Aus Friedrichshafen raus in die weite Welt. Vor etwa zehn Jahren machte Pascal Wehrlein in der Stadt am Bodensee seine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker - und wer hätte damals schon ahnen können, was alles folgen sollte. Jüngster DTM-Champion der Geschichte, zwei Saisons in der Formel 1, nun kämpft der 25-Jährige in der Formel E um Podestplätze und Rennsiege.

Nicht nur Wehrlein hat sich aufgemacht, die Motorsportwelt zu erobern. Ein paar Jahre zuvor - genauer gesagt: 1937 - hatte ZF aus Friedrichshafen bereits die Relevanz des Motorsports für die Serienentwicklung erkannt. In jenem Jahr drehten die ersten Mercedes-Silberpfeile mit Sachs-Dämpfern und Kupplungen aus dem Portfolio des Unternehmens eifrig ihre Runden.

Weitere Meilensteine sollten folgen, darunter Grand-Prix-Siege 1964 von Formel-1-Ikone Jim Clark mit ZF-Getriebe in seinem Lotus 33 R9, der Le-Mans-Triumph von Porsche 1985 mit Sachs-Produkten und nicht zuletzt die sechs Weltmeisterschaften von Ferrari und Michael Schumacher mit Dämpfern von ZF.

Der rasanten Entwicklung der Automobilindustrie folgend, engagiert sich ZF seit 2016 in der aufstrebenden Formel E, die als erste rein-elektrische Formelrennserie der Welt für Nachhaltigkeit und innovative Technologien wirbt.

ZF ist Official Powertrain Partner von Mahindra Racing, Foto: Mahindra/Spacesuit Media
ZF ist Official Powertrain Partner von Mahindra Racing, Foto: Mahindra/Spacesuit Media

Hier kommt es zum Wiedersehen der beiden 'Friedrichshafener Globetrotter': In der am 22./23. November 2019 in Saudi-Arabien beginnenden Saison tritt ZF als neuer Antriebsstrang-Partner von Mahindra Racing auf. Wehrlein und sein Teamkollege Jerome D'Ambrosio wollen den indischen Rennstall, der zu den Pionieren der Formel E zählt, zu weiteren Erfolgen führen.

"Die Formel E ist für ZF eine großartige Bühne, um die Qualität und Leistungsfähigkeit unserer Antriebslösungen für die E-Mobilität von morgen unter Beweis zu stellen", sagt Wolf-Henning Scheider, der Vorsitzende des Vorstands von ZF. "In keiner anderen Rennserie ist der Know-how-Transfer vom Rennsport hinein in die Serienentwicklung so groß wie in der Formel E."

Die Formel E startet am 22./23. November in ihre sechste Saison, Foto: LAT Images
Die Formel E startet am 22./23. November in ihre sechste Saison, Foto: LAT Images

Die Formel E hat sich seit ihrem Debüt 2014 in Peking zum schnellsten Testlabor der Welt für das global beherrschende Thema unserer Zeit entwickelt: Elektrifizierung. Und die schreitet abseits der Rennstrecke genauso rasant voran wie Formel-E-Rennwagen auf den Kursen inmitten weltweiter Millionen-Metropolen wie Mexiko-City, Berlin oder New York.

Während die Formel-E-Rennwagen für immer größere Begeisterung sorgen, herrscht in unserer Gesellschaft weiter Skepsis gegenüber der E-Mobilität. Dem Wunsch nach ständig verfügbarer, bezahlbarer, sauberer und sicherer Mobilität steht eine Realität gegenüber, die von Staus, Emissionen und mangelndem Angebot geprägt ist.

Mit der Unternehmensstrategie 'Next Generation Mobility' arbeitet ZF täglich daran, dass die Mobilität von morgen für alle zugänglich und zugleich erschwinglich bleibt, bequem verfügbar ist, noch sicherer, komfortabler und dabei zugleich effizienter sowie nachhaltiger wird. Diese Haltung fokussiert der Konzern in seiner #MobilityLifeBalance-Initiative. Im Vordergrund steht hier der Nutzen für jeden mobilen Menschen und seine Bedürfnisse.

