Valentino Rossi startete am Donnerstag in das letzte MotoGP-Wochenende seiner langen Karriere. Mit dem 432. Start in einem WM-Rennen ist am Sonntag endgültig Schluss. Am Donnerstag verabschiedeten die Offiziellen die größte Legende des Motorradsport in ausgiebiger Manier.

"Ich hoffe, ich muss nicht weinen", meinte Rossi, als er in einer eigens zu seinem Abschied anberaumten Pressekonferenz auf die Auslaufrunde des Grand Prix am Sonntag angesprochen wurde. Zu Ehren Rossis wurden im MotoGP-Paddock von Valencia alle neun Motorräder, auf denen er Weltmeister-Titel gewonnen hatte, ausgestellt.

Alle Weltmeister-Bikes aufgereiht

Rossi durfte die Motorräder im Beisein von Carmelo Ezpeleta persönlich enthüllen und posierte im Anschluss mit Freunden, Wegbegleitern und vor allem den Fahrern seiner VR46 Riders Academy ausgiebig vor den vier Yamaha-, drei Honda- und zwei Aprilia-Bikes. "Einige davon habe ich sogar zu Hause stehen", erklärte er wenig später. "Die Yamaha von 2004 etwa steht direkt in meinem Schlafzimmer und ich sehe sie jeden Tag, sobald ich aufwache."

MotoGP-Talk: Wie sehr wird Valentino Rossi der MotoGP fehlen? (27:56 Min.)

Mit diesem Motorrad machte sich Rossi einst selbst zur lebenden Legende, als er als amtierender Weltmeister den direkten Wechsel von Honda zu Yamaha vollzog und auf Anhieb den Titel für seinen neuen Arbeitgeber erringen konnte. Drei weitere Gesamtsiege sollten bis 2009 auf Yamaha folgen und ihn zum neunfachen Motorrad-Champion machen. Seinen zehnten WM-Titel jagte Rossi allerdings über ein Jahrzehnt vergeblich.

"Ich habe sehr hart um diesen zehnten Erfolg gekämpft", gab sich Rossi in seiner Pressekonferenz etwas wehmütig. "2009 fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an. Ich hätte mich sehr gefreut, noch eine Weltmeisterschaft zu gewinnen - vielleicht 2015 - und diese Nummer zehn hätte den Kreis geschlossen. Aber ich darf mich nicht beklagen, denn neun Titel sind eine Menge."

Eine Karriere der Rekorde

In der Tat hat nur ein einziger Fahrer in der Geschichte der Motorrad-WM in der höchsten Klasse mehr geholt: Giacomo Agostini mit acht Erfolgen. Diese Marke bleibt am Ende der 26-jährigen Karriere die große unvollendete. Denn darüber hinaus hält Valentino Rossi den Großteil der relevanten Rekorde für die 500cc/MotoGP-Kategorie: 89 Siege, 199 Podien, 5.409 Punkte, 372 Starts - Werte, die herausstreichen, welch unvergleichliche Karriere der 42-jährige Italiener hinlegte.

Rossi sorgte in seinen zweieinhalb Jahrzehnten in der Weltmeisterschaft aber für weit mehr als Rekorde. Denn in seine Ära fällt der weltweite Aufschwung der MotoGP - und sein Anteil daran ist groß. "Die positivste Sache an meiner Karriere ist der Umstand, dass viele Leute wegen mir begonnen haben, die MotoGP zu schauen, weil sie mich sehen wollten. Der Sport ist dadurch größer und berühmter geworden. In meiner Karriere habe ich dadurch eine Wandlung erfahren - hin zu einer regelrechten Ikone. Das ist eine große Ehre für mich", so Rossi am Donnerstag.

MotoGP trägt weiterhin Gelb

Im Stile einer Ikone wird der Italiener dem MotoGP-Paddock auch nach seinem letzten Rennen am Sonntag erhalten bleiben: Nicht nur durch seinen eigenen Rennstall bzw. die Fahrer aus seiner Akademie, sondern auch durch nach wie vor Gelb tragende Fanmassen. So kündigte der offizielle VR46-Fanclub bereits an, auch im kommenden Jahr ganze Tribünen für Rossi-Fans zu reservieren. "Ich werde auch zu einigen Rennen kommen. Ich kann aber noch nicht abschätzen, mit welchem Gefühl ich dann anreisen werde. Ob es mir gefällt oder sich seltsam anfühlen wird", sagte Rossi, der sich 2022 dem Automobilsport zuwenden will.

Zunächst steht aber noch der große Abschied am Sonntag auf dem Programm, bei dem Rossi Tränen vermeiden will. Bislang nimmt er seinen Rücktritt gelassen und kam sowohl bei der Erklärung in Spielberg als auch bei seinem letzten Heimrennen in Misano ohne wässrige Augen davon. "Ich weine nicht häufig, so ist eben mein Charakter. In besonderen Momenten tendiere ich eher dazu, zu lachen", meinte Rossi.

Emotional wird die Auslaufrunde am Sonntag in jedem Fall. Denn bereits am Donnerstag nahmen 16 seiner aktuellen Rivalen während seiner Pressekonferenz in den Sitzreihen Platz. Auf Initiative Rossis gab es danach noch ein Foto mit allen anwesenden MotoGP-Fahrern. Die versammelte Motorrad-Prominenz wird ihm wohl auch am Sonntag nach dem Zieleinlauf die Ehre erweisen.