Die offiziellen Teampräsentationen vor dem Saisonstart sind für die Rennställe der MotoGP von großer Bedeutung: Hier kann leicht gute Stimmung gemacht werden und Sponsoren in aller Ruhe präsentiert werden. Führungspersönlichkeiten und Fahrer schwören sich dabei gleichermaßen auf die neue Saison ein und versprühen im Normalfall Begeisterung und Optimismus.

Davon war bei Maverick Vinales im Rahmen des Aprilia-Launches am Sonntag in Katar nichts zu sehen. Von Moderator und Aprilia-Kommunikationschef Antonio Boselli ins Bild gebeten und mit der typischen Frage angesprochen, wie groß denn die Vorfreude auf die neue Saison sei, antwortete Vinales verblüffend nüchtern: "Ehrlich gesagt habe ich die Zeit zuhause sehr genossen. Das Motorradfahren hat mir nicht wirklich gefehlt, auch wenn du so ein Bike natürlich nur hier in der MotoGP fahren kannst. Ich habe im Winter viel trainiert und fast nichts gegessen. Jetzt hoffe ich, dass wir die Aprilia in ein großartiges Bike verändern und tolle Resultate einfahren können."

Auch angesprochen auf das neue Design der Aprilia RS-GP zeigte sich Vinales wenig begeistert: "Ich habe es ja schon im Winter gesehen. Es ist sehr ähnlich. Aprilia versucht, auch mit der Lackierung das Bike in Hinblick auf das Gewicht zu optimieren. Das ist gut. Was soll ich sonst noch sagen?" Der lustlose Auftritt des als launisch geltenden Katalanen sorgte für Verwunderung, hat aber durchaus seine Gründe.

Die ersten Testfahrten des Jahres in Sepang verliefen für Vinales, der sich einen Ruf als Testkönig der MotoGP erarbeitet hat, ernüchternd. Die Ränge 6, 18 und 12 an den drei Tagen in Malaysia waren nicht das, was sich Vinales erwartet hatte. Der neue Charakter der Aprilia RS-GP scheint Vinales nicht zu schmecken, außerdem deutete die Chefetage Zwischenfälle auf Vinales' Seite der Box an, die nicht Schuld des Fahrers waren. "Maverick hatte einige Probleme mit dem Setup des Motors, vor allem was die Abgabe des Drehmoments betrifft", verrät Aprilia-Technikchef Romano Albesiano. "Das hat ihn etwas verwirrt und sein Testprogramm gestört. Er konnte eigentlich nur am letzten Tag wirklich ungestört fahren." Aprilia-Racing CEO Massimo Rivola stimmte ein: "Wir haben mit Maverick ein paar Fehler gemacht und ihn so nicht in die richtige Position gebracht, um die neuen Teile ordentlich testen zu können."

Der Start in das MotoGP-Jahr 2024 verlief für Maverick Vinales nicht wie erhofft, Foto: LAT Images
Der Start in das MotoGP-Jahr 2024 verlief für Maverick Vinales nicht wie erhofft, Foto: LAT Images

Während sich die Aprilia-Führungsebene zuversichtlich zeigte, die Probleme mit dem bestehenden Paket vor dem ersten Saisonrennen noch in den Griff zu bekommen, wählte Vinales in seinen Äußerungen weiter einen zumindest fragwürdigen Zugang: "Im Vorjahr haben wir unsere Ziele nicht erreicht, weil unsere Starts zu schlecht waren. Das liegt aber nicht in meinen Händen, also kann ich das Team nur noch mehr antreiben. Ich glaube an mich und mein Talent. In den letzten Jahren hatte ich viel Pech mit technischen Problemen oder einem Paket, das einfach nicht so gut war."

Ganz anders als Vinales zeigte sich Teamkollege Aleix Espargaro beim Launch voller Selbstvertrauen. "Es ist für mich schwierig zu beantworten, wieso Maverick Probleme hat. Ich mochte das Bike von der ersten Runde an. Mit meinem Fahrstil funktioniert es gut. Für mich ist alles in Ordnung. Ich freue mich sehr darauf, in meine achte Saison mit Aprilia zu gehen und bin stolz, immer noch hier zu sein."