Was für ein Thriller: Der Niederländer Richard Verschoor mit perfektem Re-Start nach der ersten Safety-Car-Phase und zieht am Esten Jüri Vips vorbei. Der Hitech Grand Prix-Pilot dominierte das gesamte Wochenende und sah wie der sichere Sieger aus. Doch Verschoor verteidigte nach dem Führungswechsel P1 souverän. Der US Amerikaner Logan Sargeant vervollständigte als Dritter das Podium. Platz vier ging an den Dänen Christian Lundgaard, der sich vor dem Italiener Alessio Lorandi einreihte. Sechster wurde Callum Ilott vor Liam Lawson und Marcus Armstrong. David Beckmann (Trident Motorsport) wurde als Neunter bester deutscher Pilot. David Schumacher überquerte die Ziellinie als 21., Sophia Flörsch schied in der zweiten Rennhälfte aus. Bitter für den Formel-3-Champion 2019 Robert Shwartzman: Der Russe touchierte am Start den Hinterreifen von Lundgaard und beschädigte sich seinen Frontflügel. Damit war die Titelverteidigung bereits nach wenigen Sekunden gelaufen.

Der Rennverlauf: Bereits am Start macht Richard Verschoor eine gute Figur. Er positioniert sich geschickt und zieht noch vor der Lisboa-Kurve an den beiden Streithähnen Christian Lundgaard und Robert Shwartzman vorbei. Jüri Vips verteidigt indes die Führung. Der Este beeindruckt mit einer unglaublichen Startphase. Bereits nach einer Runde hat er fast zwei Sekunden Vorsprung auf seinen Verfolger herausgefahren. Verschoor ist dennoch der große Gewinner am Start.

In Runde 3 kommt es zu zwei verhängnisvollen Crashes. Zum einen trifft es in den engen Schluchten des 6,2 Kilometer langen Guia Circuit den Italiener Leonardo Pulcini. Den anderen Unfall verursacht DTM-Fahrer Ferdinand Habsburg. Das Safety Car kommt für mehrere Runden auf die Strecke. Vor dem Re-Start in Runde 7 positioniert sich Verschoor perfekt und überrumpelt den Führenden Vips, zieht vor Lisboa innen am Esten vorbei und bremst ihn aus.

Vips, der bereits seinen zweiten Macau GP bestreitet, lässt nichts unversucht, übt Druck auf Verschoor aus. Doch der Niederländer bewahrt einen kühlen Kopf. Schließlich ist es in Macau eigentlich nur möglich, auf der langen Start-Ziel-Geraden zu überholen. Verschoor verbremst sich zwar hier und da, doch in der letzten Kurve schafft er es in jedem verbliebenen Umlauf, Vips auf Distanz zu halten.

Verschoor mit souveränem Finish, Foto: LAT Images
Verschoor mit souveränem Finish, Foto: LAT Images

Sophia Flörsch sorgt dann noch einmal für ein spannendes Finish. Die Münchnerin, die nach ihrem furchtbaren Crash im vergangenen Jahr auch diesmal mit am Start ist, rollt auf der Start-Ziel-Geraden aus. Die Rennleitung lässt sich Zeit mit der Entscheidung - Flörschs Bolide ist neben der Ideallinie, aber an einer gefährlichen Stelle gestrandet. Eine Runde später kommt das Virtuelle Safety Car zum Einsatz. Die letzte Chance für Jüri Vips?

Es sind noch fünf Runden zu fahren, als das Rennen zum letzten Mal freigegeben wird. Vips zieht noch einmal an, der Druck auf den Führenden wird größer und größer. Vips versucht es erneut vor Lisboa und kommt selbst fast von der Strecke - der Este nimmt viel Risiko. Vier Runden sind noch zu fahren. Doch auch mit DRS-Unterstützung schafft es der Vips nicht vorbei, Verschoor lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und holt seinen ersten Sieg als Macau-Rookie.

Verschoor, Vips, Sargent: Stimmen der Top-3

Richard Verschoor, Sieger: "Ich kann es noch nicht glauben! Es war so ein hektisches Rennen und ich hatte so viel Druck. Nach dem Safety-Car-Restart habe ich mich gut vorbereitet, weil ich das als meine einzige Chance sah, die Führung zu übernehmen. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir gelingt, Jüri hinter mir zu halten. Ich dachte, dass er mich in den letzten beiden Kurven einholen würde. Deshalb habe ich im letzten Sektor versucht, einen möglichst großen Vorsprung herauszufahren."

Jüri Vips, Zweiter: "Ich bin sehr enttäuscht. Wir hatten eigentlich ein perfektes Wochenende. Das DRS hat bei mir am Anfang nicht funktioniert, erst später. Aber als ich es gebraucht hätte, hat es nicht geklappt. Richard ist heute ein tolles Rennen gefahren, er hat seine Möglichkeiten genutzt. Trotzdem schade, weil wir heute viel schneller waren als er. In den letzten Kurven nach dem Safety Car war irgendwas mit meinen Reifen, deshalb konnte Richard aufschließen. Ich musste später viel riskieren und habe mir dadurch meine Reifen zerstört."

Logan Sargent, Dritter: "Der Start war okay, ich habe ein paar Plätze gewonnen. Wir haben heute alles gegeben. Bis zum VSC sah es gut aus. Dann bekam ich aber Probleme mit den Reifen und sie nicht mehr auf Temperatur. Wir versuchen es im nächsten Jahr wieder."

Macau F3 World Cup: Top-10 Rennen

1. Richard Verschoor (MP Motorsport), 15 Runden
2. Jüri Vips (Hitech) +0.7
3. Logan Sargeant (Carlin) +1.5
4. Christian Lundgaard (ART GP) +2.2
5. Alessio Lorandi (Trident) +5.0
6. Callum Ilott (Sauber Junior Team) +5.9
7. Liam Lawson (MP Motorsport), +8.5
8. Marcus Armstrong (Prema) +9.3
9. David Beckmann (Trident) +13.2
10. Fredrik Vesti (Prema) +13.6