Die Plätze Zwei und Drei für Pedro Acosta und MotoGP-Wildcard Dani Pedrosa in einem von Stürzen geprägten Sprint von Jerez haben wohl ein etwas falsches Bild vermittelt. Am Rennsonntag des Spanien GP erlebte KTM ein Debakel. Schlechte Starts, Schlechte Pace, Stürze und Kollisionen. Auch für Brad Binder und Jack Miller ging nichts zusammen. Und das ausgerechnet auf der Strecke, die im Vorjahr noch die meisten Punkte einbrachte.

Erster Rückschlag für Pedro Acosta: Drei Faktoren versauen den MotoGP-Rennsonntag

Am Samstag wurde Pedro Acosta noch von den fantastischen Fans am Circuit Angel Nieto für seinen zweiten Platz im Sprint gefeiert. Doch schon da trügte der Schein etwas. Nach Sturz im Qualifying und Startplatz 10 kamen die Konkurrenten vor ihm alle zu Sturz und der Rookie rückte auf. Am Sonntag dann das Gegenteilige Bild. Es fing bereits mit einem Highspeed-Sturz im Warm Up an. "Auf der Linie war noch etwas Feuchtigkeit aus der Nacht. Außerdem waren die Bedingungen noch recht kalt", erklärte der GasGas-Pilot.

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Acosta blieb zum Glück unverletzt. Doch im Rennen ging es schlecht weiter. "Die erste Runde war ein komplettes Desaster", musste der Spanier zugeben. Dass er aus Runde Eins auf Platz 18 zurückkam, lag an drei Faktoren. "Das kann dir passieren, wenn du ein schlechtes Qualifying hast", hatte der Sturz im Qualifying dann doch noch Konsequenzen. Doch auch der zweite Sturz im Warm Up kostete: "Wir haben am Start viel verloren, weil ich das erste Mal am gesamten Wochenende mit dieser Kupplung gestartet bin. Es stimmt natürlich, dass sie bei beiden Bikes baugleich sind. Aber sie fühlen sich nie ganz gleich an." Das erste Bike hatte er am Morgen zerstört. Bis zum Rennen konnte es nicht mehr repariert werden.

Zu allem Überfluss gab es dann auch noch Rempeleien mit den Honda-Piloten Johann Zarco und Joan Mir, die Acosta weiter zurückwarfen. Danach setzte er noch zu einer Aufholjagd an, aber mehr als Platz 10 war nicht drin. Auch hier profitierte er wie samstags von Stürzen der Konkurrenz, unter anderem von WM-Leader Jorge Martin. Am Ende versuchte Acosta, das Positive zu sehen: "Ich konnte Zeit gutmachen und um die Top 10 kämpfen. Wenn man alle Umstände bedenkt, dann war es ein gutes Resultat." Dennoch hat der junge Himmelstürmer nun seinen ersten Rückschlag erlebt. In der WM-Wertung ging es von Rang Zwei am Samstag auf Rang vier zurück.

Brad Binder und Dani Pedrosa mit gebrauchtem Tag

Auch bei den anderen KTM-Piloten lief kaum etwas zusammen. Brad Binder holte mit Rang 6 noch ein ordentliches Resultat, aber der Südafrikaner war enttäuscht. Auch er verhaute den Start: "Ich habe die Kupplung zu früh losgelassen und bekam zu viel Wheelie. Das war sicher nicht mein bester Start. Es war meine Schuld." Im Sprint war er noch von Startplatz 4 aus in der ersten Kurve in Führung gerauscht. Aber auch ein solcher Raketenstart hätte im Grand Prix wohl nichts geholfen: "Ich hatte ohnehin nicht die Pace, um mit den Jungs an der Spitze mitzuhalten. Ich habe mein Bestes gegeben. Ich dachte etwas mehr für das Rennen im Köcher zu haben, aber leider war das einfach nicht unser Tag."

