Nach einer enttäuschenden Formel-1-Saison 2023 krempelten die Racing Bulls in der Winterpause einige ihrer wichtigsten Positionen im Team komplett um. Laurent Mekies kam als neuer Teamchef von Ferrari, der von Alpine gefeuerte Alan Permane übernahm als Sportdirektor, Tim Goss wechselte etwas überraschend aus den Reihen der FIA nach Faenza, und auch Guillaume Cattelani wechselte direkt von Red Bull in die Aeroabteilung des Schwesterteams.

Dabei sorgte vor allem die Einstellung von Letzterem im Fahrerlager für Aufsehen. Während die anderen Neuverpflichtungen ihren 'Gardening Leave', also den Zeitraum, in dem ein Mitarbeiter weder für sein altes noch sein neues Team arbeiten darf, abgesessen haben, das noch immer tun, oder zu keinem verpflichtet waren, konnte Cattelani seine neue Position direkt antreten.

F1-Teams sauer auf Red Bull! Unfairer Vorteil durch Zweitteam? (16:40 Min.)

Laurent Mekies stellt klar: Wir halten uns an die Regeln

Personelle Neuverpflichtungen wie diese sind Wasser auf den Mühlen der Kritiker des Konstrukts rund um Red Bull und dessen Schwesterteam. Vor allem McLaren-Teamchef Zak Brown machte in den vergangenen Monaten keinen Hehl aus seinem Unmut über die Situation, schrieb in einem offenen Brief sogar von Wettbewerbsverzerrung. Haben die Racing Bulls bei der Verpflichtung von Cattelani eine Ausnahme beim Gardening Leave bekommen, einfach nur weil der Ingenieur vorher beim Mutterkonzern angestellt war?

"Es ist nicht korrekt zu behaupten, dass es keinen Gardening Leave bei den Personalbewegungen gab", dementierte Neo-Teamchef Laurent Mekies vehement. Der Franzose hat selbst FIA-Vergangenheit und ist daher mit den Regeln rund um Personaltransfers bestens vertraut. "Wir gehen zur FIA und legen die Karten auf den Tisch: Wir werden diesen Mann einstellen - Das ist es, was er tut. Wir einigen uns darauf, was ein angemessener Gardening Leave für diesen Mann ist, und das ist es, was wir tun. Es ist also schlichtweg falsch zu denken oder zu sagen, dass sie keinen Gardening Leave hatten", so Mekies.

Mekies mit Spitze in Richtung Zak Brown: Wir erlauben uns das nicht

Der 46-Jährige geht sogar noch einen Schritt weiter und behauptet, dass sich sein Team bei dem Wechsel zwischen Red-Bull- und Racing-Bulls-Personal an mehr Regeln halten würde, als eigentlich notwendig sei. "Das Schöne daran ist, dass ich nicht zur FIA gehen muss, wenn ich einen Fahrer von Mercedes oder Ferrari einstelle, aber ich muss es tun, wenn ich einen Fahrer von Red Bull einstelle, oder?", fragte er rhetorisch-sarkastisch.

Vergangene Saison war Laurent Mekies noch für Ferrari aktiv, Foto: LAT Images
Vergangene Saison war Laurent Mekies noch für Ferrari aktiv, Foto: LAT Images

"Bei diesen Leuten setzen wir im Einvernehmen mit der FIA selbst einen Zeitraum zwischen drei und sechs Monaten fest. Die Ironie dabei ist, dass wir, wie ich schon sagte, einen Mann aus einem anderen Team innerhalb eines Tages holen können, wenn wir uns mit diesem Team einigen", stellte der Teamchef klar.

Schlussendlich erlaubte sich Mekies eine Spitze in Richtung des größten Feindes des Red-Bull-Konstrukts Zak Brown. Dieser hatte vor etwas mehr als einem Jahr selbst darauf verzichtet, auf die 'Gardening-Leave-Karte' zu pochen und gab seinen damaligen Teamchef Andreas Seidl direkt für einen Wechsel zu Sauber frei - trotz drei Jahre Restvertrag.

"Tatsächlich kommt es vor, dass die Leute, die uns kritisieren, manchmal von einem Tag auf den anderen wechseln, darunter auch ein Teamchef", spielte Mekies auf den Wechsel an, ohne explizite Namen zu nennen. "Aber ironischerweise erlauben wir uns das bei Red Bull nicht."