Angesichts der jüngsten McLaren-Performances müssten die Startplätze sieben und neun für Oscar Piastri und Lando Norris in Monza enttäuschend für den britischen Traditionsrennstall sein. Tatsächlich zeigte sich Teamchef Andrea Stella nach dem Qualifying zum Italien-GP aber zufrieden: "Wenn, dann war es eine positive Überraschung, dass wir zwei Autos in Q3 hatten und nur eine halbe Sekunde langsamer als die Pole waren."

Denn McLaren hätte in der Hochgeschwindigkeitskathedrale mit weniger gerechnet. Viel Vollgas und dazu zwei extrem langsame Kurven sind so ziemlich das Gegenteil von dem, was der MCL60 gerne mag. "Wir verlieren extrem viel Zeit in den ersten beiden Schikanen", bestätigt Stella.

McLarens Monza-Flügel reicht im Qualifying nicht

An der Topspeed-Schwäche konnte auch das Monza-Update nichts ändern. In Spa profitierte der Rennstall von Regen und dem immerhin kurvenreichen Mittelsektor. Für Monza musste aber ein neues Paket her. Die Ingenieure brachten einen komplett neuen Heckflügel, der mit einem weniger stark angestellten Beam-Wing einherging. Als zweite Option wurde der Spa-Flügel noch auf etwas weniger Abtrieb getrimmt.

"Die Entscheidung war aber nicht schwer", gab Stella an. McLaren entschied sich für die neue Variante, die lieferte, was sie sollte. Sie konnte nur das Grundproblem des Autos nicht beheben: Der MCL60 wird aerodynamisch ineffizient, sobald man ihn auf wenig Abtrieb trimmt. "Es war ein guter Fortschritt, aber es ist noch mehr nötig", fordert Stella.

McLaren-Heckflügel in Monza im Vergleich
Links der Monza-Flügel, rechts der getrimmte Spa-Flügel, Foto: LAT Images

McLaren reicht Windschatten-Jagd im Qualifying nicht

Um das zu kompensieren, versuchte man es mit Windschatten. Beide Piloten hatten im Q3 einen guten erwischt. "Aber ich hatte das Gefühl, dass ich zu nah dran war", klagte Norris. "Ich habe auf den Geraden nicht so viel gewonnen, wie wir dachten. In den schnellen Kurven, in den Lesmos und in Ascari, habe ich aber die verwirbelte Luft gespürt."

"Für uns war es besser, wenn wir zu weit weg waren, als wenn wir zu nah waren", ist sich Norris sicher. Der Teamchef widerspricht seinem Piloten: "Beide Fahrer lagen rund drei Sekunden hinter einem anderen Auto, das eine gute Position."

Allerdings fühlte sich Norris am Samstag generell nicht so wohl im Auto wie noch am Freitag. Folgerichtig brummte ihm Teamkollege Piastri die vierte Qualifying-Niederlage der Saison auf. Aber auch der Australier war nicht wirklich glücklich.

Im Q1 wurde ihm eine Runde gestrichen, weil er in Kurve sieben die Strecke verlassen hatte. Im letzten Anlauf schaffte er den Sprung locker, trotzdem blieb Piastri selbstkritisch: "Ich war das ganze Qualifying über nicht wirklich zufrieden mit meinen Runden. Nur im letzten Versuch habe ich es dann hinbekommen. Es war das Gegenteil von Zandvoort, als ich den letzten Versuch verhauen habe." Mit seiner Q3-Zeit war der Rookie knapp zwei Zehntelsekunden schneller als Teamkollege Norris. (Formel 1 live aus Monza: News von heute im Ticker)