Nach der Saison 2023 musste Honda einen Schlussstrich ziehen - auf mehreren Ebenen. Einerseits musste die einstigen MotoGP-Dominatoren ihren Superstar Marc Marquez zu Ducati ziehen lassen, andererseits sollte nach der desaströsen 2023er-Saison ein komplett überarbeitetes MotoGP-Bike her. Der Malaysia-Test in Sepang stellte für Honda einen Neuanfang dar: Mit Joan Mir, Neuzugang Luca Marini sowie den weiteren Honda-Piloten Johann Zarco, Taka Nakagami und Stefan Bradl gelang nun der erste Schritt in die richtige Richtung.

Teamboss Alberto Puig stellte im Interview mit motogp.com die Eigenschaften des neuen MotoGP-Bikes aus dem Hause Honda dar. "Wir haben unser Motorrad tatsächlich verbessert, es ist jetzt viel leichter. Wir machen positive Schritte. Der Fokus liegt jetzt darauf, das Bike noch stabiler zu machen, um die Performance zu steigern", kündigte Puig an.

Einer der Schlüsselfaktoren können dabei die Concessions sein, die Honda ab der Saison 2024 zustehen. So können die Japaner ihren Motor frei weiterentwickeln und bei Privattests mit Stammfahrern ausrücken. Die Bedeutung der Zugeständnisse weiß Puig zu schätzen. "Wir nutzen die Concessions so sehr, wie wir nur können. HRC gibt wirklich alles, um sich zu verbessern. Jetzt werden wir sehen, ob wir gute Resultate einfahren können."

Ein direkter Sprung an die Spitze der Königsklasse konnte von Honda über den Winter nicht erwartet werden. Zu groß war die Lücke zur Konkurrenz. Das Ergebnis nach dem dritten Tag des MotoGP-Tests in Malaysia stimmt die Honda-Mannschaft jedoch positiv: Joan Mir beendete die Testfahrten auf Rang zehn, mit 0,692 Sekunden Rückstand auf den Spitzenreiter Francesco Bagnaia. In den Top-10 war der Spanier in der Vorsaison nur äußerst selten zu finden, meist war er sogar am Ende des Feldes unterwegs. Die Rundenzeit Mirs spricht dabei eine noch deutlichere Sprache. Mit 1:57.374 Minuten ist seine schnellste Runde mehr als eine Sekunde schneller als jene Runde, die der 26-Jährige nur drei Monate zuvor beim Malaysia-Grand-Prix im Qualifying fuhr.

Die Honda RC213V wurde radikal verändert, Foto: LAT Images
Die Honda RC213V wurde radikal verändert, Foto: LAT Images

Dementsprechend optimistisch blickte Mir auf die Honda-Entwicklung. Gleichzeitig erkannte er jedoch den Rückstand zur Konkurrenz. "Die Realität ist, dass wir viel schneller waren als letztes Jahr. Damit können wir zufrieden sein. Allerdings sind wir noch nicht dort, wo wir sein wollen", gestand Mir nach drei anstrengenden Testtagen in der Hitze Malaysias. "Wir haben uns stärker verbessert als die Anderen, das zeigt unser Rückstand, wir sind dichter an der Spitze."

Mir erwartet bereits für den nächsten Test in Katar weitere Fortschritte. "Wir müssen anerkennen, dass unsere Ingenieure in Japan einen guten Job gemacht haben. In Katar werden wir sicherlich den nächsten Schritt machen. Wenn uns dies gelingt, können wir die Lücke noch weiter schließen", so der MotoGP-Weltmeister des Jahres 2020.

Auch auf der Nachbarseite der Box herrscht Aufbruchsstimmung. Marquez-Nachfolger Luca Marini nutzte die Sepang-Testfahrten, um sich besser auf die RC213V einzustellen. Mit Platz 19 in der Zeitenliste gelang dem Rossi-Halbbruder zwar kein Spitzenergebnis, dennoch will er den Kopf nicht in den Sand stecken. "Das Gefühl ist positiv, wir müssen uns aber noch weiter verbessern, da wir zu weit von den Top-Fahrern entfernt sind", so Marini.

Der Umstieg von der Ducati-Desmosedici auf die Honda fiel dem 26-Jährigem nicht leicht. "Ich denke nicht, dass es der richtige Weg ist, die Honda wie eine Ducati zu fahren oder sie so zu entwickeln. Jedes Motorrad hat seine eigenen starken Punkte, auch die Honda. Man muss sich an das Bike anpassen und seine Stärken voll ausnutzen."