Dani Pedrosa beim MotoGP-Rennen in Jerez
Dani Pedrosas Wildcard war nur am Samstag von Erfolg gekrönt, Foto: LAT Images

Für Wildcard Dani Pedrosa kam nach der Freude über Platz 3 am Samstag schnell die Ernüchterung. "Ich hatte einen Highspeed-Crash in Kurve 8. Ich denke, es waren die Streckenbedinungen. Wenn du da nicht die perfekte Linie wählst, dann kommst du auf die rutschigen Stellen", erklärte der 'kleine Samurai' sein Ausscheiden. Sein persönliches Ziel der Top 10 konnte er somit nicht erreichen. Zu allem Überfluss verletzte er sich auch noch. "Ich fiel etwas hart ins Kiesbett und habe leichte Schmerzen in den Ellenbogen. Aber es ist nichts gebrochen", gab er aber Entwarnung. Beim Test am heutigen Montag wird der MotoGP-Veteran trotzdem von Pol Espargaro vertreten.

Jack Millers Pechsträhne geht weiter: Bin ich unter einer Leiter durchgelaufen?

Am schlimmsten steht es bei KTM derzeit um Jack Miller. "Ich muss das zurzeit leider häufig sagen: Das war nicht der Tag, den wir uns erhofft haben", konstatiert der Australier. So langsam kann er sich seine Lage nicht mehr erklären: "Ich weiß nicht, ob ich einer schwarzen Katze begegnet bin oder unter einer Leiter durchgelaufen bin. Momentan schaffen wir es einfach nicht, das Glück auf unsere Seite zu ziehen."

Jack Miller vor Pedro Acosta, Raul Fernandez und Franco Morbidelli im Spanien GP der MotoGP
Jack Miller wurde von Pedro Acosta gejagt und später überholt, Foto: LAT Images

Sein Rennen war ein Nackenschlag nach dem anderen. Nach ordentlichem Start konnte 'Thriller Miller' nicht mit der Spitze mithalten. Dann wurde er auch noch von Pedro Acosta auf dessen Aufholjagd geschluckt. Miller wollte das nutzen, doch seine Pechsträhne ging weiter: "Als Pedro an mir vorbeiging, wollte ich mich dranhängen, um zu verstehen, was er anders macht. Leider wurde das frühzeitig beendet, als Franky [Morbidelli, Anm. d. Red.] entschied in eine Lücke zu stechen, die nicht da war. Das Resultat war, dass wir beide früh unter die Dusche durften." Nach vier Wochenenden stehen 22 Punkte zu Buche. Acosta hat bereits 69. Die Chancen des Australiers auf den Werksplatz bei KTM schwinden immer mehr.

Wo ist die KTM-Pace hin?

Pleiten, Pech und Pannen trugen mit Sicherheit ihren Teil bei, doch muss auch festgestellt werden: KTM war in Jerez schlicht nicht schnell genug. Das ist besonders alarmierend, da dies im Vorjahr noch die Paradestrecke war. Brad Binder siegte im Sprint und holte Rang Zwei im Rennen. Jack Miller wurde beide Male Dritter. Davon waren die KTM-Werkspiloten 2024 weit entfernt.

Brad Binder vor Enea Bastianini im Spanien GP der MotoGP
Brad Binder hatte im Rennen Chattering, Foto: LAT Images

Zumindest am Sonntag gab es aber eine Erklärung. Anscheinend ist Ducati nicht allein mit einer bekannten Problematik. "Ich hatte von Runde Eins an eine Menge Chattering. Das machte es sehr schwierig, Speed in die Kurven mitzunehmen", erklärte Binder. "Eine Menge Vibrationen. Es scheint an den neuen Hinterreifen zu liegen" bestätigte auch Miller. Auch Pedro Acosta hatte die neuen Reifen von Michelin im Verdacht. Nur Dani Pedrosa hatte kein Chattering, aber sein Rennen war ja auch schon nach vier Runden zu Ende. KTM muss jetzt in die Analyse gehen. "Es ist ein super Reifen, wenn er funktioniert. Wir müssen einfach verstehen, wie wir ihn im Fenster halten, damit er funktioniert", meint Miller. Der Test nach Jerez kommt also gerade recht.