Viele Formel-1-Fans wissen immer noch nicht, wie sie Daniel Ricciardos Team nennen sollen. Andere fragen sich, wie weit es für die offiziell als Racing Bulls eingeschriebene Mannschaft nach vorne gehen könnte? Die Kooperation mit den Dominatoren von Red Bull wurde stark ausgebaut. Viele erwarteten beim VCARB01 sogar eine Kopie des RB19 aus dem Vorjahr zu sehen. Dies ist nach unserer Analyse aber nicht geschehen. Ricciardo warnt daher vor einer zu hohen Erwartungshaltung zum Saisonauftakt in Bahrain.

Daniel Riccardo: Mit Q3 und Punkten sehr glücklich

Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko hatte nach dem ersten Testtag Spekulationen um ein viel stärkeres Team aus Faenza sogar noch weiter befeuert. Nicht wenige Medien und Fans sprangen auf den Zug mit auf. Ricciardo nimmt dem ganzen nun den Wind aus den Segeln: "Die Zeit wird es zeigen, aber ich glaube nicht daran. Nach dem Test haben wir eine Vorstellung von unserem Rückstand auf die Führenden. Das schwankt zwar um ein paar Zehntel, aber ich denke es ist immer noch eine recht große Lücke."

Er verortet sein Team in etwa da, wo es gegen Ende der Vorsaison war: "Ich bin realistisch und denke, dass da immer noch einige Teams dazwischen [zwischen Red Bull und den Racing Bulls, Anm. d. Red.] sind. Wenn ich hier mit einem Q3-Einzug und Punkten abreise, dann wäre ich sehr glücklich. Aber stehe ich hier und sage, dass wir definitiv in Q3 und Punkte holen müssen? Da bin ich mir ehrlicherweise nicht sicher."

RB nicht mit Schritt wie Aston Martin oder Racing Points Mercedes-Kopie

Der achtfache Grand-Prix-Sieger erwartet nicht, dass RB einen Sprung macht, wie es ihn die Formel 1 zuletzt zweimal gesehen hatte: "Wir bekommen unsere Antwort in 48 Stunden. Manche Leute denken, dass wir wie Aston letztes Jahr oder der pinke Mercedes [der Racing Point von 2020, Anm. d. Red] von vor ein paar Jahres sind. Lasst uns abwarten. Ich würde mich gerne selbst überraschen und um das Podest kämpfen, aber ich denke, sobald wir unser Resultat am Wochenende einfahren, werden diese Leute sich beruhigen."

Der Aston Martin AMR23 war mit der Hilfe einiger ehemaliger Red-Bull-Mitarbeiter wie Technikchef Dan Fallows entstanden. Beim Racing Point von 2020 handelte es sich sogar um eine 1:1 Kopie des dominierenden Mercedes von 2019. Ähnliche Befürchtungen gab es nun bei der engeren Kooperation zwischen den beiden Red-Bull-Teams. Insbesondere McLaren-Teamboss Zak Brown schießt seit Wochen gegen die Neuausrichtung des zweiten Teams der Brausemarke. Red Bull wies diese Kritik stets zurück.

Aston Martin fuhr zum Auftakt 2023 direkt aufs Podium, Foto: LAT Images
Aston Martin fuhr zum Auftakt 2023 direkt aufs Podium, Foto: LAT Images

Riccardo sieht die Befürchtung, dass bald vier Red Bulls an der Spitze fahren könnten, als übertrieben an. Es gäbe zwar Hilfe vom großen Bruder, aber deren Wirkung werde überschätzt: "Natürlich haben wir ein paar Teile, die wir benutzen dürfen, aber das bringt uns nicht auf das Level, das sich manche erwarten oder erhoffen." Red Bull ist noch weit voraus: "Nach letzter Saison würdest du vielleicht ein paar kleine Verbesserungen erwarten, aber dass sie mit dem vermutlich am meisten weiterentwickelten Auto aus der Winterpause kommen, wow!"

Red-Bull-Cockpit ein Ziel aber kein Fokus für Ricciardo

"Ich bin aber nicht überrascht, denn ich weiß ja, wie sie sind", kommentierte Ricciardo den Fortschritt des RB20. In diesem, oder seinem Nachfolger, will der Australier auch selbst wieder Platz nehmen. Als eine Ablenkung will er seine Aufstiegsambition aber nicht verstanden wissen: "Stehe ich in der Startaufstellung mit dem Gedanken, dass ich mit einem guten Rennen diesen Platz bekomme? Nein, das tue ich nicht. Es ist am besten zu sagen, dass es dieses Ziel zwar gibt, aber mein Fokus nicht darauf liegt." Dieser liegt nun erst einmal auf dem Saisonauftakt.