McLaren nimmt den Saisonauftakt in Bahrain aus Reihe vier in Angriff. Sicherlich keine Katastrophe, besonders mit Blick auf die letzten beiden Saisonstarts, aber dennoch machte sich bei Lando Norris (P7) und Oscar Piastri (P8) nach dem Qualifying am Freitag Enttäuschung breit. Diese drückte sich jedoch konträr aus. Während der eine genau wusste, an wem es lag, hatte der andere keine Antwort.

Lando Norris selbstkritisch: Habe nicht abgeliefert!

Lando Norris und Fehler auf Qualifying-Runden werden so langsam zu einem lästigen Problem für den Briten. Auf die Frage, ob er im Bahrain-Qualifying alles rausgeholt habe, konnte er nur verneinen: "Absolut nicht! Es war Sektor 1, den habe ich vermasselt. Ausgangs Kurve Eins hatte ich leichtes Übersteuern, als ich aufs Gas ging. Das hat mich mindestens eineinhalb Zehntel gekostet und das wäre heute Platz Zwei gewesen."

Die McLaren von Oscar Piastri und Lando Norris im Parc Ferme
Lando Norris und Oscar Piastri stiegen enttäuscht aus ihren Autos, Foto: LAT Images

Im extrem engen Spitzenfeld bedeuten Fehler viele Startplätze. Nach Kurve 1 wurde es sogar noch schlimmer: "Es ist frustrierend. Wegen des Fehlers wollte ich dann noch mehr pushen, was falsch war. Den Preis habe ich dann in Kurve 4 bezahlt, als ich weitere Fehler einbaute." Das Ergebnis war Platz Sieben mit vier Zehnteln Rückstand. Auf Charles Leclerc auf Rang Zwei fehlten aber nur etwa zwei Zehntel. Norris musste sich ärgern: "Der Rest der Runde war in Ordnung, aber ehrlich: Das Auto war heute leicht gut genug für die erste Startreihe."

Für ihn ist klar, dass er das Resultat einzig sich selbst zuzuschreiben hat. Mit dem MCL38 ist Norris hochzufrieden: "Ich bin enttäuscht, dass ich das nicht abgeliefert habe. Das Team hat einen großartigen Job gemacht, das Auto fühlt sich fantastisch an. Damit bin ich zufrieden, wir haben es über das Wochenende gut zusammenbekommen."

Oscar Piastri rätselt: Gutes Gefühl vom Donnerstag plötzlich weg

Aufgrund der Fehler von Norris fehlten Teamkollege Oscar Piastri nur sieben Hundertstel auf die Zeit seines Teamkollegen. In Q1 und Q2 war er noch deutlich weiter zurückgelegen. Im Gegensatz zu Norris konnte der Australier aber nicht von seinem Auto schwärmen: "Das war definitiv eine schwierige Session. Ich habe die ganze Zeit zu kämpfen gehabt. Das Auto hat sich nicht so wie gestern Abend angefühlt. Ich muss mir ansehen, warum das so war."

Am Donnerstag überzeugte Piastri noch mit Platz Fünf und einem starken Longrun. Hat er etwas Entscheidendes an seinem Auto geändert? "Nein, darum müssen wir uns es ja auch ansehen", entgegnete der Formel-2-Meister von 2021. Dennoch konnte er sich auf das positive besinnen: "Ich bin definitiv glücklicher als vor 12 Monaten." Bei seinem Debüt schied das Supertalent auf Rang 18 und mit 1,1 Sekunden Rückstand in Q1 aus. 2024 ist er zehn Plätze weiter vorne und sechs Zehntel näher dran, obwohl er mit dem Auto nicht zufrieden ist.

Trotz Quali-Pleite: McLaren sieht sich in guter Position

Trotz des enttäuschenden Qualifyings ist die generelle Stimmung beim Traditionsteam alles andere als schlecht. Bahrain gilt als Problemstrecke für McLaren. Die Stärke in schnellen Kurven kann zu wenig ausgespielt werden. Piastri fällt daher ein überraschendes Fazit: "Wenn wir letztes Jahr Bahrain am Ende der Saison gehabt hätten, dann wären wir vermutlich trotzdem nicht so optimistisch wie jetzt. Dass wir hier in diesem Jahr in ordentlicher Position sind, ist ein gutes Zeichen für das Jahr."

Auch Teamchef Andrea Stella teilte den positiven Eindruck: "Im Vergleich zum letzten Jahr [im Bahrain-Qualifying] haben wir uns um 1,8 Sekunden verbessert. In unserer Rechnung ist das ziemlich genau die Summe von [den Updates aus, Anm. d. Red.] Österreich, Singapur und dem neuen Auto. Rein numerisch können wir unseren Fortschritt also sehen. Das ist positiv. Es ist genug, um mit Aston Martin und Mercedes zu kämpfen." Zwei Teams sieht er aber stärker: "Ferrari und Red Bull sind wohl noch ein bisschen weiter vorne. Sie konnten eine 1.29.1 fahren. Das war für uns außer Reichweite. Lando hätte mit einer guten Runde Platz Zwei oder Drei erreichen können, aber diese Teams haben eine Spitzenleistung, die leicht vor den anderen ist."

Nach zwei Nullnummern in Bahrain: Wie viele Punkte holt McLaren 2024?

Für die McLarens ist im Rennen natürlich deutlich mehr als bei den Katastrophenstarts der beiden Vorjahre drin. Nur, wie viel? Piastri sieht ein zweischneidiges Schwert: "Du kannst hier überholen und die Strategie wird wichtig. Heute hat aber auch gezeigt, dass die Pace-Unterschiede zwischen vielen Autos sehr gering sind. Ich erwarte nicht, dass sich das im Rennen deutlich ändert." Norris stimmte zu: "Es gibt 8 Autos, die alle eng beisammen liegen. Das wird eine gute Show für alle, die zusehen, aber auch eine gute Chance für uns und alle anderen etwas mit der Strategie zu probieren." Mit anderen Worten: Es scheint je nach Rennverlauf alles möglich, in jede Richtung.