In zwei Wochen wird es für die Nachwuchstalente in der Formel 3 wieder ernst. Vom 11. bis zum 13. Februar finden die ersten Testfahrten der Saison in Bahrain statt - zehn Tage vor der Formel 1. Mit dabei: Das deutsche Trio rund um Tim Tramnitz, Sophia Flörsch und Oliver Goethe. Letzterer geht nach einer Rookie-Saison voller Höhen und Tiefen in seine zweite Saison in der Formel 3. Für sein 'Sophomore-Jahr' hat sich Goethe hohe Ziele gesetzt. Den Gesamtsieg hat der 19-jährige, der in der kommenden Saison für Campos an den Start gehen wird, fest im Blick.

Goethes Formel-3-Saison 2023: Voller Höhen und Tiefen

Dass Goethes Zielsetzung nicht komplett unrealistisch ist, konnte er zumindest in Ansätzen im vergangenen Jahr zeigen. Nach seinen Erfolgen in der EuroFormula durfte der Deutsch-Däne bereits im Jahr 2022 erste Formel-3-Luft schnuppern und sicherte sich nach vier überwiegend überzeugenden Rennwochenenden einen Stammplatz bei Trident. Die Erfolgswelle sollte zunächst nicht abebben. Beim Saisonauftakt in Bahrain holte er im Sprint den sechsten und im Hauptrennen sogar den zweiten Platz.

Oliver Goethe zweiter Platz Bahrain
Beim Saisonauftakt in Bahrain konnte Goethe auf Anhieb überzeugen, Foto: Sutton

"Die Zuversicht war groß", sagte Goethe im Interview mit Motorsportweek.com. "Nach dem Gewinn einer Meisterschaft und einigen guten Ergebnissen in der F3 im Jahr 2022 sowie in den beiden Rennen, die ich fuhr. Ich wusste also, dass ich es schaffen kann. Das Selbstvertrauen war wirklich groß, besonders nach Bahrain."

Doch nach dem vielversprechenden Saisonstart hagelte es für Goethe ein Wochenende der Ernüchterung nach dem nächsten. In den folgenden acht Rennen schaffte er es nicht ein einziges Mal in die Top-10. "Die Mitte der Saison verlief nicht wirklich nach Plan", gestand auch Goethe selbst ein. "Es gab viele negative Momente, aber ich denke, dass ich mich in der zweiten Saisonhälfte gut davon erholt habe."

Brustlöser Silverstone: Goethe holt seinen ersten Sieg

Seine Erholung glich eher einer Blitzheilung. Wie aus dem Nichts gewann Goethe das Hauptrennen auf der Traditionsstrecke in Silverstone. Goethes erster Sieg in der Formel 3. "Es war ein besonderes Gefühl, als ich auf dem Podium stand, als die karierte Flagge herauskam und alle feierten, das war unglaublich. Mir fehlten in dem Moment die Worte", rekapitulierte er seinen Silverstone-Erfolg, der sich als wahrer Brustlöser erwies.

In den letzten sechs Rennen schaffte es Goethe drei Mal unter die Top-5 und beendete seine Debüt-Saison in der Formel 3 mit 75 Punkten schlussendlich auf dem achten Platz.

Goethe zurück bei Campos: Wir können den Titel holen

Den Schwung aus der Endphase der vergangenen Saison möchte Goethe mit ins Jahr 2024 nehmen. "Das Ziel in diesem Jahr [2024] ist es, das Formtief zu vermeiden und konstanter in meiner Bestform zu sein, damit ich um die Meisterschaft kämpfen kann", zeigte sich der 19-jährige selbstbewusst.

Gelingen soll das mit dem Campos-Team, dass Goethe einst seine erste Chance auf ein Formel-3-Cockpit gab und zu dem er nach einem Jahr mit Trident wieder zurückkehrt. "Ich habe nichts gegen Trident, sie sind ein tolles Team, das in den letzten Jahren in der F3 sehr gut war", erklärte Goethe. "Aber ich glaube, dass das Campos-Auto auch sehr gut ist und ich glaube, dass ich mit ihnen immer noch gewinnen kann und mit ihnen um die Meisterschaft kämpfen kann. Das ist das Ziel."

Oliver Goethe für Campos beim Macau GP
Bereits in Macau war Goethe in Red-Bull-Farben unterwegs, Foto: Dutch Photo Agency

Haifischbecken Red-Bull-Akademie? Jeder Fahrer muss liefern

In der kommenden Saison wird Goethe das erste Mal als Red-Bull-Junior auf die Stecke fahren. Seit Mitte November 2023 ist er Teil der Akademie unter der Leitung von Dr. Helmut Marko und präsentierte bereits beim Macau GP stolz die Red-Bull-Farben auf seinem Boliden. Dass der Nachwuchsförderung des Brauseherstellers ein knallharter Ruf nacheilt, ist für Goethe dabei kein Problem.

"Für mich ist es eher Aufregung als Druck", sagte er. "Ich glaube, ob ich nun bei einer Akademie bin oder nicht, der Druck ist immer da. Ich muss immer Ergebnisse erzielen, das muss jeder Fahrer tun. Sie unterstützen mich wirklich sehr und es ist eine aufregende Gelegenheit für mich."

Erste Lektionen bekam Goethe bereits von bekannten Weggefährten seines Vorbildes, Sebastian Vettel. "Als ich zu ihnen kam, hatte ich natürlich ein Treffen mit Dr. Marko und auch mit Christian [Horner]. Aber ja, auch Rocky [Guillaume Rocquelin], einer der früheren Chefingenieure. Er leitet vor allem das Akademieprogramm, und er war eine große Hilfe. Er hilft bei der Arbeit im Simulator, und als ich anfing, war er derjenige, der mir sagte, was ich alles lernen kann."