Guanyu Zhous Formel-1-Zeugnis 2023: Fehlerfrei, aber langsam

Guanyu Zhou war in der Formel-1-Saison 2023 so etwas wie das Mauerblümchen der Königsklasse und passte damit perfekt zu Alfa-Sauber, die ihrerseits wohl ebenfalls das unauffälligste Team im Feld waren. Der große Leistungssprung im Vergleich zum Vorjahr blieb bei dem ersten chinesischen F1-Fahrer aus, dafür behielt er seine Fähigkeit aus 2022 bei, dass er so gut wie keine Fehler beging oder Unfälle verursachte. Motorsport-Magazin.com nimmt das zweite Jahr von Zhou in der Formel 1 unter die Lupe.

Guanyu Zhous Qualifying-Statistik 2023

Guanyu Zhou im Qualifying: Auf eine Runde war Zhou noch nie eine Offenbarung. Das setzte sich auch in seiner zweiten Saison fort, obwohl es am Start des Jahres noch etwas anders aussah. Denn Zhou besiegte Bottas in drei der ersten fünf Qualifying-Sessions (inklusive Sprint Shootout). Doch im Laufe der Saison flachte diese Entwicklung wieder ab.

Der 24-Jährige war unter dem Strich über weite Teile des Jahres nur der zweitschnellste Alfa-Pilot auf eine Runde. Darüber konnte auch sein persönliches Highlight in Form der Qualifikation in Budapest nicht hinwegtäuschen. Dort landete Zhou auf der fünften Position, während Bottas mit P7 ein starkes Team-Resultat komplettierte. Neben einem zehnten Startplatz in Mexiko blieb es aber eine von nur zwei Q3-Teilnahmen in diesem Jahr.

Guanyu Zhous Renn-Statistik 2023

Guanyu Zhou im Rennen: Auf die Renndistanz war Zhou genauso unauffällig wie im Qualifying. Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Denn weder tauchte er häufig in den Punkten auf, noch leistete sich Zhou viele Fehler. Bitter für ihn, dass sein einziger nennenswerter Fehler und die aussichtsreichste Position, die er im ganzen Jahr innehatte, nur durch wenige Sekunden voneinander getrennt waren. In Ungarn vermieste ihm ein Defekt den Start von der fünften Position. Ein spätes Bremsmanöver in Kurve 1 endete anschließend im Heck von Daniel Ricciardo.

Doch Ausnahmen bestätigen die Regel, abgesehen von konsequenzlosen Trainings-Drehern ließ er sich sonst nichts zu Schulden kommen. Im Rennen war er praktisch auf Augenhöhe mit Valtteri Bottas. Doch vor allem in Kombination mit einer schlechten Startposition waren Punkte im Alfa-Sauber nur in seltenen Fällen erreichbar. Dementsprechend bescheiden ist auch die Ausbeute von lediglich sechs Zählern.

Guanyu Zhous Entwicklung: Wie schon vorher angeschnitten, schien Zhou vor allem zum Saisonanfang einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Danach kam aber nicht mehr viel und im teaminternen Vergleich rutschte er im Laufe des Jahres vielleicht sogar ein bisschen zurück. Verglichen mit 2022 war Zhou zwar dennoch eine Spur besser unterwegs, aber ein Leistungszuwachs zwischen Bahrain und Abu Dhabi war nicht wirklich ersichtlich.

Das sagte Guanyu Zhou: "Wir müssen weiterhin hart arbeiten. Vor allem in der Entwicklung. Dieser ganze Mangel an Leistung… Wir haben für das nächste Jahr ein anderes Konzept für die Gestaltung unseres Autos. Mit dem Auto in dieser Saison hatten wir ein bisschen mehr zu leiden."

Das sagt MSM: Guanyu Zhou ist der wohl unauffälligste Fahrer der Formel 1. Einerseits ist das seine große Stärke, da er kaum Fehler macht. Andererseits auch seine größte Schwäche, denn Spitzenleistungen sieht man bei ihm nur sehr vereinzelt. Beinahe bekommt man das Gefühl, dass Zhou nicht immer an das Limit geht, sondern vielmehr darauf bedacht ist, sein Auto heil zu behalten. Kurzfristig ist er damit natürlich der Traum jedes Teamchefs, langfristig wird er davon aber auch nicht schneller. Es gilt die alte Motorsport-Weisheit: Konstanz kann man lernen, Speed nicht. 2023 hat Zhou einen kleinen Schritt nach vorne gemacht und war vor allem im Rennen auf Augenhöhe mit einem seinerseits häufig motivationslosen Valtteri Bottas. Mehr als nur ein lukrativer Platzhalter bis zur Audi-Ankunft ist Zhou aber wohl doch nicht.

Im Dezember nehmen wir jeden Tag einen Formel-1-Fahrer unter die Lupe unter stellen ihm ein Zeugnis für die abgelaufene Saison aus. Wer hat gut abgeschnitten, wer nicht so gut? Am Mittwoch war Kevin Magnussen an der Reihe. Wie sein Zeugnis ausfällt, könnt ihr hier nachlesen: