McLaren stapelte seine Erwartungen vor dem Formel-1-Wochenende in China tief. Die Strecke liege dem Auto nicht, die Prämisse an diesem Wochenende laute Schadensbegrenzung, so hieß es. Doch eine Pole Position und zwei Top-5-Platzierungen im Qualifying später wurde die Mannschaft aus Woking Lügen gestraft. Zumindest auf eine Runde. Treten erst im Rennen die wahren McLaren-Schwächen zutage?

Der Sprint am Samstag-Vormittag lieferte ein erstes Bild über die potenzielle Rennpace. Dieses ist allerdings etwas diffus. Lando Norris und Oscar Piastri waren zwar in der Verfolgergruppe mit dabei, konnten aber nicht wirklich in den Kampf um die Podiumsplätze eingreifen. Dieser sich direkt vor ihnen abspielende Kampf half ihnen allerdings möglicherweise dabei, den Anschluss zu halten.

Keine Chance gegen Ferrari? Norris: Ausgangslage wie in Japan

Piastri drückte deshalb nach Platz 4 im Qualifying am Nachmittag auf die Euphorie-Bremse: "Wir haben es schon heute am Morgen im Sprint gesehen, dass das Rennen morgen möglicherweise ein bisschen schwieriger für uns wird und wir im Qualifying wohl unseren Gipfel erreichen." Vor allem die Ferraris hat der Australier im Rennen stärker auf der Rechnung als noch auf eine Runde.

Norris pflichtete seinem Teamkollegen bei: "Es ist ein bisschen wie in Japan. Es war ein gutes Qualifying. Verglichen mit Ferrari sind wir auf einer Position, auf die wir nicht hingehören." Im Rennen erwartet er deshalb einen Verteidigungskampf gegen Carlos Sainz und Charles Leclerc. Das Bild vor zwei Wochen in Suzuka war ähnlich. Dort hatte Norris die Track Position auf seiner Seite, doch im Rennverlauf gelang es beiden Ferrari-Piloten sich dank eines Pace-Vorteils strategisch an ihm vorbeizumanövrieren.

Ferrari-Pilot Charles Leclerc vor Polesetter Lando Norris im McLaren
Ferrari vs. McLaren: Lando Norris fühlt sich vor dem China-GP an die Ausgangslage in Japan erinnert, Foto: LAT Images

"Die frischen Reifen im Qualifying überdecken viele unserer Probleme. Aber wenn es dann so ist wie heute am Morgen, dann zeigen sie sich wieder, sobald die Reifen älter sind und wir mehr Benzin im Tank haben", erklärte der Brite. Seiner Meinung steht McLaren etwa dort, wo man sich selbst vor diesem Wochenende erwartet hatte. "Nur das Qualifying war ein bisschen besser [als erwartet]."

Parc Ferme wieder offen: Hat McLaren den Reifenverschleiß auskuriert?

Dass McLaren im Sprint nicht um das Podium mitkämpfen konnte, bedeutet aber nicht automatisch, dass das Team im 'echten' Formel-1-Rennen am Sonntag dasselbe Schicksal erleiden wird. Denn in diesem Jahr ist neu, dass sich nach dem Sprint noch einmal Parc Ferme öffnet und die Teams somit bis zum Qualifying an der Fahrzeug-Abstimmung Hand anlegen können.

Teamchef Andrea Stella bestätigte, dass man diese Möglichkeit auch bei McLaren genutzt habe, um das Auto besser auf den 56 Runden langen Grand Prix rund um den Shanghai International Circuit abzustimmen. "Ich denke, dass so ziemlich alle Teams in gewisser Hinsicht Anpassungen vorgenommen haben. Wir haben es auf jeden Fall getan und hoffen, dass es morgen gegen den Reifenabbau helfen wird." Stella betont aber: Wunder soll man sich keine erwarten.

Befindet sich McLaren in Shanghai in derselben Ausgangslage wie in Suzuka? So lief der Renn-Sonntag beim GP in Japan:

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