London. Mit dabei: Alte RoC-Hasen wie der sechsmalige Sieger im Nations Cup, Sebastian Vettel und Neulinge wie Daniel Ricciardo.

"Ich hatte Spaß", jubelt der Australier nach seiner Premiere. "Die Formel 1 ist Business. Wir müssen da einen sehr ernsthaften Job machen", sagt Ricciardo, auch in der F1 kein Mann von Traurigkeit. "Hier lehnst du dich da etwas mehr zurück. In der F1 geht es jedes Rennen um deine Karriere, hier hast du keine Angst, deinen Vertrag zu verlieren", überspitzt der 'Honigdachs'.

Ricciardo hatte wie immer seinen Spaß, Foto: ROC
Ricciardo hatte wie immer seinen Spaß, Foto: ROC

Hülkenberg: Wettkämpfer mit Bier- und Feierlaune

Während Ricciardo sowohl mit dem Team Australien als auch im Einzel sportlich nur zur Randnotiz taugte, lief es bei einem anderen Neuling deutlich besser. Le-Mans-Sieger Nico Hülkenberg fuhr an der Seite Vettels im Team Deutschland zum Vize-Titel im Nations Cup und scheiterte im Einzel erst im Viertelfinale - und nur an Teamkollege Sebastian Vettel.

"Das ärgert mich ein wenig. Wir sind alle irgendwo alle Wettkämpfer. Wenn wir im Auto sitzen und das Visier runtergeht, dann will man schon den anderen schlagen, weiterkommen und siegen", sagt Hülkenberg. "Aber trotzdem - neben der Strecke haben wir hier Spaß und trinken schon mal ein Bierchen, keine Frage. Wir sind hier zur Show. Wir lassen hier ordentlich Gummi. Das ist ein cooler Show-Event."

Hülkenberg durfte zum ersten Mal seit Le Mans wieder Champagner spritzen, Foto: ROC
Hülkenberg durfte zum ersten Mal seit Le Mans wieder Champagner spritzen, Foto: ROC

Wehrlein: DTM-Titel rettet RoC-Spaßwochenende

Etwas erfahrener als Hülkenberg ist Pascal Wehrlein. Bereits 2014 war der Worndorfer beim Race of Champions auf Barbados dabei - was Lust auf mehr weckte: "Das Event ist sehr cool. Es macht einfach Spaß hier zusammen. Letztes Jahr war ich zum ersten Mal dabei. Dieses Jahr habe ich dann direkt wieder angerufen und gefragt 'Ist wieder ein Platz frei? Ich würde gerne wieder mitfahren.'"

"Er (der Organisator) hat dann gesagt 'Nico und Sebastian fahren schon für Team Deutschland und es ist nicht sicher, dass du mitfahren kannst. Es sei denn, du wirst Champion. Dann müssen wir dich einladen'", erinnert sich Wehrlein. Gesagt, getan. Wehrlein schnappte sich die Meisterschaft in der DTM.

Da ist das Ding - Vettel hat Spaß und auch noch Erfolg, Foto: ROC
Da ist das Ding - Vettel hat Spaß und auch noch Erfolg, Foto: ROC

Vettel: Kindheitserinnerungen geweckt

Bleibt Meister Vettel - so darf sich der Ferrari-Mann seit Samstag trotz zwei Jahren ohne Titel in der F1 nun schließlich wieder nennen. Der 'Champions of Champions' sieht die Sache ähnlich wie Ex-Teamkollege Ricciardo. "Das Race of Champions macht uns jede Menge Spaß. Als wir Kinder waren und angefangen haben, Rennen zu fahren, dann haben wir das nur zum Spaß gemacht. Diese Art Event hier ist eine gute Erinnerung daran", sagt Vettel.

Doch auch er ging das Race of Champions nicht ohne sportlichen Ehrgeiz an. Das sei unmöglich: "Wenn du das Visier zuklappst, ist es immer noch der ultimative Sieg, der dich antreibt. Aber ich habe so oft versucht, das hier zu gewinnen, dass heute eher eine Überraschung war." Wie Überraschung? Bereitete sich Vettel etwas nicht akribisch auf das Event vor? Oh doch: "Das nehme ich sehr ernst. Es gehen fast zwei Wochen Vorbereitung hier rein - oder auch nicht", scherzt Vettel.

"Für uns ist es einfach eine Gelegenheit, mit anderen Fahrern abzuhängen und sie kennen zu lernen, denn wir teilen ja die gleiche Leidenschaft, den Rennsport. Natürlich hat man Spaß auf der Strecke, aber es macht auch Spaß abseits der Strecke, mit anderen Fahrern und über andere Autos zu sprechen. Denn wir kommen nicht alle aus der Formel 1 oder den Tourenwagen. Es sind hier auch Rallye-Fahrer. Es ist eine großartige Mischung und es ist schön, auch die Personen unter den Helmen kennen zu lernen. Das funktioniert bei unseren normalen Rennen nicht, denn da haben wir den Wettkampf und es ist nur wenig Zeit sich zu unterhalten. Es ist eine entspannte Atmosphäre, die wir einfach genießen", schwärmt der Heppenheimer