Seit knapp einer Woche ist es inzwischen offiziell: Marc Marquez wird das Repsol Honda Team mit Ende der MotoGP-Saison 2023 verlassen, sein Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst. Er heuert bei Gresini Ducati an. Bei der Suche nach einem Ersatz scheint sich nun ein Favorit herauszukristallisieren: Miguel Oliveira. Der RNF-Pilot verfügt zwar schon über einen gültigen Vertrag für das kommende Jahr, verzichtete am Medien-Donnerstag in Indonesien jedoch auf ein klares Dementi. Gleiches gilt für Maverick Vinales, der sich ebenso wie Johann Zarco in Lauerstellung begibt.

"Es ist immer eine große Ehre, von einem Hersteller wie Honda in Betracht gezogen zu werden - speziell, wenn es dabei um einen Platz im Werksteam geht", zeigte sich der Portugiese vom Interesse des HRC-Konzerns angetan. Bei 'MotoGP.com' auf seinen bestehenden Vertrag mit Aprilia angesprochen erklärte er anschließend vielsagend: "In dieser Saison sind viele unvorhersehbare Dinge passiert: Marc verlässt Honda trotz gültigem Vertrag, Pol Espargaro sitzt nächstes Jahr trotz gültigem Vertrag zuhause. Alles ist möglich."

Marc Marquez zu Gresini: Auswirkungen auf die gesamte MotoGP (06:08 Min.)

Oliveira lässt seine Zukunft also offen, doch könnte er wirklich zu Repsol Honda wechseln? Erst am Mittwoch hatte sich Aprilia Racing-CEO Massimo Rivola bei 'GPOne' entschieden gegen einen Abgang des Portugiesen positioniert. "Ich habe die vier Fahrer, die ich wollte. Sie alle haben Verträge bis Ende 2024 und wenn es nach mir geht, werden sie nicht wechseln. Wir wollen alle unsere Piloten behalten", ließ er dort wissen.

Oliveira bestätigt Kontakt zu Honda, aber noch kein Angebot

Über eine Ausstiegsklausel in seinem laufenden Aprilia-Vertrag verfügt Oliveira jedenfalls nicht, auch das bestätigte Rivola am Mittwoch. Sollte der Portugiese also tatsächlich zu Repsol Honda wechseln wollen, wäre er auf die Freigabe durch seinen derzeitigen Arbeitgeber angewiesen. Kontakt zwischen Oliveira und HRC gibt es jedenfalls schon. "Es liegt noch kein Angebot auf dem Tisch. Es gab nur eine Anfrage, aber nichts konkretes", verriet der RNF-Pilot, der schließlich aber doch klarstellte: "Ich denke momentan nicht daran, etwas zu verändern."

Auf welchem Motorrad sitzt Miguel Oliveira in der MotoGP-Saison 2024?, Foto: LAT Images
Auf welchem Motorrad sitzt Miguel Oliveira in der MotoGP-Saison 2024?, Foto: LAT Images

Auch Vinales vermeidet Aprilia-Bekenntnis: Du weißt nie!

Schließlich könnte Oliveira in naher Zukunft auch für das Aprilia-Werksteam an den Start gehen, wo ihm zumindest momentan die sportlich bessere Perspektive geboten werden kann. Dort könnte der Portugiese etwa auf Maverick Vinales folgen, falls dieser zu Honda wechseln sollte. Auch er steht kommende Saison eigentlich schon sicher bei Aprilia unter Vertrag, vermied am Donnerstag im Gespräch mit 'MotoGP.com' aber ebenfalls ein klares Bekenntnis zu seinem derzeitigen Arbeitgeber.

"Ich bin in einer Situation, in der jeder Fahrer gerne wäre. Honda ist ein fantastisches Team, aber momentan bin ich mental voll bei Aprilia. Wir haben noch sechs Rennen zu gehen, ich will mich verbessern und die Saison auf einem Hoch beenden. Das ist das Ziel, weil wir es bislang irgendwie nie geschafft haben, ein komplettes Wochenende zu Stande zu bringen. Wir sind schnell, es fehlt aber immer etwas", sagte Vinales und ergänzte: "Ich habe einen Vertrag, aber du weißt nie. In dieser Welt kann alles passieren."

Zarco will Honda-Platz: Große Chance für mich

Neben Vinales brachte sich am Donnerstag auch ein weiterer Anwärter auf den freien Platz bei Repsol Honda in Stellung: Johann Zarco. Der Franzose wird Pramac Ducati mit Ende der Saison 2023 verlassen. Eigentlich sollte er bei LCR Honda die Nachfolge des zu Yamaha gewechselten Alex Rins antreten. Allerdings hat Zarco seinen Vertrag mit HRC unterschrieben und nicht direkt mit dem Rennstall von Teambesitzer Luccio Cecchinello. Das würde es Honda ermöglichen, den Franzosen gleich ins Werksteam zu holen. Eine Lösung, der Zarco nicht abgeneigt wäre.

"Das könnte eine große Chance für mich eröffnen. Ich fahre die nächsten beiden Jahre für Honda und jetzt, da Marc nicht mehr da ist, gibt es einen prestigeträchtigen Platz. Wir werden sehen, wie sich Honda für die Zukunft aufstellen möchte", sagte er am Donnerstag im Interview bei 'MotoGP.com'. Entsprechende Gespräche zwischen Honda, LCR und ihm gab es bislang allerdings noch nicht. "Ich denke, dass Honda noch etwas Zeit braucht, um die Trennung von Marc zu verarbeiten. Dann werden sie sich entscheiden, wie ihre Idee für die Zukunft aussieht", antwortete Zarco auf die Frage, ob es bereits Kontakt zu den Japanern gegeben habe.

Puig verrät: Repsol Honda noch ohne Zukunftsidee

Dies bestätigte HRC-Teammanager Alberto Puig am Donnerstagnachmittag in einem ausführlichen Interview bei 'MotoGP.com'. Dort gestand der ehemalige 500ccm-Pilot nicht nur, dass Honda mit Blick auf den Marquez-Abgang versagt habe, sondern auch, dass der einstige MotoGP-Gigant unvorbereitet vom Abschied seines Superstars getroffen wurde. "Die Leute denken, dass wir jeden kontaktiert hätten, aber stimmt nicht. Wir haben noch niemanden kontaktiert. Wir haben nichts gemacht, bis wir letzten Dienstag den Anruf von Marc erhalten haben, weil wir zwei Fahrer unter Vertrag hatten - Joan und Marc. Erst dann haben wir angefangen, uns Gedanken zu machen", teilte Puig mit.

Der Spanier wollte von den Gerüchten um Oliveira, Vinales oder Zarco nichts wissen: "Wir hatten bis jetzt keine Namen auf dem Tisch. Jetzt müssen wir das natürlich machen, weil wir keinen Fahrer haben, aber diese Gerüchte kommen nicht von uns. Ich kann kein Update geben, weil ich nichts weiß."