Maverick Vinales erlebte in Spielberg bis zum Sprint am Samstagnachmittag das vielleicht beste MotoGP-Wochenende seiner mittlerweile knapp zweijährigen Aprilia-Karriere. In sämtlichen Trainingssessions fand er sich auf den Spitzenplätzen wieder und zeigte neben Francesco Bagnaia die beste Longrun-Pace. Und auch im Qualifying brannte Vinales dann ein regelrechtes Feuerwerk ab: Er fuhr mehrmals Bestzeit und musste sich Polesitter Bagnaia letztlich nur um 0,037 Sekunden geschlagen geben.

Der zweite Startplatz - Vinales' bestes Qualifying-Ergebnis seit der Dutch TT 2021 - schürte Hoffnung, in einem Rennen endlich einmal von Beginn an in der Spitzengruppe dabei zu sein. Schließlich hatte der Spanier in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder eine starke Rennpace gezeigt, musste nach durchschnittlichen bis schwachen Qualifyings aber immer von zu weit hinten starten. Doch auch im MotoGP-Sprint am Red Bull Ring wurde nicht daraus. Der Grund? Ein altbekanntes Aprilia-Problem, welches speziell Vinales zu schaffen macht.

Während ihre Rivalen bei KTM oder Ducati regelmäßig Raketenstarts hinlegen, kommen Aprilia und Vinales oft nur schleppend von der Linie weg. In Spielberg wiederholte sich dieses Szenario: Der Spanier startete schlecht und fiel schon vor der ersten Kurve auf Platz sieben zurück. Dafür bezahlte er gleich doppelt: Verwickelt in eine Massenkollision, die Jorge Martin ausgelöst hatte, kam Vinales beinahe zu Sturz und fiel noch weiter zurück. Nach dem 1. Sektor stand nur Platz 18 zu Buche.

"Das ist das Maximum der Aprilia-Kupplung, mehr geht nicht. Es war ein guter Start, aber der Rest ist einfach noch schneller. Wir sind beim Start nicht in der Lage, mit dem Rest mitzuhalten", klagte Vinales am Samstagabend in seiner Medienrunde. "Das ist nicht gut. Ich habe alles andere, ich habe den Speed und den Rhythmus. Aprilia muss mir eine bessere Kupplung liefern, sonst ist es unmöglich [um Spitzenresultate zu kämpfen, Anm.]. Das ist einfach nicht akzeptabel. Der Start ist unser Schwachpunkt." Er fordert: "Wir müssen etwas tun, denn davon abgesehen sind wir sehr schnell."

Schlechter Start kostet Vinales wohl Podium und Platz zwei

Tatsächlich zeigte Vinales nach der ersten Kurve im Sprint eine bemerkenswerte Aufholjagd. Binnen weniger Runden lag er wieder in den Top, das Ziel erreichte der Aprilia-Pilot letztlich direkt hinter Teamkollege Aleix Espargaro auf Platz acht. Auch Pol Espargaro und Jack Miller lagen nur unweit voraus. "Es ist eine Schande, weil ich heute selbst mit einem schlechten Rennen Zweiter geworden wäre", ist sich Vinales sicher. "Ein Podium war heute garantiert möglich. Ich habe acht oder neun Fahrer in zehn Runden überholt. Das wäre nicht möglich, wenn du die Pace nicht hättest."

Maverick Vinales kam direkt hinter den Espargaro-Brüdern ins Ziel, Foto: LAT Images
Maverick Vinales kam direkt hinter den Espargaro-Brüdern ins Ziel, Foto: LAT Images

Genau darin versucht Vinales nun, das Positive zu sehen: "Ich fühle mich sehr stark, ich fahre das Motorrad gut. Mein Selbstvertrauen steigt und steigt. Den Start kannst du verbessern, die Pace eines Fahrers nicht. Den Speed habe ich, das ist fantastisch." Ob er diesen am Sonntag im Österreich Grand Prix nutzen kann? Vinales will keine Prognose abgeben, Zweifel dürften jedoch existieren. Eine schnelle Lösung für die Startschwäche der Aprilia RS-GP ist jedenfalls nicht in Sicht: "Ich erwarte über den Winter etwas. Das hatte ich aber auch schon in diesem Jahr für das erste Rennen getan."