Die zehnte Saison der Formel E beginnt in 43 Tagen, am 13. Januar 2024 mit dem Auftakt in Mexiko-City. Gut einen Monat vor dem ersten Rennen ist noch immer nicht klar, wo und wie die Rennen in Deutschland zu sehen sein werden. Für den bisherigen Fernsehpartner ProSieben konnte die FIA-Weltmeisterschaft auf einem der wichtigsten TV-Märkte bislang keinen Nachfolger präsentieren.

Partner und Sponsoren kamen am Donnerstag dieser Woche zu einem Treffen im Londoner Hauptquartier der Formel E zusammen und hatten erwartet, beim generellen Austausch über die kommende Saison Neuigkeiten bezüglich eines TV-Deals für Deutschland zu erhalten. Das soll die Formel E vor rund zwei Wochen intern auch angekündigt haben. Wie Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Kreisen erfahren hat, konnten die Verantwortlichen hierzu aber nicht die erhoffte Antwort liefern.

Formel E sucht weiter nach neuem TV-Partner für Deutschland

Bedeutet: An der TV-Zukunft für Deutschland wird noch gearbeitet nach dem am 10. November überraschend verkündeten Ausstieg von ProSieben in Folge einer vornehmlich kostenbedingten Vorstandsentscheidung. Zuletzt galt eine Rückkehr zu Eurosport 1, wo die Formel-E-Rennen von der Saison 2015/16 (Saison 2) bis 2019/20 (Saison 6) im Free-TV liefen, als Favorit für eine schnelle Lösung. Auf unsere Nachfrage an diesem Donnerstag konnte der private Sportsender aber "aktuell nichts sagen".

MSM weiß: Die Verantwortlichen der Formel E um Geschäftsführer Jeff Dodds haben bei mehreren deutschen Sendeanstalten angeklopft, unter anderem den Öffentlich-Rechtlichen. In der Kürze der Zeit dürfte es aber schwierig werden, bis zum bevorstehenden Saisonstart einen Platz bei einem großen TV-Sender zu bekommen, glauben unterschiedliche Szenekenner.

Medienbericht: Formel E klagt gegen ProSiebenSat.1

Die Formel E zeigte sich nach dem kurzfristigen P7-Paukenschlag in einem öffentlichen Statement überrascht und enttäuscht. Laut dem britischen Fachmagazin SportBusiness soll eine Klage gegen ProSiebenSat.1 eingereicht worden sein. Das hilft den Zuschauern und auch den Teams allerdings nicht, die mit ProSieben nach zwei Jahren einen der Top-Broadcaster der gesamten Formel E verloren haben.

Der international bekannte Privatsender aus Unterföhring bei München betrieb einen großen Aufwand für die Formel E und erzielte 2023 mit den Rennen einen Marktanteil von 2,2 Prozent und durchschnittlich 250.000 Zuschauer.

Das entsprach einem leichten Rückgang zum Vorjahr (280.000 Zuschauer bei 2,5 Prozent Marktanteil) und lag erneut einiges hinter den Quoten von Konzernschwester Sat.1, die die Formel-E-Rennen 2021 zeigte (454.000 Zuschauer bei 3,3 Prozent Marktanteil).

Andrea Kaiser gehörte zum Formel-E-Team von ProSieben, Foto: ProSiebenSat.1
Andrea Kaiser gehörte zum Formel-E-Team von ProSieben, Foto: ProSiebenSat.1

Mitch Evans über ProSieben-Aus: "Wirklich blöd"

"Das sind keine guten Nachrichten", kommentierte jüngst Jaguar-Werkspilot Mitch Evans den Verlust von ProSieben im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Die Zahlen waren ziemlich gut. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber der deutsche Markt ist sehr groß. Deshalb ist das wirklich schade. Außerdem habe ich sehr gerne mit der ProSieben-Crew zusammengearbeitet, das ist wirklich blöd."

Vor allem zu Daniel Abt, seinem alten Rennfahrerkollegen, Kumpel und zuletzt TV-Experte bei ProSieben, pflegte Evans ein besonders inniges Verhältnis. Der Gesamtdritte der abgelaufenen Saison: "Ich kenne Daniel seit ich vor vielen Jahren nach Europa gekommen bin. Echt bitter, denn ich habe die Zusammenarbeit mit ihm sehr genossen. ProSieben hatte großes Glück, ihn an Bord zu haben. Das war ein gutes Team. Schade, dass es zu Ende ging."

Deutschland und UK: Formel E hat zwei TV-Baustellen

Mit einer ähnlichen TV-Baustelle wie in Deutschland ist die Formel E aktuell in Großbritannien konfrontiert. Der bisherige Fernsehpartner Channel 4 hat ebenfalls den Stecker gezogen, die Zusammenarbeit endete auch hier nach nur zwei Jahren. Die internationalen Teams und Hersteller betrachten diese Entwicklung mit zunehmender Sorge, hoffen aber nach wie vor auf eine adäquate Lösung.

Testfahrten der Formel E in Valencia im Oktober 2023
Wo wird die Formel E 2024 in Deutschland übertragen?, Foto: Hankook Tire

Der langjährige Jaguar-Teamchef James Barclay sagte zu Motorsport-Magazin.com: "Es ist wirklich schade, dass ProSieben die Formel E nicht mehr ausstrahlen wird. Aus irgendeinem Grund haben die Bedingungen nicht gepasst. Aber ich weiß, dass die Formel E nach einem anderen deutschen Sender sucht, um die Rennen weiterhin einem breiten Publikum im Free-TV zugänglich zu machen."

Der Südafrikaner weiter: "Und in Großbritannien suchen sie auch nach einem anderen terrestrischen Sender, daher ist es nicht so, dass es überhaupt nicht übertragen wird. Es geht vielmehr darum, dass die Formel E manchmal nach einem besseren nächsten Schritt für die Meisterschaft sucht. Aber mit ProSieben ist es sicherlich schade, weil sie einen fantastischen Job mit der Meisterschaft gemacht haben."

Wie es mit der Formel E im deutschen TV weitergeht, bleibt offen. Fest steht immerhin das Starterfeld. Mit diesen Piloten kämpfen die elf Teams 2024 um die Weltmeisterschaft: