1. - S wie Startaufstellung

Es kommt einem viel länger vor, als es eigentlich her ist. In Spa-Francorchamps stand mit Charles Leclerc kürzlich erst ein Ferrari-Fahrer auf der Pole Position. Diese war jedoch einer Startplatzstrafe für Max Verstappen geschuldet. Tatsächlich gelang es Ferrari seit neun Rennwochenenden nicht mehr, den Weltmeister im Zeittraining aus eigener Kraft zu bezwingen. Durch die Pole Position von Carlos Sainz in Monza, hatten die Roten erstmals seit Baku wieder die Oberhand.

Max Verstappen musste sich im Wohnzimmer der Tifosi um 0,013 Sekunden geschlagen geben und startet neben dem Spanier aus der ersten Reihe. Dahinter lauern Charles Leclerc und George Russell. In Reihe drei hat sich Alex Albon im Williams zum fünften Mal in dieser Saison in die Spitzengruppe gemogelt. Mit Lewis Hamilton und Fernando Alonso von den Startplätzen 8 und 10 ist auch dahinter mit Spannung gesorgt. Ebenfalls im Auge behalten sollten wir das Alpine-Duo, das nach einem Frust-Qualifying von 17 und 18 losfährt.

2. - S wie Start

Nach neun Siegen in Folge und mit der Gewissheit, das beste Auto unter dem Hintern zu haben, hat Max Verstappen am Start zweifelsohne die Ruhe weg. Carlos Sainz und Charles Leclerc können das nicht von sich behaupten. Der Traum vom Ferrari-Sieg in Monza lebt und das werden die Ferrari-Piloten schon auf der Einführungsrunde zu spüren bekommen, wenn die Tifosi auf den Tribünen steil gehen. Verstappen am Start nicht das Kommando zu überlassen, wird für sie entscheidend sein, um diesen Traum länger als die ersten 453 Meter bis zur Prima Variante am Leben zu halten.

Die Startphase in Monza ist stets eine der besonders heißen im Formel-1-Kalender. Auf der ersten halben Runde wechseln sich Highspeed und Stop-and-Go ab. Die Windschattenspiele beginnen mit dem Erlöschen der Ampeln. Auf den Geraden wird aus dem Windschatten attackiert und der Ziehharmonikaeffekt in der ersten Schikane birgt ein enormes Unfallrisiko - und genauso geht es danach weiter. Erst nach der zweiten Schikane sortiert sich das Feld in den Lesmo-Kurven, entzerren kann es sich auf den darauffolgenden Geraden aber nicht. Den Start zu gewinnen, dürfte Pole-Sitter Sainz also noch lange nicht reichen, um den Traum der Ferrari-Fans wahr werden zu lassen.

3. - S wie Sommerwetter

Selten regnete es in einer Formel-1-Saison so häufig wie im Jahr 2023. Zwischen Barcelona und Zandvoort gab es für die Königsklasse kein entrinnen. An sieben Rennwochenenden in Serie wurde der Samstag vom Regen heimgesucht. In Monza wurde der Bann gebrochen und auch der Renntag dürfte anders als zuletzt in Zandvoort ebenfalls trocken bleiben. Die Meteorologen prognostizieren schönstes italienisches Spätsommerwetter bei Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius. Eine Regenwahrscheinlichkeit ist nicht vorhanden.

4. - S wie Strategie

Zum zweiten Mal nach dem Ungarn GP probiert die Formel 1 in Monza die alternative Reifenallokation aus. Den Teams standen dieses Wochenende nur 11 statt 13 Sätze zur Verfügung. Darüber hinaus mussten im Qualifying alle drei Mischungen gefahren werden. Dadurch bedingt stehen den Fahrern nach drei Trainings und der Qualifikation nicht mehr allzu viele Reifensätze für das Rennen zur Verfügung. "Wir haben für das Rennen morgen keine neuen Reifen mehr", erklärte Albon am Samstag. Der Williams-Pilot erklärte den Soft-Compound darüber hinaus zum "Marshmallow-Reifen."

Pirelli wählte für die weichste Mischung den C5-Reifen, welcher bei Asphalttemperaturen von über 40 Grad Celsius auf dem Longrun kaum zu gebrauchen sein wird. Dementsprechend sind die Medium- und Hard-Kontingente für das Rennen entscheidend. Im Qualifying schafften es nur Ferrari und Red Bull mit einem Satz Hard durchs Q1. Alle anderen Teams brauchten zwei und haben damit für das Rennen einen weniger zur Verfügung. Pirelli hat als schnellste Strategie für die Renndistanz von 53 Runden eine Einstopp-Taktik errechnet, bei der Hard und Medium zum Einsatz kommen.