Neben den aktuell vergleichsweise hohen Anschaffungskosten für Elektro-Autos taucht immer wieder die Frage nach der Reichweite auf. Während die Profis in der Formel E ihre Ressourcen bis aufs letzte Kilowatt einteilen müssen, wäre das im öffentlichen Verkehr sicherlich nicht die optimale Herangehensweise...

Bert Hellwig, Leiter des Systemhauses E-Mobility bei ZF: "Für den Alltagsnutzen von E-Autos ist es wichtig, so viel Reichweite wie möglich aus einer Batterieladung zu gewinnen. Jedes Prozent mehr Effizienz im Wirkungsgrad mündet in zwei Prozent mehr Reichweite."

Um das zu erreichen, verfolgen die Entwickler des Technologieunternehmens unterschiedliche Wege, denn: Einfach eine größere Batterie in Elektro-Autos einzubauen, kann auf lange Sicht keine Lösung darstellen.

Mit dem auf der IAA 2019 erstmals präsentierten ZF EVplus Konzeptfahrzeug zeigt der Technologiekonzern, wohin die Reise führen kann: Der Plug-in-Hybrid fährt rein-elektrisch im Realbetrieb mehr als 100 Kilometer weit. Genügend Reichweite für die meisten Autofahrer, um ihre täglichen Fahrten mit nur einer Batterieladung zurückzulegen. Für lange Strecken springt der Verbrennungsmotor mit ein.

ZF EVplus: Elektromobilität ohne Reichweiten-Angst (01:41 Min.)

Ziel war es auch beim EVplus, alle Komponenten des Antriebsstrangs so gut wie möglich zu gestalten und perfekt aufeinander abzustimmen. So bringen auch vermeintlich kleine Optimierungen in Summe einen spürbaren Effizienzgewinn.

Besonders in diesem Bereich kommt die Formel E ins Spiel. Das 'E' im Seriennamen sollte eigentlich eher für 'Effizienz' statt für 'Electric' stehen. In keiner anderen Rennserie kommt es derart auf einen effizienten und smarten Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen an.

In der Formel E setzten die Experten von ZF beispielsweise erstmals Siliziumkarbid statt des üblichen Siliziums als Halbleiter in der Leistungselektronik ein. Mit Siliziumkarbid lassen sich Chipsätze zehnmal dünner auslegen. Durch den sinkenden Innenwiderstand der Leistungselektronik steigen Wirkungsgrad und Reichweite des Fahrzeugs an. Diese Innovation plant der Konzern auch in seine Serientechnologie zu übernehmen.

"ZF ist ein riesiges Unternehmen und die Zusammenarbeit wird uns sehr helfen", sagt Wehrlein vor seiner zweiten Formel-E-Saison zu Motorsport-Magazin.com. "Bei Mahindra sind wir auf Zulieferer angewiesen und mit ZF haben wir einen Partner, der zusammen mit uns die Entwicklung vorantreibt und uns hoffentlich weiter nach vorne bringt. Ich freue mich sehr darauf, das ist eine Win-Win-Situation."

Kunstvoll gestaltet: Mahindras M6Electro-Rennwagen für die Formel E, Foto: Mahindra/Spacesuit Media
Kunstvoll gestaltet: Mahindras M6Electro-Rennwagen für die Formel E, Foto: Mahindra/Spacesuit Media

Seit Januar 2016 bündelt ZF seine Aktivitäten in der Elektromobilität in der Division E-Mobility. Dort werden die Kompetenzen des Konzerns gebündelt. Insgesamt arbeiten rund 9.000 der insgesamt 149.000 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten weltweit für ZF am Thema Elektromobilität.

Viele von ihnen werden sicherlich mitfiebern, wenn die Formel E in ihre sechste Saison startet. Mit Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche treten zum ersten Mal vier deutsche Autobauer in einer FIA-Meisterschaft gegeneinander an. Mit weiteren acht internationalen Teams und insgesamt 24 Fahrern steht die Elektro-Rennserie vor einer Rekord-Saison. Mit 14 Rennen in zwölf Metropolen auf allen fünf Kontinenten ist der Rennkalender zudem umfassend wie nie zuvor.