Keiner der drei Testblöcke des Winters in Sepang, Phillip Island und Losail ging ohne einen Honda-Piloten unter den Top-Drei zu Ende. Der Abstand des besten Fahrers auf einer RC213V zu Spitzenreiter Maverick Vinales lag dabei meist nur knapp über einer Zehntelsekunde. Vorsichtiger Optimismus war bei Marc Marquez, Dani Pedrosa und Co. nach den Testfahrten also durchaus angebracht, und doch fällt die Bilanz nach zwei Rennen ernüchternd aus. Als bester Honda-Rennstall sammelte das Repsol-Werksteam bisher 24 Punkte und liegt damit nur auf dem fünften Platz der Gesamtwertung, hinter Mannschaften wie Tech3 oder Pramac.

Wie konnte es zur rasanten Talfahrt nach dem guten Testwinter kommen? Die Honda-Piloten machen zwei Gründe aus:

Die schwierige Setup-Suche: Allen fünf Honda-Fahrern fällt es bislang noch schwer, die neue RC213V des Modelljahrgangs 2017 richtig abzustimmen. Neben dem Verbot der Winglets und den neuen Vorderreifen aus dem Hause Michelin - diese Veränderungen betreffen alle anderen Hersteller ja genauso - ist es vor allem der neue Motor, der hier Probleme bereitet.

"In Katar und Argentinien hatten wir ziemlich große Unterschiede im Setup. Das Ziel war, endlich das richtige Gefühl zu finden, aber das ist im Moment nicht einfach", gestand Marquez am Donnerstag in Austin. In eine ähnliche Kerbe schlägt Cal Crutchlow, der beim Argentinien-GP im Kundenteam LCR das bisher einzige Podium für Honda in dieser Saison holte: "Ich rechne in Austin mit einem weiteren schwierigen Start ins Wochenende, denn wir brauchen einfach länger, um die Maschine richtig abzustimmen. Vor allem auf Strecken, auf denen wir zuvor nicht testen konnten, so wie hier in Texas oder auch zuletzt in Austin."

Mit seinem Statement liefert Crutchlow auch gleich die Erklärung, warum die Setup-Suche bei den Testfahrten kein Problem war. Hier stehen acht Stunden Streckenzeit zur Verfügung, und das jeweils an drei Tagen hintereinander. Ausreichend Zeit also, um das Motorrad richtig abzustimmen. Das ist bei nicht einmal drei Stunden Trainings und Warm Up an einem Rennwochenende nicht der Fall. "Das ist für uns der große Unterschied bei den Grands Prix", bestätigt Marquez.

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Die Gier in den Bremszonen: Durch die ungenügende Abstimmungsarbeit gehen die Honda-Piloten schlecht vorbereitet in die Rennen, wo man dann etwa gegen die in der Setup-Findung einfacher zu handhabenden Yamahas Zeit gutmachen muss. Das ist aufgrund der Charakteristik der Honda - Repsol-Teamchef Livio Suppo bestätigte am Donnerstag, das die Fahrer nach wie vor über Nachteile in der Beschleunigung klagen - eigentlich nur in den Anbremszonen möglich.

"Wir versuchen dort zuzuschlagen, wo wir Munition dazu haben. Das ist in den Anbremszonen", bestätigt Crutchlow. Wie das enden kann, zeigten Marquez und Pedrosa im Argentinien-Grand-Prix, als beide Werksfahrer vor Kurve zwei auf der Bremse zu Boden gingen. "In diesem Bereich hat man eben nicht so viel Kontrolle", rechtfertigt sich Marquez. Crutchlow konnte einen Sturz in Termas de Rio Hondo zwar vermeiden, crashte dafür aber gleich zwei Mal beim Saisonauftakt in Katar. "Wir übertreiben es beim Bremsen einfach. Wir sind zu gierig", weiß er selbst.

Marquez bezahlte seine Risikobereitschaft mit einem Sturz in Argentinien, Foto: Screenshot
Marquez bezahlte seine Risikobereitschaft mit einem Sturz in Argentinien, Foto: Screenshot

Marquez will noch vorsichtiger sein

Als Folge seines Sturzes in Argentinien liegt Marquez nach zwei Saisonrennen bereits 37 Punkte hinter WM-Leader Maverick Vinales zurück. Ein beträchtlicher Rückstand, den er aber nicht durch eine Siegen-oder-Fliegen-Mentalität, wie man sie von ihm etwa in seinen ersten drei MotoGP-Saisons kannte, wettmachen will: "Ich darf meine Einstellung jetzt nicht wieder auf 2013 zurücksetzen, sondern muss noch mehr wie 2016 fahren."

Im Vorjahr schrieb Marquez im Gegensatz zu seinen Titelrivalen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo bis zum Gewinn der Weltmeisterschaft in Motegi ja keine einzige Nullnummer. "In Argentinien habe ich mich gut gefühlt und geglaubt, dass ich das Rennen gewinnen kann. Wir sind aber noch nicht so weit, um derartige Risiken eingehen zu können", gibt sich der amtierende Weltmeister selbstkritisch.

Honda-Führung bleibt optimistisch

Sein Teamchef Livio Suppo macht Marquez aber Mut und rechnet auch mit Fehlern der Konkurrenz. "Es ist sehr schwer, in 18 Rennen nie zu stürzen", glaubt er. "Marc hat auch im Vorjahr Fehler gemacht, da aber erst zu Saisonende. Vielleicht ist es 2017 ja genau umgekehrt." Suppo übt sich nach dem schlechten Start in Durchhalteparolen: "Was die Punkte betrifft, waren die ersten beiden Rennen für uns natürlich ein Desaster. Wir müssen aber das Positive sehen. Unser Speed ist stark, Marc und Dani haben sich in Argentinien wohl gefühlt und Fehler können vor allem auf so einer welligen Strecke immer passieren."

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