5. - S wie Safety Car

Unter den altgedienten Rennstrecken hat Monza den Spagat zwischen Tradition und Moderne mit seinem Layout wohl mit am besten gemeistert. Zuletzt entfernte sich die Rennstrecke sogar wieder etwas von den anspruchslosen asphaltierten Auslaufzonen und legte in der Parabolica ein weitreichendes Kiesbett an. Die Natur des Kurses bestraft Fehler ähnlich hart wie zuletzt der Dünenkurs von Zandvoort, was sich schnell aufs Renngeschehen auswirken kann.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Bernd Mayländer in Monza mit dem Safety Car ausrücken muss, liegt bei 80 Prozent. Vier der letzten fünf Grands Prix von Italien mussten aufgrund von Zwischenfällen neutralisiert werden und zwei davon nahmen einen spektakulären Ausgang. Im Jahr 2020 gewann Pierre Gasly sensationell für AlphaTauri. Im Jahr darauf sorgte Daniel Ricciardo im McLaren für einen weiteren Underdog-Sieg.

6. - S wie Strecke

Das Autodromo Nazionale Monza ist der 'Temple of Speed'. Seit 1950 gehört der 1922 vor den Toren Mailands errichtete Hochgeschwindigkeitskurs zum Formel-1-Kalender und wurde in dieser Zeit nur ein einziges Mal nicht von der Königsklasse befahren. Das seit dem Jahr 2000 genutzte Layout mit einer Länge von 5,793 Kilometern hat von seinem einmaligen Charakter nichts eingebüßt. Höchstgeschwindigkeiten von über 350 km/h und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 260 km/h machen den Grand Prix in Monza auch bei seiner 73. Ausgabe zum schnellsten Spektakel im Kalender.

Der Vollgasanteil beträgt auf dem Kurs mit seinen sieben Rechts- und vier Linkskurven 80 Prozent. Neben den ohnehin besten Voraussetzungen für Windschattenschlachten begünstigen zwei DRS-Zonen vor den Kurven 1 und 8 die Überholmöglichkeiten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von Rennsieger Max Verstappen betrug im Vorjahr 228,729 km/h. Die von Sergio Perez gefahrene Fastest Lap war eine 1:24.030 Minuten. Mit dieser war der Mexikaner vom Rundenrekord jedoch weit entfernt. Rubens Barrichello stellte 2004 im Ferrari auf dem Weg zum Sieg mit 1:21.046 Minuten einen im Rennen bis heute unerreichten Wert auf.

7. - S wie Sieger

Die Ausgangslage für den Grand Prix auf dem Autodromo Nazionale Monza hat es aus mehreren Gründen in sich. Nicht nur, dass der Druck auf Ferrari beim Heimrennen gnadenlos hoch ist. Carlos Sainz und Charles Leclerc sind ohnehin verzweifelt für einen Sieg, denn die Scuderia hat seit Spielberg 2022 nicht mehr gewonnen. Vor diesem Hintergrund wären beide nur zu gerne der Erlöser der Tifosi, und mit einem Ferrari-Sieg in Monza ist ein Platz in den Geschichtsbüchern der Italiener sicher. Leclerc hat sich diesen schon 2019 gesichert.

Bereits 19 Mal trug sich ein Ferrari-Pilot in der Formel 1 in die Siegerlisten von Monza ein. Spitzenreiter in dieser Statistik ist wenig überraschend Michael Schumacher, der in Rot fünf Mal den Königlichen Park von Monza in Ekstase versetzte. Damit ist er auch Rekordsieger beim Grand Prix von Italien, doch diesen ersten Platz teilt er sich mit niemand geringerem als Lewis Hamilton. Der Brite war ebenfalls schon fünf Mal siegreich.

Unter den aktiven Fahrern gibt es neben ihm und Leclerc noch zwei weitere, die in Monza schon ganz oben auf dem Podium standen. Fernando Alonso gewann 2007 für McLaren und durfte sich 2010 als Ferrari-Fahrer feiern lassen. Der amtierende Weltmeister und Favorit Max Verstappen war im Vorjahr erstmals erfolgreich. Für ihn wäre der zweite Sieg in Monza ein besonders geschichtsträchtiger. Es wäre der zehnte in Folge, womit er den 2013 von Sebastian Vettel aufgestellten Rekord für die meisten Siege in Serie endgültig in den Schatten stellen würde. (Formel 1 live aus Monza: News von heute im Ticker)