Am Donnerstag vor dem zweiten MotoGP-Rennwochenende in Jerez machten erstmals bedenkliche Informationen aus dem Yamaha-Lager die Runde. Nach dem Defekt für Valentino Rossi beim Saisonauftakt wurde je ein Motor von ihm und Maverick Vinales zurück ins Werk nach Japan geschickt, um sie dort einem genauen Check zu unterziehen. Denn auch Vinales bekam in FP3 ein Warnsignal auf sein Dashboard, stellte die M1 daraufhin an der Box ab und wechselte auf das Ersatzbike.

Am Sonntag veröffentlichte die MotoGP erstmals in dieser Saison eine offizielle Motorenliste, in der die genaue Verwendung der Triebwerke nach Fahrer aufgeschlüsselt wurde. Und ein Blick darauf zeigte erstmals den ganzen Ernst der Situation bei Yamaha. Alle Fahrer der fünf Konkurrenzmarken Honda, Ducati, Suzuki, KTM und Aprilia halten da nach zwei Rennwochenenden erst bei zwei verwendeten Motoren, also dem jeweils ersten in den beiden zur Verfügung stehenden Maschinen.

Ganz anders die Lage bei Yamaha: Valentino Rossi, Fabio Quartararo und Franco Morbidelli haben bereits vier Aggregate eingesetzt, Maverick Vinales hatte schon alle fünf Stück in Verwendung. Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass die Werksfahrer Rossi und Vinales schon einen Motor aus ihrem Kontingent verloren haben. Im Fall von Rossi handelt es sich dabei um den, der im ersten Rennen für eine rote Warnleuchte am Dashboard sorgte und den Altmeister zum Aufgeben zwang. Bei Vinales ist es der Motor, welchen er in einem seiner Bikes in den ersten drei Freien Trainings beim Saisonauftakt verwendete.

Yamaha opfert Motoren für Untersuchung

Bei diesen zwei Triebwerken handelt es sich vermutlich um die nach Japan geschickten Teile. Denn aufgrund des Engine-Freezes, also des Weiterentwicklungsverbots während der Saison, dürfen die Hersteller keinen Motor zu einer Untersuchung öffnen und ihn dann wieder einsetzen. Für einen ausgiebigen Check ist aber genau das notwendig, weshalb sich Yamaha wohl zu diesem Schritt entschieden hat. Für die verbleibenden Saisonrennen haben Rossi und Vinales also nur noch vier Motoren zur Verfügung.

Valentino Rossi musste im ersten Saisonrennen aufgeben, Foto: LAT Images
Valentino Rossi musste im ersten Saisonrennen aufgeben, Foto: LAT Images

Nun wird es spannend zu beobachten sein, was die Untersuchungen im Yamaha-Werk in Iwata ergeben. Vor allem auch, weil mit Franco Morbidelli am Sonntag im zweiten MotoGP-Rennen von Jerez die nächste M1 ausrollte. Den Italiener erwischte es in der 17. Runde mit der Chance auf sein erstes MotoGP-Podium. "Es war ein technisches Problem. Mehr wissen wir noch nicht. Die Ingenieure sehen sich jetzt an, was passiert. Der Motor hat auf der Gerade plötzlich einfach nicht mehr funktioniert und ich musste das Bike abstellen", schilderte Morbidelli seinen Ausfall.

Je nach Diagnose könnten sich die Zuverlässigkeitsprobleme bei Yamaha massiv auf die restliche Saison auswirken. Muss man die Drehzahl drosseln, um genügend Laufleistung aus den Motoren zu gewinnen? Sollte einer der Yamaha-Piloten mit seinem Kontingent von fünf Triebwerken nicht auskommen, bedeutet das eine harte Strafe. Jeder zusätzlich eingesetzte Motor führt zu einem Rennstart aus der Boxengasse, fünf Sekunden nachdem die Ampel dort auf Grün schaltet.

Yamaha kämpft um mehr Motorleistung

Yamaha hatte im Winter aufgrund des großen Topspeed-Nachteils in den vergangenen Saisons ja besonders daran gearbeitet, mehr Leistung aus dem Reihenvierzylinder zu gewinnen. Tatsächlich ist man auf den Geraden nun konkurrenzfähigerer, könnte dafür aber einen hohen Preis bezahlen.